Faultier

Cover / Foto: 2F Spiele

Einfach mal die Beine hochlegen,
einen Tag wie ein Faultier leben.
Hat sich auch Friedemann gedacht
und dieses Spiel daraus gemacht.
Faultiere sich nicht gerne bewegen
doch von irgendwas müssen sie leben.
Saftige Blätter sind ein Schmaus,
für sie geht’s in die Welt hinaus.
Doch bitte ohne sich selbst zu bewegen,
einfach auf Kosten der anderen leben.
So manches Tier nimmt uns mit,
folgt dabei seinem eigenen Schritt.
Kannst Du den besten Weg erkennen,
um zu gewinnen dieses tierische Rennen?

 

Spielmaterial:

Der Spielplan setzt sich aus zwei beidseitig unterschiedlich bedruckten Teilen zusammen, die Teile werden dabei nur aneinander gelegt, nicht irgendwie fest gesteckt. Für jede der 12 enthaltenen Tierarten gibt es zehn Karten mit unterschiedlichen Werten und Holzscheiben. Sämtliche Holzscheiben werden vor der ersten Partie mit einer Abbildung des Tiers beklebt, welches sie darstellen. Auch die fünf hölzernen Faultiere werden zunächst beklebt. In allen fünf Spielerfarben sind zudem neun Blätter enthalten. Zusätzlich erhält jeder Spieler ein farblich passendes Spielertableau, auf dem der Spielablauf übersichtlich dargestellt ist und die gesammelten Blätter gelagert werden.

Spielmechanismus:

Als Faultiere machen wir unserem Namen alle Ehre und gehen freiwillig keinen Meter selbst. Zum Glück sind wir sehr umgänglich, sodass uns die anderen Tiere gerne herum tragen, damit wir Baum für Baum abgrasen und unseren Hunger stillen können. Jedes Faultier startet auf einem anderen der neun Bäume des Spielplans, von dem das erste Blatt auf dem Spielertableau platziert wird. Bereits gesammelte Blätter bestimmen wie viele Handkarten im Zug aufgenommen und bei Zugende behalten werden dürfen.

Faultier Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Der Ablauf eines Spielzuges ist recht simpel: Von verschiedenen Stapeln werden erst Karten gezogen, um dann beliebig viele Karten einer Tierart auszuspielen. Die Werte der Karten entsprechen Bewegungspunkten, mit denen das jeweilige Tier gemäß seiner speziellen Funktion über den Spielplan bewegt werden darf. Ein Krokodil kann zum Beispiel nur im Wasser oder auf an Wasser angrenzende Felder laufen, der Mensch läuft auf festen Wegen zwischen Feriendörfern umher und die Ameisen bilden Ameisenstraßen, die Faultiere nutzen können. Faultiere können auf ein Tier aufspringen, wenn sie sich auf dem gleichen oder einem angrenzenden Feld befinden und auch hinterher auf dem gleichen oder einem angrenzenden Feld abgesetzt werden. Faultiere bleiben niemals auf den Tieren sitzen, es können also keine Tiere blockiert werden.

Faultier Spielertableau / Foto: Brettspielpoesie

Kommen Faultiere auf einem Tier zu einem ihrer geliebten Bäume, können sie dort ihr Blatt einsammeln und anschließend weiterziehen, sollten noch Bewegungspunkte übrig sein. Nach der Bewegung wird das Handkartenlimit überprüft, überzählige Karten müssten ggf. zurück unter ihre jeweiligen Stapel gelegt werden. Dorthin gelangen die Karten auch nach Verwendung der Bewegungspunkte, und zwar in aufsteigender Reihenfolge. Die Einschränkungen zu den Handkarten durch das Einsammeln von Blättern macht es im Spielverlauf immer schwieriger, viele Tierkarten einer Tierart anzusammeln.

Faultier Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Spielende:

Sobald es einem Spieler gelingt, sein achtes Blatt einzusammeln, wird nur noch die aktuelle Runde beendet. Dieser Spieler hat gewonnen, wenn es keinem anderen Spieler gelingt noch gleichzuziehen oder sogar mehr Blätter einzusammeln. Bei Gleichstand entscheidet die Summe der übrigen Handkarten über den Sieger.

Spieleranzahl:

Es sind keine Anpassungen für unterschiedliche Spielerzahlen notwendig. Zu zweit finde ich Faultier nicht sehr reizvoll, da zu wenig Konkurrenz um die Tiere entsteht. Bei mehr Spielern werden zwischen den eigenen Zügen meist mehr Tiere bewegt, was den eigenen Plan ordentlich durcheinander bringen kann. Daraus zieht das Spiel für mich seinen Reiz. Umso mehr Spieler, desto besser, lautet hier die Devise. Es gibt auch eigentlich keinen Grund für längere Downtimes, da die Bewegungsoptionen durch die wenigen Handkarten eh eingeschränkt sind.

Glücksfaktor?

Wie so oft beim Autor Friedemann Friese sind alle Optionen zu Beginn der Partie bekannt, es gibt keine Überraschungen. Außer natürlich den Aktionen der Mitspieler, die nicht genau eingeplant werden können.

Fazit:

Beginnen wir mit der Optik, die gefällt mir ausgesprochen gut. Ich mag diese niedlichen, fast kindlich wirkenden, Zeichnungen, kann aber auch nachvollziehen, dass dies nicht jedermanns Sache ist. Ebenso liebevoll gestaltet finde ich die zwölf Tierarten und die Beschreibungen ihrer Funktionen. Beispielsweise wird sich das Einhorn niemals im Wald verstecken, weil es immer gesehen werden möchte oder der dickköpfige Esel, der sich weigert den Fluss zu überqueren. Besonders das Einhorn animierte manch einen unserer Mitspieler Faultier unbedingt ausprobieren zu wollen, immerhin kann man dabei auf diesem Fabelwesen reisen :-O Die wenigen Regeln sind schnell erklärt, die Spielertableaus unterstützen den Spielablauf ganz hervorragend, lediglich die Bewegung mancher Tierarten wie den Ameisen oder den Gorillas wird nicht immer auf Anhieb verstanden. Etwas schmunzeln mussten wir bei den Kommentaren von Ronald in der Anleitung, der immer wieder etwas nervige Zwischenfragen stellt – Kommt uns doch irgendwie bekannt vor ;-) Durch die Beantwortung dieser Fragen in der Anleitung sollten nun wirklich keine Fragen offen bleiben.

Das Spiel selbst entwickelt eine interessante Dynamik. Durch die Vorgabe Karten von verschiedenen Stapeln nehmen zu müssen, werden die Spieler gezwungen mit unterschiedlichen Tieren zu reisen. Da ist eine gute Vorausplanung genauso wichtig, wie die Fähigkeit die Mitspieler und damit deren nächste Tierbewegung gut einzuschätzen. Nichts ist ärgerlicher, als quasi verschwendete Züge, weil das eigene Faultier allein auf weiter Flur steht und kaum voran kommt. Führende Spieler werden durch die immer weiter zu reduzierende Handkartenzahl ein wenig ausgebremst, dadurch bleibt es in der Regel spannend bis zum Schluss. Da nicht alle Blätter gesammelt werden müssen, ist es auch nicht sicher abzusehen in welche Richtungen die Spieler sich orientieren. Die unterschiedlich wertigen Karten bringen die letzte Würze hinein, so können manche Tierarten mit hohem Bewegungswert auf einer verfügbaren Karte plötzlich lukrativ werden, die zuvor gar nicht als Taxi in Betracht gezogen wurden.

Der Autor Friedemann Friese ist dafür bekannt, sehr generische Spiele zu erstellen. Er war es auch der Spielmaterial für 504 unterschiedliche Spielvarianten in einer Schachtel angeboten hat. Dieses habe ich nie in die Hände bekommen, doch als häufige Kritik war zu vernehmen, die einzelnen Varianten wären nicht ausreichend ausgeklügelt. Ein ähnliches Gefühl habe ich auch bei Faultier. Es gibt nur einen Startaufbau für die erste Partie, mit einer speziellen Spielplanseite und sechs Tieren. Soll das Spiel in anderen Konstellationen zum Einsatz kommen, setzen die Spieler reihum die verschiedenen Tierplättchen, was zunächst danach klingt voll viel Einfluss zu haben. Mir haben diese Partien aber weniger zugesagt, um die Tiere sinnvoll platzieren zu können, sollten alle Spieler richtig gut kennen und vor allem alle auf dem selben Level stehen. Erst spät habe ich festgestellt, dass der Autor auf BGG mittlerweile drei weitere Szenarien offiziell veröffentlicht hat. Es wäre mir allerdings lieber gewesen, diese direkt im Spiel vorzufinden oder zumindest einen Verweis darauf, denn sie machen mir jetzt wieder richtig Lust auf das Spiel. Ohne diese Szenarien fühlte es sich fast schon etwas ausgespielt an.

Wertungsnote 4/6

Verlag: 2F Spiele
Autor(en): Friedemann Friese
Erscheinungsjahr: 2019
Spieleranzahl: 2 – 5 Spieler
Dauer: 60 Minuten

Vielen Dank an 2F Spiele für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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