Fertig!

Fertig Cover
Cover / Foto: 2F Spiele

Über Solo-Spiele im Allgemeinen habe ich mich ja erst kürzlich in einer Brettgeschichte ausgelassen. Heute möchte ich ein aktuelles Exemplar genauer vorstellen. Lange Zeit gab es für mich das Solo-Spiel überhaupt auf dem Markt: Freitag von 2F-Spiele. Freitag meint nicht den Wochentag, sondern die Person aus der Robinson Crusoe-Geschichte, welcher diesem verhilft von der Insel zu fliehen, damit er selbst wieder seine Ruhe hat. Ein knackig schweres Spiel für Abende, an denen sich keine einiger Mitspieler findet. Da dieses auch viele Jahre nach dem Erscheinen noch in vielen Kreisen als DAS Solo-Spiel kursiert, hatte ich große Hoffnungen in das neue Solo-Spiel von Friedemann Friese. Ein Spiel über Büroarbeit, bei dem Akten sortiert werden sollen.

Spielmaterial:

Die kleine Schachtel offenbart jede Menge Material. Neben den 48 länglichen Spielkarten, die in sortierter Reihenfolge ein Daumenkino ergeben, sind sieben weiße Kaffeetassen und 10 Bonbon-Marker aus Holz enthalten. Die Spielanleitung ist dreigeteilt, eine beschreibt den allgemeinen Spielablauf, ein weiterer Zettel die Sonderaktionen. Ein weiteres Blatt gibt eine kurze Übersicht. Das empfinde ich recht verwirrend, man hätte das sicherlich übersichtlicher in einer einzigen Anleitung verpacken können.

Spielmechanismus:

Dafür muss ich etwas ausholen. Im meinem Aufbaustudium hatte ich Probleme mit dem Modul Quantitative Entscheidungslehre, welches mit einer mündlichen Prüfung abschloss. Mathematik lag mir noch nie besonders, daher hatte ich Probleme die in diesem Modul behandelten Themen mündlich zu beschreiben. Es ging um Algorithmen, deren Komplexität und wie Algorithmen im Arbeitsumfeld angewendet werden können. Dabei gehörte der Bubblesort-Algorithmus noch zu den am einfachsten zu beschreibenden. Dabei werden von links nach rechts jeweils zwei nebeneinander stehende Zahlen verglichen und bei Bedarf ausgetauscht. Das erfolgt in mehreren Durchläufen, während derer die Zahlen ähnlich wie Blasen im Wasser immer weiter nach oben steigen und am Ende eine sortierte Reihenfolge aufweisen.

Vom Grundprinzip haben wir genau solch eine Aufgabe in diesem Spiel vor uns. Die Karten mit den Zahlen von 1 – 48 sollen in aufsteigende Reihenfolge gebracht werden. Dafür werden in jedem Zug drei Karten aufgedeckt und sortiert zur Seite geschoben. Nur wenn eine gesuchte Zahl (zu Beginn die 1, dann aufsteigend die nächsten Zahlen) auftaucht, gelangt diese auf den Zielstapel. Werden die nächsten Karten zur Seite geschoben, gelangen die dort bereits befindlichen in dieser Reihenfolge auf den Ablagestapel. Dadurch werden immer kleine Kartenpakete sortiert abgelegt, um in späteren Durchläufen idealerweise vorsortierte Karten nacheinander ablegen zu können. Dabei helfen die Sonderfunktionen vieler Karten. Manche bringen Bonbons ein, die wiederum zur Nutzung der anderen Sonderfunktionen abgegeben werden. Man kann weitere Karten aufdecken oder eine Reihe in die Zukunft schieben, sodass zunächst weitere drei Karten verarbeitet werden können. Andere Aktionen erlauben das Zurückholen von Karten aus der vorsortierten Reihe an der Seite oder das verschieben einzelner Karten in die Zukunft. Immer wenn die Karte mit der Nummer 48 auf den Ablagestapel gelangt, muss ein Kaffee getrunken werden, indem man eine Tasse abgibt. So spielt man sich über maximal acht Runden immer wieder durch den Stapel, bekommt Bonbons hinzu und kann diese für Sonderaktionen ausgeben.

Fertig! Spielmaterial
Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Spielende:

Das Spiel endet positiv, wenn die Karten von 1 bis 48 wieder als sortierter Stapel vorliegen, bevor der letzte Kaffee abgegeben werden muss. Oder es endet mit einer Niederlage, wenn bis zum Ende des letzten Durchlaufs keine vollständige Sortierung erreicht werden konnte. Wie viele Kaffeetassen und damit Runden zur Verfügung stehen, wird über die Schwierigkeit gesteuert. Außerdem beeinflusst der Schwierigkeitsgrad die Bonbons, mit denen man in das Spiel startet.

Spieleranzahl:

Als reines Solo-Spiel nur alleine spielbar.

Glücksfaktor?

Die Reihenfolge der Karten zu Beginn im Stapel beeinflusst den Spielverlauf. So kam manches Mal schon im ersten Durchlauf das Gefühl auf, die Partie nicht gewinnen zu können. Bei einem waschechten Bubblesort-Algorithmus würde man sagen, dass der Durchlauf des Algorithmus am längsten dauert, wenn die Karten komplett absteigend sortiert vorliegen. Das kann man auf Fertig nicht exakt herunter brechen, denn hierbei werden immer mindestens drei Karten in Reihenfolge gebracht. Der Spielverlauf ist somit abhängig von der Durchmischung der Zahlenkarten und natürlich vom Einsatz der Sonderaktionen, um die Durchläufe effektiver zu gestalten.

Fazit:

Nach vielen Durchläufen habe ich es geschafft, den Stapel rechtzeitig zu sortieren und wurde dafür mit einem Daumenkino belohnt. Die Grafik ist jedoch Geschmackssache, mein Fall ist sie nicht wirklich. Und Kaffee ist grundsätzlich auch nicht mein Fall, einfach nicht mein Geschmack. Bis dahin war es ein langer Weg, die Regeln, vor allem die der vielen Sonderaktionen, habe ich nicht auf Anhieb verstanden. Ich brauchte erst Hilfe von Micha, um mir das Spiel erklären zu lassen, damit ich alleine spielen konnte. Die verwendeten Grafiken halte ich nicht für selbsterklärend. Und auch dann hat es gedauert, bis ich eine Partie gewinnen konnte. Bis dahin war mein Ehrgeiz geweckt, es immer und immer wieder zu probieren. Es konnte nicht annähernd in der benannten Spielzeit von 30 Minuten geschafft werden. Mit jeder Partie haben sich die Regeln besser ins Gehirn eingebrannt, trotzdem dauert das Durcharbeiten des Kartenstapels einfach seine Zeit. Und ordentlich Platz wird benötigt. Schließlich hat man verschiedene Auslagen, jeweils mit mindestens drei Karten. Eine weitere hilfreiche Fähigkeit ist ein gutes Gedächtnis, denn umso besser man sich die sortierten Reihenfolgen einprägen kann, desto besser kann eingeschätzt werden, wann sich Sonderaktionen lohnen. Nichts ist ärgerlicher als festzustellen, dass eine Sonderaktion in dem Moment überflüssig war und im richtigen Moment nicht mehr zur Verfügung steht. Bei maximal acht Runden müssen nun mal pro Runde mehrere Karten abgelegt werden.

Thematisch hat es mich nicht wirklich abgeholt. Ich habe einfach nur Zahlen aufsteigend abgelegt, keine Akten sortiert. Wobei sich das vermutlich ähnlich “spannend” anfühlt. Jetzt wo ich es ein Mal geschafft habe, habe ich auch wenig Reiz es erneut auf anderen Schwierigkeitsstufen zu probieren, dafür haben sich die Partien zu sehr nach Arbeit angefühlt. Das liegt nicht daran, dass es zu schwer wäre, Freitag hat es auch faustdick hinter den Ohren, aber es wirkt viel thematischer und nimmt mich mit auf eine Reise. Ich wollte dieses Spiel so gerne mögen, aber leider wird dieses eine wohl mein vorerst letztes Erfolgserlebnis bei diesem Spiel bleiben. Wenn solo gespielt werden soll, dann gibt es für mich bessere Alternativen. Bei mir bleibt bei solch einer mathematischen Optimierungsaufgabe der Spaß leider ziemlich auf der Strecke.

Wertungsnote 3/6

Verlag: 2F Spiele
Autor(en): Friedemann Friese
Erscheinungsjahr: 2017
Spieleranzahl: 1 Spieler
Dauer: 30 Minuten

Vielen Dank an 2F Spiele für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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