Applejack

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm,
seine lange Reise wohl in Asien begann.
In Kasachstan wurde er kultiviert,
bis sich sein Weg bei den Römern verliert.
Diese waren von ihm nicht sehr entzückt,
manche Sage ihn ins schlechte Licht rückt.
Doch konnte er all das überstehen,
und lies manch neue Sorten entstehen.
Oft sogar an einem einzigen Baum,
für die Natur ein wahrer Traum:
Streuobstwiesen bieten neuen Lebensraum!

Spielmaterial:

100 sechseckige Baumplättchen zeigen Äpfel, Bienenkörbe und Blüten in verschiedener Kombination auf der Vorderseite und jeweils zwei Schafe auf der Rückseite. Jede Person erhält ein auf beiden Seiten unterschiedlich bedrucktes Spielertablau zur Ablage dieser Plättchen. Von den zwei doppelseitig bedruckten Ernteplänen kommt nur die Seite in einer Partie zum Einsatz, die der Spielerzahl entspricht. Ein “Applejack” genannter sechseitiger Würfel sowie Honigplättchen mit den Werten 1, 5 und 20 sind ebenso enthalten, wie sieben Apfelplättchen als Variante, um die Wertungsreihenfolge zu modifizieren. Wie von Autor Uwe Rosenberg gewohnt, findet man in der Spielanleitung auch eine Seite mit weiterführenden Informationen zum Apfelanbau und was es mit dem “Applejack” auf sich hat.

Spielmechanismus:

In Applejack versucht man möglichst geschickt sein persönliches Tableau so mit Baumplättchen zu bestücken, dass diese mit ihren Äpfeln und Blüten ganz viel Honig einbringen. Denn am Ende kommt es ausschließlich auf den gesammelten Honig an.

Applejack Spielsituation 2 Spieler
Applejack Spielsituation 2 Spieler / Foto: Brettspielpoesie

Der zentrale Spielplan mit seinen Mulden ringsherum ist der Mittelpunkt der Plättchenauslage. Der Applejack-Würfel, dessen Augenzahl zugleich die Runde anzeigt, wandert in einer Spirale über das Tableau und hält dabei immer zwischen zwei solcher Mulden, an denen Baumplättchen ausliegen. Jedes dort anliegende Plättchen kostet den einfachen Wert an Honig, der darauf in einem oder mehreren Bienenkörben angegeben ist.

Applejack Erntetableau
Applejack Erntetableau 3 Spieler / Foto: Brettspielpoesie

Wenn zu Beginn des eigenen Zuges weniger als zwei Plättchen in erreichbarer Nähe ausliegen, man also keine echte Wahlmöglichkeit hat, wird zunächst reihum jede Mulde des gesamten Spielplans mit einem neuen Plättchen ausgestattet.

Applejack 4 Spieler
Applejack 4 Spieler / Foto: Brettspielpoesie

Bei der Platzierung hat man völlig freie Wahl, es gibt keine Verpflichtung die Bäume zusammenhängend auszulegen. Doch oft ist dies oft empfehlenswert. Man bekommt Honig, sobald man Bienenkörbe direkt aneinander platziert. Allerdings immer nur den niedrigeren Wert. Für die Apfelwertungen, die an bestimmten Stellen des Spielplans ausgelöst werden, benötigt man zusammenhängende Plättchen mit Äpfeln derselben Sorte. Diese Äpfel zählt man einfach zusammen und zieht den Wert des Würfels ab. Für die Blütenwertung am Ende der Runden, zählt jede Blüte unabhängig ihrer Positionierung. Jedes Plättchen lässt sich auch mit der Rückseite platzieren, die zwei Schafe zeigt. Man erhält dafür lediglich zwei Honig.

Applejack Schafe
Applejack Schafe / Foto: Brettspielpoesie

Für etwas Abwechslung sorgen die B-Seiten der Spielertableaus, bei denen sich am Rand der Wiese nicht nur Bienenstöcke, sondern auch bereits Äpfel befinden. Die Apfelwertungen lassen sich durch beiliegende Plättchen variieren und man kann mit einem Platz zur Zwischenspeicherung von Plättchen spielen.

Applejack B-Seite
Applejack B-Seite / Foto: Brettspielpoesie

Spielende:

Sind alle Streuobstwiesen-Tableaus vollständig mit Baumplättchen belegt, endet die Partie. Dies erkennt man auch daran, dass der Würfel mit der Augenzahl 3 das Spielendefeld mit dem Herbstlaub erreicht. Dann gibt es eine letzte Wertung aller Apfelsorten, bei welcher der Ertrag verdoppelt wird. Anschließend bekommen alle einen Bonus für Diversität und zwar entsprechend der Anzahl verschiedener Apfelsorten, die bei der letzten Wertung Punkte einbrachten. Es folgt eine einfache Blütenwertung und zusammen mit dem gesammelten Honig im eigenen Vorrat, kann nun jeder seine Punktzahl ermitteln, um den Sieger zu küren.

Spieleranzahl:

Wie bereits erwähnt, kommt je nach Spielerzahl ein anderes Erntetableau zum Einsatz. Diese sind dahingehend optimiert, dass jeder Person ein Symbol zugeordnet wird. Das erleichtert es den Überblick zu behalten, an welchen Stellen man Zugriff auf die ausliegenden Plättchen bekommt. Es werden vor einer Partie jedoch niemals Plättchen aussortiert. Dadurch kann es vor allem in Partien mit weniger als vier Spielern zu einer ungleichmäßigen Verfügbarkeit bestimmter Apfelsorten kommen.

Auch wenn sich Applejack eher solitär anfühlt, da man hauptsächlich auf das eigene Tableau schaut, mag ich es mich dabei mit anderen zu messen. Hin und wieder schnappt man sich dann doch mal gezielt Plättchen vor der Nase weg. Es ist auch solo spielbar, dann versucht man mindestens 65 Honig zu sammeln, hat allerdings weniger Wertungen im Verlauf der Partie. Auch eine Kampagne ist möglich, bei der man bestimmte Baumplättchen für spätere Partien mitnehmen kann.

Glücksfaktor?

Die zufällig zusammengestellte Plättchenauslage verbirgt einen gewissen Glücksfaktor. Es kann passieren, dass manche häufig nur Zugriff auf vermeintlich weniger hilfreiche Plättchen erhalten, während andere gefühlt immer den Erstzugriff auf interessantere Plättchen bekommen. Welche Plättchen interessant sind, hängt aber auch ein wenig von den eigenen Plänen ab. Daher sollte man sich vielleicht nicht zu früh auf eine bestimmte Apfelsorte konzentrieren, für die man vielleicht gar nicht ausreichend Plättchen bekommen kann. Wer sein Glück noch weiter strapazieren möchte, kann statt eines der ausliegenden Plättchen zu nehmen, ein Zufälliges ziehen. Dies kann hin und wieder lukrativer sein, als ein Plättchen der Auslage zu nehmen. Vor allem dann, wenn man es mit der Rückseite platzieren müsste.

Meinung:

Mit Applejack unterstützt Autor Uwe Rosenberg erneut einen neu gegründeten Verlag dabei ins Verlagsgeschehen einzutauchen. Puzzlespiele gibt es bereits viele von ihm, aber noch keines mit Hex-Plättchen. Ich mag die daraus entstehende Knobelei, wie man die verschiedenen Apfelsorten so platzieren kann, dass sie lange ununterbrochene Ketten bilden. Schneller als man denkt, legt man unbedacht ein Plättchen und hat sich damit etwas abgeschnitten. Auch die Bienenkörbe solltebn wohl platziert sein, um mit ihnen viel Honig zu generieren.

Unsere Partien verliefen ganz unterschiedlich, was die Ausstattung des Spielplans mit Plättchen angeht. Manches Mal waren einzelne Mulden völlig unbeliebt, ein anderes Mal lagen zwischenzeitlich fast gar keine Plättchen mehr aus. Generell bietet Applejack allerdings wenig Varianz von Partie zu Partie. Auch wenn man durch die Variante die Reihenfolge der Apfelwertungen variieren kann, so macht man doch immer das Gleiche, es gibt Punkte für dieselben Dinge. Doch ich mag diese Puzzelei mit den verschiedenen Apfelsorten jedes Mal aufs Neue.

Etwas störend finde ich die ständige Rechnerei. Man benötigt ausreichend viel Honig, um Plättchen bezahlen zu können, bekommt über die Bienenstöcke ggf. wieder etwas zurück. Wer Probleme hat, sich das im Kopf auszurechnen, wechselt seine Honigplättchen ständig hin und her. In unseren Partien wurde auch bemängelt, dass es nicht immer zielführend ist, alle Sorten in die Endwertung einzubringen. Denn damit gewinnt man nicht automatisch. Wenn man sich früh von bestimmten Apfelwertungen verabschiedet, kann man durch Konzentration auf viele Äpfel einer anderen Sorte massig Honig generieren. Sowohl in der Endwertung, als auch ggf. schon in den Zwischenwertungen zuvor.

Thematisch lässt sich Applejack nur bedingt erklären. Warum ist Honig gültiges Zahlungsmittel für neue Apfelbäume? Und wieso erhält man zwei Honig, wenn man Schafe statt Apfelbäumen platziert? Es wird erklärt, dass Schafe durch das grasen und ihren als Dünger geeigneten Kot einen wertvollen Beitrag zur Streuobstwiese liefern und sie so vielleicht indirekt ihren Beitrag zur Honigproduktion liefern. Schafe einzubauen scheint aber auch wirklich nur eine Notoption zu sein, falls finanziell gerade gar nichts anderes mehr geht.

Wie so häufig störe ich mich eher enriger an solch thematischen Details, ich konzentriere mich lieber auf den Spielmechanismus an sich. Und diesen mag ich irgendwie ganz gern. Wobei es durchaus grübellastig werden kann, vor allem zum Ende hin. Da wird es regelmäßig zu einer reinen Optimierungsaufgabe, wie viel Ertrag ein Plättchen noch einbringt und ob es sich überhaupt lohnt dafür Honig, also Siegpunkte, auszugeben. Leider ist die Angabe der Spielzeit mit 30 Minuten etwas zu grob angegeben, da bei unseren Partien die Spielzeit proportional zur Anzahl Mitspieler anstieg. Wirklich zu lang kam es uns aber eigentlich nie vor, man sieht ja jederzeit wie viele Plättchen noch erforderlich sind, um alle Tableaus komplett zu befüllen. Eher kommt irgendwann der Gedanke auf, man bekommt gar nicht mehr genug Plättchen, um alles zu erreichen, was man sich noch vorgenommen hat.

Fazit:

Applejack erzeugt für mich eine angenehme Knobelei um die beste Anordnung der Apfelbäume und Bienenköre. Zu der angenehmen Spielatmosphäre trägt auch die idyllische Umgebung bei, welche die fabelhaften Illustrationen erzeugen. Im Laufe einer Partie entsteht bei allen Spielern eine bunt bestückte Obstwiese, das sorgt für ein gutes Gefühl, auch wenn der Ertrag diese Apfelbäume nicht immer optimal gelingt. Wer jedoch in Grübelei darüber fällt, kann eine Partie ordentlich in die Länge ziehen.

Wertungsnote 4/6

Verlag: The Game Builders
Autor(en): Uwe Rosenberg
Erscheinungsjahr: 2022
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 30 Minuten

Vielen Dank an The Game Builders für die Bereitstellung eines vergünstigten Rezensionsexemplars!

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2 Antworten auf „Applejack“

Hallo Dimi, vielen Dank für Deinen Kommentar. Tatsächlich war ich kurz enttäuscht, als ich erfuhr, dass Schafe nur eine Notoption darstellen. Dafür sieht man sie aber während der gesamten Partie auf den Rückseiten der Plättchen. Und die Illustrationen sind wirklich zauberhaft :) LG Sonja

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