Pandemic Legacy – Season 2

Pandemic Legacy - Season 2 Cover
Cover / Foto: Brettspielpoesie

In unserer Spielgruppe haben wir Pandemic Legacy Season 1 ziemlich schnell durch gesuchtet und seither voller Spannung auf die zweite Season gewartet. Als kleine Ersatzdroge diente uns kurzzeitig Risiko – Evolution, aber ein gleichwertiger Ersatz war das nicht annähernd. Umso größer war die Vorfreude auf den neuen Teil und darauf wie sich die Geschichte weiter entwickelt. Kaum hatten sich unsere Gruppe wieder zusammen gefunden gab es keinen Halt mehr und jeden Mittwoch saßen wir zusammen, um die Welt zu retten.

Ich habe versucht diese Rezension möglichst spoilerfrei zu schreiben und nichts zu erwähnen, was nicht durch den Prolog, die Anleitung zu Beginn oder den ersten Blick auf den Spielplan zu erkennen ist. Aber was wirklich als Spoiler zu sehen ist und was nicht, ist meist recht subjektiv. Für wen das schon zu viele Informationen sind, der sollte lieber eine meiner anderen Rezensionen lesen.

Spielmaterial:

Wieder bekommt man einen großen Karton mit viel Material. Der große, faltbare Spielplan zeigt bei Spielbeginn gar nicht so viel, nur jede Menge Wasser und wenige Landstriche. Weitere Gebiete und Orte müssen im Spiel erst nach und nach entdeckt werden. Wieder gibt es Dossiers mit jeder Menge Aufklebern und acht geheimnisvolle Pakete. Dazu jede Menge Plastikmarker. Und natürlich das wichtigste: Die Legacy-Karten, die erst zu bestimmten Zeitpunkten eingesehen werden dürfen.

Dabei gleich ein Kritik-Punkt: Bei uns waren die Karten falsch vorsortiert. Im November sollte man die Kartennummern kontrollieren, da einem sonst wie bei uns notwendige Informationen fehlen.

Spielmechanismus:

Der Spielmechanismus ist an den bekannten Pandemie-Mechanismus angelehnt. Jeder Spieler verkörpert einen speziellen Charakter und darf pro Zug vier Aktionen ausführen. Die verfügbaren Aktionen unterscheiden sich ein wenig von denen aus Season 1, da muss besonders zu Beginn häufiger umgedacht werden. So kann man nun nicht mehr eine Stadtkarte abwerfen um in diese oder aus dieser Stadt zu fliegen, sondern muss die Land- und Seerouten gesondert betrachten. Anschließend werden Handkarten nachgezogen und Städte “infiziert”. Es breiten sich nun jedoch keine Infektionen mehr aus, die wir besiegen müssen. Stattdessen wollen wir uns bekannte Städte an Land und Zufluchten auf dem Meer mit Nahrung und Medizin versorgen. Nur wenn die Versorgung nicht ausreicht, kann es zur Verbreitung einer Seuche kommen. Es existiert ein Prolog, den man ohne Legacy-Effekte mehrmals durchspielen kann, bis man sich mit dem neuen Spielablauf sicher fühlt.

Pandemic Legacy Season 2 Dossiers
Dossiers / Foto: Brettspielpoesie
Pandemic Legacy Season 2 Legacystapel
Legacystapel / Foto: Brettspielpoesie

Wieder gibt es Stadt- und Infektionskarten, nur dass eben keine Seuchenwürfel hingelegt, sondern stattdessen Versorgungswürfel entfernt werden. Erst wenn kein Versorgungswürfel mehr entfernt werden kann, bricht eine Seuche aus. Und im Laufe der Zeit gibt es immer weniger Ressourcen zu Beginn einer Partie, daher auch weniger Versorgungswürfel. Es werden weiterhin Versorgungszentren benötigt, um schneller reisen zu können und um weitere Landstriche zu entdecken, wenn man entsprechend viele Karten einer Farbe abgibt. Die Spieler beginnen mit vier Charakteren, im Laufe des Spiels können wieder Personen sterben und weitere hinzukommen. Es gibt nicht mehr für jede Gefährdung eine Narbe, man muss nun ein Feld frei rubbeln, hinter dem sich Nichts, eine Narbe oder der Tod verstecken kann. Die Charaktere sind nicht mehr an die bekannten Pandemie-Charaktere angelehnt, die Spieler erstellen sich vor Spielbeginn ihre eigenen Charaktere und vergeben die Start-Eigenschaften. Sie wählen nicht nur den Namen, sondern auch eines der vielen vorgegebenen Bilder, die Herkunft und das Alter. Das macht die Charaktere noch persönlicher und individueller.

Pandemic Legacy Season 2 Box
Box 5 / Foto: Brettspielpoesie

Im Laufe der 12 Monate kommen neben den neuen Gebieten auf dem Spielplan auch weitere Charaktere, Charakter-Fähigkeiten, Aufgaben etc. hinzu. Wieder gibt es zwei Versuche für jeden Monat, schafft man es auch beim zweiten Anlauf nicht, geht es dennoch im Folgemonat weiter. Dafür erhalten die Spieler mit jeder Niederlage zwei  (weitere) Ereigniskarten für die kommende Partie, bei einem Sieg werden diese jedoch wieder reduziert.

Spielende:

Eine Partie endet, wenn die erforderliche Anzahl an Aufgaben und die zwingenden Aufgaben gelöst wurden, bevor das Spiel durch einen negativen Effekt beendet wurde. In jedem Fall erhält man dauerhafte Belohnungen, kann Städte auf dem Spielplan, die Charaktere, die Stadt- oder Infektionskarten verbessern, indem man sie beklebt und so sein ganz individuelles Spiel erstellt.

Spieleranzahl:

Wir haben alle Partien in der gleichen Vierer-Gruppe gespielt, daher kann ich keine belastbare Aussage zu anderen Konstellationen treffen.

Glücksfaktor?

Gleicht der Einschätzung des ersten Teils. Der Moment, wann die Epidemie-Karten erscheinen, kann über Sieg und Niederlage entscheiden und ist damit recht zufällig. Auch die Infektionskarten können nerven, wenn sie in anderen Regionen liegen, als man für die Aufgaben gerade bereisen muss. Dennoch gibt es einige Möglichkeiten auf den Spielverlauf zu reagieren.

Fazit:

Pandemic Legacy – Season 2 konnte in allen Punkten überzeugen. Es ist kein reiner Abklatsch der Season 1, sondern eine interessante Weiterentwicklung. Sowohl was die Story angeht, als auch das Spielprinzip. Während sich die einzelnen Partien bei Season 1 doch sehr geähnelt haben, auch wenn neue Aufgaben und Elemente und die ein oder andere überraschende Wendung hinzu kamen, entsteht nun ein abwechslungsreicheres Spielgefühl von Partie zu Partie. Obwohl gar nicht mehr Varianz bei den Aufgaben hinzu kommt. Alleine dadurch, dass die Zahl der Versorgungswürfel jeden Monat sinkt, trägt zu einem bedrückenden Gefühl bei. Es gibt auch viel mehr zu entdecken, besonders auf dem Spielplan. Nach und nach erforscht man weitere Gebiete mit neuen Städten, die man anbinden kann, oder auch nicht. Beides hat Vor- und Nachteile. Die Geschichte wirkt an manchen Stellen etwas konstruiert und schwer nachvollziehbar, an anderen Stellen lies sie uns in Erinnerungen an vergangene Partien der ersten Season 1 schwelgen.

Pandemic Legacy Season 2 Rubbelreste
Rubbelreste im Tiefziehteil / Foto: Brettspielpoesie

Den Spielern wird das Gefühl gegeben, dass sie mehr selbst beeinflussen könne, da nicht ganz strikt vorgegeben ist, in welcher Reihenfolge die Welt entdeckt werden soll. Aber genau genommen wird man vom Spiel doch in die gewünschte Richtung geschubst. Das finde ich recht charmant gelöst. Was ich allerdings schade finde, dass man das Spiel beenden kann, ohne die gesamte Welt entdeckt zu haben. Man muss sich schon relativ geradlinig auf die vor einem liegenden Aufgaben konzentrieren, um das Spiel mit wenigen Verlusten zu meistern. Es gibt eben viel zu entdecken, doch manches soll bewusst ablenken. Zu groß ist die Neugierde Kartentexte frei zu rubbeln, sodass man manchmal bewusst das Ziel der Partie aus den Augen verliert. Doch hat dies einen weiteren großen Nachteil: Eine riesengroße Sauerei. Das war teilweise wirklich nervig, denn die Rubbelreste waren sehr penetrant und blieben überall hängen, wie man alleine am Tiehziehteil (Foto oben) sieht. Genau so sahen auch Tisch, Hände und Klamotten nach einer Partie aus. Das war bei Season 1 definitiv besser gelöst…Und das bereits erhältliche FAQ sollte unbedingt um die Reihenfolge der November-Karten erweitert werden, dass hätte uns eine sehr frustige Partie erspart.

Mir gefällt das Zusammenspiel der verschiedenen Karten. Schon im Prolog gibt es Karten, die Vorräte in den Zufluchten oder Versorgungszentren produzieren. Entweder in allen entsprechend der Bevölkerung der Stadt, oder nur lokal. Systemweite Produktionen können je nach Karte nur ein bis drei Mal durchgeführt werden, danach verliert man die Karte. Das wiederum reduziert die Anzahl der Karten im Spielerkartenstapel, wodurch Epidemien schneller hintereinander kommen – ein Teufelskreis ;-) Während mehr und mehr Material hinzukommt, verändern sich die Regeln, sodass die Relation weiterhin angemessen erscheint.

Zum grundsätzlichen Legacy-Prinzip möchte ich gar nicht mehr so viel schreiben. Einmal zu Ende gespielt ist der Wiederspielreiz gleich null. Aber dann hat man mindestens 12 – 24 Partien hinter sich, kaum ein anderes Spiel kann von sich behaupten in so kurzer Zeit so regelmäßig auf dem Tisch zu landen. Ich mag Legacy-Spiele, das Verändern des Spielplans ist aufregend und spannend, wenn auch ungewohnt und weiterhin etwas befremdlich. Gespielt haben wir inklusive des Prologs 18 Partien, einen Monat konnten wir gar nicht gewinnen, das war neu für uns. Zwischenzeitlich erschien es uns viel schwieriger als der erste Teil, an anderen Stellen flutschten die Partien nur so. Insgesamt halte ich den Schwierigkeitsgrad der beiden Seasons für vergleichbar, Season 1 vielleicht etwas einfacher, wenn man das Pandemie-Spielprinzip bereits in- und auswendig kennt. Wir hatten jedenfalls wieder sehr viel Freude an unseren Partien, haben gebetet und geflucht, gehofft und gebangt und uns wahnsinnig gefreut, wenn der Plan doch noch aufgegangen ist. Jetzt hoffen wir nur noch auf den nächsten Teil und können diesen kaum erwarten.

Wertungsnote 6/6

Verlag: Z-Man Games / Vertrieb: Asmodee
Autor(en): Rob Daviau, Matt Leacock
Erscheinungsjahr: 2017
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 30 Minuten

Vielen Dank an Asmodee für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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