Forum Trajanum

Forum Trajanum Cover
Cover / Foto: Huch!

Mal wieder sind wir in Rom unterwegs, mal wieder müssen wir dort etwas erbauen. Was für den einen oder anderen Spieler vielleicht zum Einschlafen klingt, ist für mich immer wieder ein interessantes Setting. Vor allem, wenn der Autor Stefan Feld heißt. Dann kann man sich auch direkt darauf einstellen, dass die thematische Einbindung nur am Rande interessiert und es eher auf den Mechanismus ankommt. Dabei ist dann der berühmt-berüchtigte Feld’sche Punktesalat zu erwarten, an dem sich manche Spieler stören. Ich gehöre nicht zu dieser Kategorie Spieler und habe mich daher sehr auf Forum Trajanum gefreut, das ich euch nun vorstellen möchte.

Spielmaterial:

Hier bekommt man jede Menge Material. Einen großen Spielplan zu dem fünf doppelseitig unterschiedliche Forumsteile gehören und vier größere Spielertableaus, eines für jeden möglichen Spieler. Diese werden mit einer Vielzahl kleiner Colonia-Plättchen der eigenen Spielerfarbe belegt: Zunächst liegt auf jedem Platz eines davon, später werden an den Stellen Häuser errichtet. Solche gibt es als Plättchen bzw. Doppelplättchen in fünf Farben, in denen es auch passende Spielfiguren gibt. Letztere existieren zusätzlich noch in braun und weiß mit anderen Funktionen. Ebenfalls aus Holz sind die drei Säulenfragmente, die als Rundenzähler dienen und die Trajan Startspielerfigur. Unsere hat leider einen kleinen Buckel an der Unterseite und kann daher nicht aufrecht stehen. Außerdem enthalten sind Straßen- und Trajankarten sowie Spielermarker und Geldplättchen.

Spielmechanismus:

Es werden drei Durchgänge gespielt, in denen die Spieler jeweils vier Mal Colonia-Plättchen von ihrem Plan wählen und ein Gebäude bauen können. Welche Colonia-Plättchen überhaupt zur Auswahl stehen, geben zwei Karten vor, die jeweils ein Randsymbol des Spielplans zeigen.Die Spielertableaus zeigen diese Symbole am Rand ihrer Colonia, sodass eine Karte direkt einer Reihe oder Spalte zugewiesen ist. Nur die vier Eck-Plättchen liegen offen, alle anderen verdeckt. Die darauf abgebildeten Boni bekommt der Spieler aber nicht direkt, erst muss jeder eines der beiden Plättchen an den Nachbarspieler weitergeben und erhält entsprechend ein Neues. Dann wird wiederum gewählt, welches Plättchen ausgeführt wird. Entweder bringt ein solches Plättchen einen dauerhaften Bürger ein oder eine Kombination aus den Ressourcen Arbeiter, Geld und Aufwertungen.

Forum Trajanum Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Zur Errichtung eines Gebäudes wird, neben passenden farbigen Arbeitern oder grauen Baumeistern, auch entsprechend Platz in der eigenen Colonia benötigt. Für bunte Gebäude werden eigene Colonia-Plättchen im Forum platziert, graue Gebäude bringen zusätzliche Boni oder Punkte. Es können auch Doppelgebäude errichtet werden, wenn ausreichend Platz vorhanden ist und entsprechende Arbeiter eingesetzt werden können. Die braunen Assistenten helfen die Farbe eines Arbeiters zu verändern und die weißen Tribune können zu Beginn eines Zuges abgegeben werden, um die Auswahl der Colonia-Plättchen zu modifizieren.

Forum Trajanum Spielertableau
Spielertableau / Foto: Brettspielpoesie

Die dauerhaften Bürger bringen Spezialfähigkeiten mit, doch nur solange sie auch am Rundenende für ihre Arbeit bezahlt werden. Danach folgt eine Durchgangswertung, in der die Gebäude des eigenen Spielertableaus Punkte einbringen können, dann die Colonia-Plättchen im Forum und zuletzt wird die Trajankarte gewertet. Drei davon liegen von Beginn der Partie an offen und sind zweigeteilt: Sie zeigen einen Bau- und einen Sammelauftrag. Die Höhe der zu vergebenden Punktzahlen kann sich bei den Spielern unterscheiden, je nachdem wie viele Aufwertungen sie im Spiel ausgeführt haben.

Forum Trajanum Forum
Forum / Foto: Brettspielpoesie

Spielende:

Nach der dritten Wertung endet die Partie, es gewinnt der Spieler mit der höchsten Punktzahl.

Spieleranzahl:

Zu viert kann sich eine Partie schon etwas ziehen, vor allem wenn Grübler dabei sind. Je nach Spielerzahl variiert die Größe des Forums, sodass mit jeder Spielerzahl die Plätze sehr begrenzt sind und das Spiel gut funktioniert. Mit mehr Spielern fühlt sich das Gedrängel dort allerdings etwas interessanter an, dann stehen für den einzelnen Spieler im Verhältnis weniger Plätze zum Bebauen zur Verfügung. Außerdem kommt es dann häufiger vor, dass die Spieler mehrere kleine Gebiete haben und diese nicht vereinen können.

Glücksfaktor?

Wir haben es hier mit einem klassischen Euro Game zu tun, bei dem man keinen hohen Glücksfaktor vorfindet. Es bietet mit den Personenplättchen allerdings einige Zufälle, in welcher Kombination sie zusammen ausgewählt werden und welche am Ende verdeckt übrig bleiben. Würden alle diese Plättchen offen liegen, wäre mehr Grübelei vorprogrammiert. So hat man das Gefühl, man hätte es selbst in der Hand, auch wenn das nur in gewisser Weise zutrifft. Denn die komplett freie Wahl wird durch die Kartensymbole schon eingeschränkt.

Fazit:

Mein erster Gedanke nach der Kennenlern-Partie lautete: “Ein ganz typisches Feld-Spiel!” – Es gibt Punkte für allerhand Zeugs und die Spieler versuchen die besten Kombinationen zu finden. Dabei müssen sie immer wieder ein wenig umdenken, wenn sie nicht die gewünschten Ressourcen in die Finger bekommen. Daraus resultiert aber auch, dass der Einstieg nicht ganz einfach ist. Es gibt jede Menge Detailregeln, die zunächst erläutert werden müssen und die Spieler müssen erst ein Gefühl dafür entwickeln, worauf es bei diesem Spiel ankommt. Es liegen zwar ausführliche Spielerhilfen bei, aber leider nur zwei in jeder Sprache. Die können zwar zwischen zwei Spielern liegen, aber da sowohl die Vorder- als auch die Rückseite von Belang ist, wären vier Übersichten einfach besser. Schön gemacht finde ich die hingegen Säulensegmente, die nicht nur als Rundenzähler dienen, sondern zugleich die Punktzahl für bestimmte Elemente pro Durchgang festlegen.

In der ersten Partie läuft es meist noch nicht ganz geschmeidig, daher sollte man diese wirklich als Kennenlernpartie abhaken und sich in weitere Partien stürzen. Denn dann entfaltet sich das Potential dieses Spiels erst so richtig. Die unterschiedlichen Mechanismen sind einfach interessant verzahnt. Zum einen die Wahl der Colonia-Plättchen und damit die Wahl verfügbarer Bauplätze, dann das Puzzle-artige Bebauen des eigenen Spielplans und zum anderen die Trajan-Wertungen. Man möchte so vieles machen, aber hat doch so wenig Zeit. Und bei vielen Dingen spielt der Zeitpunkt eine wichtige Rolle. Die einzelnen Wertungsaspekte spielen gut zusammen und sorgen dafür dass man sich nicht nur auf einen einzelnen Aspekt beschränken kann. Wenn zum Beispiel der Trajan-Anzeiger weit nach vorne rückt, müssen auch die Wertungen erfüllt sein, damit es sich rentiert. Nur 12 Bauaktionen führt jeder Spieler insgesamt aus, da kommt es auf jede Entscheidung an.

Das Thema wurde zwar optisch schön umgesetzt, das Spiel bleibt aber doch recht mechanisch. Das ist mir persönlich allerdings völlig egal, solange der Mechanismus überzeugt. Und nach meinem Geschmack tut er dies bei Forum Trajanum. Die Wertungen erzeugen einen angenehmen Flow, anfangs bekommen die Spieler nur wenige Punkte, hinten raus immer mehr. Dadurch wird es zum Ende hin allerdings auch etwas grübellastiger, weil dann meist einige Optionen schlicht durchgerechnet werden, um das Maximum aus seinem Zug zu ziehen. Interaktion entsteht durch den Plättchen-Draft zu Beginn jeder Runde, was oftmals keine leichte Entscheidung ist und durch die Plättchen im Forum. Die unterschiedlichen Trajankarten und die zufällige Zusammenstellung des Forums mit seinen Farbflächen sorgen dafür, das in jeder Partie andere Schwerpunkte gesetzt werden müssen. Da kann es auch mal passieren, dass sich die Trajan-Karten ein wenig widersprechen, man also vermutlich nicht alle (gleich) gut erzielen kann. So bleibt es spannend, das Spiel in jeder Partie anhand der Voraussetzungen neu zu erkunden.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Huch!
Autor(en): Stefan Feld
Erscheinungsjahr: 2018
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 30 Minuten pro Spieler

Vielen Dank an Huch! für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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