La Isla / Vienna – Vorher/Nachher

Ravensburger ist vor allem durch seine familienfreundlichen Spiele bekannt. Um auch komplexere Titel in das eigene Verlagsprogramm aufzunehmen, wurde 1999 die Vielspielermarke alea ins Leben gerufen. Diese Spiele waren dafür bekannt, aus recht dünnem Pappmaterial zu bestehen, aber die Spielideen selbst wussten meist zu überzeugen. Die Serie wurde sehr beliebt und durch die nummerierten Schachteln wurden sie auch zu einem beliebten Sammelobjekt. Vor allem Stefan Feld steuerte viele Spielideen zu dieser Serie bei. Nun hat er gemeinsam mit Queen Games die Feld City Collection ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um eine Reihe von Spielen, die alle eine Stadt als Titel tragen. Die Spiele selbst sind zum Teil völlig neue Spielideen, aber auch einige mehr oder weniger überarbeitete Neuauflagen zuvor erschienener Spiele. Und damit sind viele Spiele dieser Reihe prädestiniert für diese Rubrik hier. Den Anfang mache ich mit dem Vergleich von La Isla und Vienna.

La Isla von alea trägt den Untertitel “Erforscht die geheimnisvolle Insel”. Dabei handelt es sich um eine Insel, auf die man seine Forscher schickt, um viele lägst ausgestorben geglaubte Tierarten zu entdecken. Vienna ist das fünfte Spiel der Feld City Collection und hat ein völlig neues Thema bekommen. Darin sind die Spieler Agenten in der Nachkriegszeit um 1950 in Wien auf der Suche nach Informanten und ihren Geheiminformationen.

Spielablauf

Das Spiel zeichnet sich vor allem durch seine Multi-Use-Spielkarten aus, die sich in drei Bereiche unterteilen, die in anderen Phasen aktiviert werden. In jeder Runde erhalten die Spieler drei neue Karten und müssen sie den zugehörigen Aktionsslots zuweisen, um den zugewiesenen Bereich der Karte im richtigen Moment zu aktivieren. Einer bringt eine neue Ressource ein, einer bestimmt die Siegpunkte bei Spielende für Marker einer Farbe und der dauerhafte Effekt bringt einen Vorteil ein, solange die Karte am eigenen Tableau ausliegt.

Die Ressourcen benötigt man, um eigene Spielfiguren auf den Plan zu platzieren. Um die Plättchen, die zu Beginn auf dem Spielplan verteilt wurden, einzusammeln, muss man sich mit seinen Spielfiguren auf allen umliegenden Feldern platzieren. Dafür gibt es noch eine weitere Phase ohne zugehörige Karte, in der eine Figur (um-)platziert werden kann, indem man zwei farbig passende Ressourcen abgibt. Je mehr Figuren für den Erhalt der ausliegenden Plättchen notwendig sind, desto mehr Punkte erhält man direkt zusätzlich zu dem Plättchen. Eine Partie endet erst, wenn die Siegpunktmarker bestimmte Werte erreicht haben.

Spielmaterial

Der Inselspielplan setzt sich bei La Isla aus verschiedenen Teilen zusammen, die immer zufällig aneinander gelegt werden und ein fast rundes Vieleck ergeben. Auf diesem befinden sich in der Mitte Plätze für Plättchen, die mit zwei platzierten Forschern eingesammelt werden können, auf dem Kreis darum benötigt man drei Forscherfiguren und auf dem äußersten bis zu vier. Alles ist in Dschungelgrün gehalten und wirkt im Kombination mit den farbigen Tieren sehr bunt.

La Isla Spielpläne
La Isla Spielpläne / Foto: Brettspielpoesie

Zusätzlich benötigen beide Spiele weitere Spielplanteile. Bei La Isla zeigt ein rechteckiger Spielplan aus dünner Pappe die Siegpunktleiste und hier können die Siegpunktwerte der Tierarten bei Spielende festgehalten werden.

Bunt wirkt auch der Spielplan von Vienna, obwohl die Hintergrundfarbe ein schlichtes beige zeigt. Aber die Gebäude, auf denen Figuren platziert werden können, sind ebenfalls unterschiedlich farblich hervorgehoben. Zusätzlich zeigt jedes Gebäude noch eine Nationalflagge. Der Spielplan ist rechteckig und die ausliegenden Marker sind über Linien mit zwei bis vier Gebäuden verbunden. Das ist leider sehr viel unübersichtlicher als bei der rundlichen Variante.

Vienna Spielpläne
Vienna Spielpläne / Foto: Brettspielposie

Vienna hat die Siegpunktleiste um den Spielplan herum. Auch hier dient ein weiterer Spielplan zum festhalten der Siegpunktwerte, hier allerdings die der Beweismittel, für das Spielende. Es gibt auch ein drittes Tableau zur Ablage der Karten und Bestechungsmittel. Bei La Isla legt man Karten, Klötzchen und Tierplättchen einfach frei auf den Spieltisch.

La Isla Vienna: Marker
La Isla Vienna: Marker / Foto: Brettspielpoesie

Die Forscherfiguren bei La Isla waren kleine Plastikminiaturen in den Farben rot, schwarz, weiß und blau. Queen Games setzt bei der Standardausgabe auf farbige Holzfiguren. Bei der mir vorliegenden Deluxe-Ausgabe sind die Figuren aus bedrucktem Acryl, sie zeigen sowohl weibliche, als auch männliche Agenten.

La Isla - Vienna: Spielfiguren
La Isla – Vienna: Spielfiguren / Foto: Brettspielpoesie

Diese erkennt man allerdings nur von vorne oder hinten. Von der Seite lässt sich leider nicht einmal die Farbe einer Figur erahnen.

Vienna Acrylfiguren
Vienna Acrylfiguren / Foto: Brettspielpoesie

Die Karten sind bei La Isla sehr klein, sie zeigen oben den dauerhaften Effekt und unten links bzw. rechts unten die beiden anderen Effekte. Bei den größeren Karten von Vienna ist der dauerhafte Effekt unten und die anderen beiden teilen sich den oberen Teil einer Karte. Es ist direkt angegeben, in welcher Phase welcher Bereich aktiviert ist. Bei La Isla wurde lediglich angegeben, in welcher Phase der dauerhafte Effekt zum Tragen kommt.

La Isla - Vienna: Karten
La Isla – Vienna: Karten / Foto: Brettspielpoesie

La Isla setzte als Spielertableaus sogenannte Etuis ein, in die man die kleinen Karten zur Hälfte hinein schieben konnte, um nur noch den dauerhaften Effekt zu sehen. Darunter sieht man die Aktionen symbolisch dargestellt inklusive der Bezeichnung der Phasen (A, B, C und D) sowie die Angabe, ob eine Karte zur Phase gehört oder nicht (rechteckig bzw. oval).

La Isla Vienna Tableaus
La Isla – Vienna: Tableaus / Foto: Brettspielpoesie

Die Spielertableaus von Vienna sind größer. Sie bieten im oberen Bereich Ablagemöglichkeiten für die gespielten Karten und unten lassen sich Karten unterschieben, um den dauerhaften Effekt abzulesen. Diese doppellagigen Tableaus müssen vor der ersten Partie mit Klebepunkten fixiert werden. Der Spielablauf ändert sich dahingehend, das bei La Isla alle Phasen für alle abgehandelt wurden, wobei man lediglich in Phase C die Spielerreihenfolge einhalten muss. In Vienna durchläuft jeder einzelne Spieler alle Phasen für sich selbst, bevor die nächste Person an der Reihe ist.

La Isla - Vienna: Spielhilfen
La Isla – Vienna: Spielhilfen / Foto: Brettspielpoesie

Finden die Beschreibungen der Effekte zusammen mit der Aktionenreihenfolge und der Spielendewertung bei La Isla noch auf zusätzlichen Effektübersichten Platz, so gibt es bei Vienna nur welche, die den Rundenablauf und die Wertung beider Versionen zeigen. Sämtliche Effekte sind in einem separaten Glossar beschrieben.

Das Einstiegsversion von Vienna ähnelt La Isla sehr. Durch eine spezielle Spielplanrückseite und weiteres Material kommt man zur neuen Vollversion. In dieser lassen sich die Spielertableaus durch weitere Plättchen erweitern, die dauerhafte Effekte einbringen. Zum Teil solche, die es bei La Isla als Karteneffekt gab.

Vienna Zusatzmaterial
Vienna Zusatzmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Um die Tableau-Erweiterungen zu erwerben, benötigt man Geld. Dieses kommt durch Aufträge ins Spiel, die auch Siegpunkte einbringen können. Die Aufträge erfordern es, die Agenten zu vorgegebenen Orten zu führen, bestimmtes Bestechungsmaterial oder Beweismittel zu besitzen. Auch weitere Agenten lassen sich mit Geld anwerben. Sie wollen zu bestimmten Zeitpunkten im Gegenzug aber auch für ihre Arbeit bezahlt werden, sonst werden sie abgeräumt.

Zwei kleine Erweiterungen lassen sich mit der enthaltenen Stefan Feld-Figur bzw. denen der vier vorherigen Spiele der Feld City Collection spielen.

Fazit

La Isla hatte schon beim Erscheinen einen schweren Stand, selbst bei Liebhabern der alea-Spiele. Oder vielleicht vor allem bei diesen, denn der Anspruch ist bei diesem Spiel geringer als bei vielen anderen alea-Spielen. Bei Vienna entspricht die Einstiegsversion dem bekannten Spielprinzip von La Isla. Vor allem für weniger versierte Spieler ist diese ideal, um das grundlegende Spielprinzip zu verinnerlichen, bevor man den nächsten Schritt zur Vollversion wagt. Die Vollversion würde ich erfahrenen Spielern allerdings direkt empfehlen, da man so erst das gesamte Spiel kennen lernt. Ich selbst möchte Vienna nur noch so spielen.

Die zusätzlichen Elemente sind interessant. So bekommt die Platzierung der Agenten auf dem Plan eine weitere Entscheidungsebene, da man mit ihnen Aufträge erhalten bzw. erfüllen kann. Auch viele Karteneffekte beziehen sich auf bestimmte Symbole des Spielplans. Was das Spiel weiterhin mit sich bringt, ist ein nicht unerheblicher Glücksfaktor durch die Karten, die man zufällig auf die Hand bekommt. Auch wenn man bei Vienna schnell dafür sorgen kann, vier Karten ziehen zu dürfen, von denen man eine ungenutzt ablegt. Dennoch passen die Aktionssymbole nicht immer ideal zu den eigenen Plänen. Dann muss man entscheiden, was einem wichtiger ist, die Ressource, der Effekt oder die Siegpunkte. Ich finde es durchaus reizvoll aus den nicht immer perfekten Begebenheiten das Beste herauszuholen.

Über die Illustrationen kann man sicherlich streiten, ich finde sie ansprechend und vor allem gefällt mir die Ähnlichkeit aller Spiele der Feld City Collection untereinander. Sie ergeben ein stimmiges Gesamtbild. Thematisch bin ich lieber mit Agenten in Wien unterwegs, als exotische Tiere im Dschungel aufzusuchen. Es könnte einem aber auch egal sein, denn das Thema kommt im Spiel selbst nur wenig durch.

Die Anordnung der Orte auf dem Spielplan finde ich bei Vienna sehr viel unübersichtlicher, als es bei La Isla der Fall war. Es gibt in meinen Augen aber auch einige Verbesserungen. Besonders die Etuis waren bei La Isla recht fummelig und die Karten sehr klein. Das fällt nun alles größer aus, was aber dadurch auch mehr Platz auf dem Spielplan einnimmt.

So gibt es Vor- und Nachteile beider Versionen. Mir gefällt die überarbeitete Version. Sie ist deutlich teurer, dafür bekommt man aber auch deutlich mehr hochwertiges Papp- und Holz-Material. In der Deluxe-Version gefallen mir die Beweismittelmarker aus Acryl und vor allem die bedruckten Schachteln, zur ordentlichen Verstauung des Spielmaterials. Bei den Spielfiguren finde ich die farbigen Holzfiguren besser, weil man sie einfach aus jedem Blickwinkel eindeutig voneinander unterscheiden kann.

Vienna Holzfiguren
Vienna – Holzfiguren / Foto: Brettspielpoesie

Wer sich für das grundlegende Spielprinzip interessiert, sollte es von den persönlichen Vorlieben in Bezug auf Thema und Ausstattung abhängig machen, zu welcher Version man greift. Vor der Investition in Vienna wäre es eine Möglichkeit, sich mit La Isla mit der grundlegenden Spielidee vertraut zu machen, um besser einzuschätzen ob sich der Kauf lohnen könnte.

Verlag: alea (Ravensburger (externer Link)) / Queen Games (externer Link)
Autor(en): Stefan Feld
Erscheinungsjahr: 2007 / 2023
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 60 – 90 Minuten

Vielen Dank an Queen Games für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars von Vienna!

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