Letzten Monat war ich viel unterwegs, fast alles als Vorbereitung auf das Event des Jahres, welches in wenigen Tagen startet: Die SPIEL in Essen! Seid ihr auch schon alle in freudiger Erwartung? Ich freue mich schon sehr darauf neue Spiele zu entdecken, aber noch viel mehr auf das Treffen so vieler Personen, die Brettspiele genauso sehr lieben, wie ich. Vor allem von ausländische Verlagen oder ausländische Medienschaffende, die man nicht so häufig treffen kann. Wer sich noch nicht mit den Neuheiten von B-Rex, Queen, Kosmos und Pegasus beschäftigt hat, kann dies mit meinen verlinkten Berichten der Presse-Events tun.
Mäh! - News und Aktuelles
SPIEL’24 Vorberichte
Die gerade veröffentlichte Auswertung der Gewinnspiel-Teilnahmen gibt einen spannenden Einblick auf welche Neuheiten sich meine Leser so freuen. Bei den Bretterwissern haben wir die Hörer gefragt, auf was sie sich freuen und nennen unsere persönlichen Favoriten bzw. mehr oder weniger ernst gemeinte Empfehlungen für unsere Mit-Podcaster.
Wer danach noch nicht genug hat bekommt bei Peer von Abenteuer-Brettspiele eine Liste mit Empfehlungen von mehr als 80 Medienschaffenden und Christian von Spielstil hat einige Rückmeldungen der Teilnehmenden der Aktion #BG2GETHER schriftlich zusammen gesammelt.
Beeple Messe-Radio
Wer noch immer nicht genug Material zur Messevorbereitung hat, dem möchte ich das Beeple Messe Radio ans Herz legen. Morgen Nachmittag sind alle Folgen verfügbar, bei denen verschiedene Beeple-Mitglieder ganz unterschiedliche Sendungsformate zur Vorbereitung auf die SPIEL’24 aufgenommen haben, um von den anstehenden Neuheiten diverser Verlage zu berichten, teilweise auch mit Unterstützung der Verlage selbst.
Herde - Neuzugänge
Friedrich Ebert – Der Weg zur Demokratie
(Jonas André, Martin Thiele-Schwez – Ostia Spiele in Kooperation mit Playing History)
Aus einem speziell für den Einsatz im Bildungskontext konzipierten Browsergame ist diese Brettspielumsetzung als Kartenspiel entstanden. In vier Kapiteln versucht man dabei in der Rolle von Friedrich Ebert und seinen Vertrauten den Weg zur Demokratie zu ebnen, indem Briefe beantwortet werden. Die Kapitel bilden verschiedene Zeiträume ab, die Briefe drehen sich um historische Vorkommnisse. Alle bringen Einflussmarker mit sich, die benötigt werden um Meilensteile zu erfüllen und letztlich den goldenen Brief freizuschalten, dessen Auswertung zum Spielende führt. Jeder Brief kann aber auch zu weiteren Spannungen in der Gesellschaft führen. Nicht immer kann man sich auf die Meilensteine konzentrieren, denn wenn die Spannung zu hoch steigt, muss man Einflussmarker auch mal einsetzen, um Spannungen zu reduzieren.
Das Spiel selbst besteht hauptsächlich aus Karten und Papp-Markern. Es gibt noch ein wenig Zusatzmaterial, wie größere Karten, Holzmarker, Spielertableaus zur geordneten Ablage und eine Kartenablage aus Holz, die vom Verlag zusätzlich angeboten werden. Für spätere Partien lassen sich die Karten der einzelnen Kapitel auch zufällig mischen, dann passieren die Geschehnisse allerdings nicht mehr in der korrekten Reihenfolge.
Wir haben es hier mit einem Serious Game zu tun und ich muss gestehen, dass der Spielspaß sich hier nicht besonders spaßig anfühlt. Vor allem wenn man zu Beginn noch alle Texte aufmerksam liest und ein wenig darüber nachdenkt, was historisch alles dazu gehört. Es ist dennoch eine spannende Aufgabe und lässt einen die Geschichte der Demokratie spielerisch nacherleben. Wer noch mehr dazu erfahren möchte, bekommt in der Chronik weiterführende Informationen auf mehr Seiten als die Spielanleitung selbst. Dieses Spiel lässt sich aber auch ganz ohne die ganzen Flavour-Texte als reines Optimierspiel erleben.
Cube Express
(Orlando Sá – Spielefaible)
Cube Express ist das neue Spiel von Spielefaible, dem Verlag der letztes Jahr mit Bier Pioniere großen Erfolg hatte. Optisch ist es sicherlich wieder eine reine Geschmacksfrage, mich hat die Optik des Spielmaterials direkt an die Arbeiten des Illustrators für 2F Spiele erinnert, die mir ja häufig besser gefallen, als vielen anderen. Der Titel ist Programm, denn es liegen viele Würfel (englisch: cubes) in den vier Spielerfarben bei. Diese können die drei verschiedenen Ressourcen (Holz, Kohle, Eisen), Passagiere, Dividenden, Besitz oder Lieferungen repräsentieren, je nachdem wo sie sich befinden.
Gemeinsam errichten die Spielenden bei Cube Express aus den quadratischen Plättchen ein Streckennetz, welches sie dann mit ihrer Lok befahren können, um Aktionen auszulösen. Dabei gibt es viele interaktive Elemente, bei denen alle gegenseitig voneinander profitieren, indem man andere Passagiere zum Bau von Bahnhöfen nutzt oder Aktien erhält wenn andere in eigenen gebieten Ressourcen abbauen. Die Fabriken stehen allen zur Verfügung, die erste Person die dorthin liefert erhält allerdings mehr Punkte.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten Siegpunkte zu generieren und das Spielende auszulösen. Von den 14 Wertungskarten sind immer nur vier im Spiel, sodass sich viele verschiedene Möglichkeiten bieten, zusätzlich Punkte zu erhalten. Das verspricht jede Menge Wiederspielreiz, ob das Spielprinzip dies unterstützt, wird sich zeigen.
Sebastian Fitzek Underground
(Marco Teubner – moses.)
Nach Safe House und Killercruise meldet sich Sebastian Fitzek spielerisch mit Underground zurück, welches er gemeinsam mit Marco Teubner ausgearbeitet hat. Wieder versuchet man kooperativ einem Verfolger zu entkommen, dieses Mal aus einer verlassenen U-Bahn-Station, die nach und nach mit Wasser geflutet wird. Das Wasser wird durch transparente Wasserscheiben dargestellt. Das Spielfeld besteht zu Beginn aus verschieden hohen Pappteilen.
Auch hier wird die Schachtel zum Spielbrett, allerdings weniger imposant als bei den Vorgängern, alles spielt sich auf einem quadratischen Feld mit Koordinatensystem ab. Eigentlich bräuchte man die Schachtel selbst gar nicht, sie hilft maximal den etwas wackligen Aufbau in Form zu halten und bietet weitere Markierungen die Koordinaten abzulesen.
Ziel ist es den Ausgang zu erreichen, aber nicht ohne zuvor den Türcode geknackt zu haben. In jedem Zug platziert man Polyomino-Teile und versucht dadurch einen Weg zu den Code-Fragmenten und letztlich zur Tür auf der richtigen Ebene zu bauen, über den man trockenen Fußes hinaus gelangen kann. Nur im ersten Szenario hat man dafür alle Zeit der Welt, später wird man durch eine herunterlaufende Sanduhr gehetzt. Sieben verschiedene Szenarien lassen sich erleben, zusätzlich gibt es Anleitungen für einen zufälligen Spielaufbau und Möglichkeiten den Schwierigkeitsgrad anzupassen.
Grasen - Frische Spieleindrücke
Civolution
(Stefan Feld – Deep Print Games)
Da ich einige Wochen einen sehr weit fortgeschrittenen Prototypen von Civolution zu Hause hatte, konnte ich bereits erste Spieleindrücke zu zweit, dritt und viert sammeln. Und diese waren allesamt sehr positiv. Die Regelerklärung nimmt etwas Zeit in Anspruch, da es alleine 21 verschiedene Aktionen gibt, für die man jeweils zwei Würfel kombiniert.
Manche dieser Aktionen sind schnell abgehandelt, andere bieten etwas mehr Optionen. Mit etwas Übung lässt sich die Regelerklärung in 45 Minuten erledigen. Danach bleiben aber wirklich wenige Rückfragen, da alles wunderbar vom Spielmaterial und der verwendeten Symbolik unterstützt wird. Sei es bei dem Detail, dass man die Aktionsplättchen in den Tableaus lassen kann und Markierungen angeben, von welcher Seite man die Tableaus gefahrlos öffnet, der farblichen Gestaltung oder bei farbigen Beuteln, in welche entsprechende Plättchen gehören.
Thematisch schlüpft man in die Rolle Studierender an der Schöpfungsakademie und leitet eine Zivilisation. Dafür sitzt man vor einer großen Konsole, die als Tableau vor einem ausgebreitet liegt, verbessert diese durch die Aufwertung von Aktionen, erweitert die Konsole mit Spielkarten und Platinen, erfüllt Aufträge und bewegt seine Stämme über die Landschaft, wo Ressourcen gefunden, abgebaut und zur eigenen Ressourcenablage transportiert werden können, die sich auf der linken Seite der Tableaus wiederfindet.
Neben den Stammesfiguren und einigen wenigen spezifischen Gebäudefiguren repräsentieren achteckige Marker alles andere, also alle Ressourcen, Nahrung und Geld, je nachdem wo sich diese Marker befinden. Der gesamte Spielablauf ist auf ein Tableau gedruckt, dessen Markierungen man einfach nur während der Partie folgen muss, um nichts zu vergessen.
Man spielt vier Runden, die sich in verschiedene Phasen unterteilen. Das Wetter verändert sich und wirkt sich auf die Stämme aus, die Stämme benötigen Nahrung zum Überleben und jede Runde gibt es eine andere Wertung, die bereits zu Spielbeginn bekannt ist. Ein Ereignis ist zu Beginn einer jeden Runde bekannt, tritt aber erst am Ende ein, sodass man sich darauf, genau wie auf den Wetterumschwung, vorbereiten kann.
Zu zweit benötigen wir für eine Partie mittlerweile weniger als zwei Stunden. Mit mehr Personen dauert es entsprechend länger, ohne dass die weiteren Personen den Spielverlauf wirklich positiv beeinflussen. Interaktion ist schon vorhanden, aber vor allem auf dem Kontinent und sonst nur beim gemeinsamen Zugriff auf die Kartenauslage, Auftragsplättchen sowie Platinen und bei bestimmten Ereignissen. Man sieht in einer Partie in der Regel nur wenige Karten, es steckt also wirklich viel Wiederspielreiz in Civolution, denn es ermöglicht mit ganz unterschiedlichen Herangehensweisen erfolgreich zu sein. Ich habe große Lust noch viele weitere Strategien auszuprobieren.
Vielen Dank an Ostia Spiele, Spielefaible und moses. für die Bereitstellung der Rezensionsexemplare und an Deep Print Games für die zeitweise Bereitstellung des Prototypen!