Kero & Naga Raja

Cover / Foto: Brettspielpoesie

Lange habe ich überlegt wie ich euch diese beiden Spiele am besten vorstellen kann. Sie haben eigentlich nicht viel gemeinsam, es sind beides reine 2-Personen-Spiele und sie sind beim gleichen Verlag erschienen, dahinter stehen jedoch ganz unterschiedliche Autoren und auch die verwendeten Themen und Mechaniken haben wenig gemein. Und doch vergleiche ich sie immer wieder miteinander, schließlich sind sie in relativ kurzen Abständen erschienen, bei einem Verlag mit besonderem Augenmerk auf der Ausstattung eines Spiels, nicht nur in Bezug auf das verwendete Material, sondern auch auf das eigens für jedes Spiel ausgearbeitete Inlay.

Kero

Der Titel dieses Spiels hätte genau so gut Mad Max: Fury Road – Das Spiel lauten können, es wäre sehr treffend. Denn es spielt in einer post-apokalyptischen Zukunft, in der wir uns in einem Truck durch die Wüste bewegen, immer in Gefahr auf der Suche nach fruchtbaren Orten ohne Benzin mit unserem Truck liegen zu bleiben. Jeder Spieler hat einen solchen Truck, der genau genommen einfach eine Sanduhr mit etwas Plastik drum herum ist. Nur solange das Benzin in unseren Trucks läuft, dürfen wir immer wieder neu würfeln, bis uns die Würfelergebnisse gefallen. Zum Auftanken drehen wir in die eine Richtung, während der Mitspieler versucht alle Würfel auf die Feuerseite zu würfeln, um den Tankvorgang zu beenden. Im eigenen Zug drehen wir die Sanduhr anders herum und versuchen möglichst keine Feuersymbole zu würfeln, denn diese nützen uns nichts, sie dürfen nicht einmal neu gewürfelt werden. Die gewürfelten Symbole werden für unterschiedliche Aktionen oder Karten eingesetzt, die verschiedene Kombinationen von Symbolen benötigen. Die Karten bringen entweder einen Sofortbonus oder einen dauerhaften Bonus für den Rest der Partie, wie einen der bunten Würfel oder ein zusätzliches Würfelsymbol. Grundsätzlich stehen die Spielern nur die fünf weißen Würfel zur Verfügung, zusätzlich können die drei bunten Würfel für jeweils einen Benzinkanister hinzu genommen werden. Sie spezialisieren sich auf bestimmte Symbole, zeigen mehrere von diesen auf einigen Seiten und sind daher sehr begehrt. Neben tanken und Benzin oder Bonusplättchen erhalten, ist die andere Hauptaktion mit seinen Clan-Mitgliedern die ausliegenden Territorien zu erobern. Drei mal im Spiel kommt es hier zu einer Mehrheitenwertung, immer dann wenn eine entsprechende Karte aufgedeckt wird. Der Zeitpunkt ist also variabel und nur bedingt vorhersehbar. Die erfolgreiche Eroberung eines Territoriums bringt Siegpunkte mit sich und manche sogar einen zusätzlichen Sofortbonus.

Kero Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

In den ersten Partien fand ich das ganze noch ziemlich cool, unter Zeitdruck zu würfeln und aus den Ergebnissen das Beste zu machen. Doch leider verfliegt dieser Reiz schnell, denn die Partien verlaufen dann doch zu ähnlich, wobei das Glück einem mal besser oder schlechter zur Seite steht. Da kann es schon zu unfairen Diskrepanzen kommen, wenn einem Spieler in der gesamten Partie bessere Würfe gelingen als dem Mitspieler.

Kero Sanduhren / Foto: Brettspielpoesie

Die Sanduhren sind ein tolles Gimmick, doch leider funktionieren sie nicht fehlerfrei. Bei uns ist in einer Partie eine Sanduhr während des Auftankens einfach stehen geblieben, kein Sandkörnchen fiel mehr durch. Nach etwas Gerüttel ging es dann weiter, wenn man dies jedoch nicht schnell mitbekommt, ist der gesamte Aufladevorgang für die Katz gewesen. Unsere beiden Sanduhren unterschieden sich auch in der Menge des enthaltenen Sandes, doch läuft mal die eine und mal die andere etwas schneller. Da es beide Sanduhren betrifft, stören wir uns da nicht weiter dran und denken, es wird sich auf die Partie gesehen schon irgendwie ausgleichen. Dies ist sicherlich auf die Produktionskosten zurückzuführen, für genauere Sanduhren wäre der Verkaufspreis sicherlich den meisten zu hoch gewesen. Ansonsten wartet dieses Spiel mit einer hervorragenden Ausstattung auf.

Kero Ausstattung / Foto: Brettspielpoesie

Wertungsnote 4/6

Verlag: Hurrican Editions / Vertrieb: Asmodee
Autor(en): Prospero Hall
Erscheinungsjahr: 2018
Spieleranzahl: 2 Spieler
Dauer: 30 Minuten

Naga Raja

Der Autor Bruno Cathala hat seit Five Tribes einfach einen Stein bei mir im Brett, doch seine Spiele überzeugen mich leider nicht immer. Als ich hörte, dass unter anderem von ihm ein Spiel bei Hurrican erscheint, war mein Interesse groß. Auch hier wird gewürfelt, allerdings nicht mit allseits bekannten D6-Würfeln, sondern mit vierkantigen Schicksalsstäben. Ihre Seiten zeigen Schicksalspunkte oder sogenannte Nagas, das sind Schlangen, welche die Schätze in den Tempeln beschützen wollen. Beide Spieler beginnen mit einem leeren Tempel, an dessen Rändern sich verdeckte Reliquien befinden. Diese bringen Punkte ein, sobald sie über einen Weg erreicht werden können, jedoch sind drei davon verflucht.

Naga Raja Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Runde für Runde wird um ein Tempelplättchen gespielt, dafür werden geheim Karten ausgewählt, die angeben an mit welchen und wie vielen Schicksalsstäben gewürfelt wird. Nach dem Wurf ist es erlaubt für jeden gewürfelten Naga eine Handkarte zu spielen. Diese können das Würfelergebnis verändern, Schicksalspunkte hinzuzählen oder abziehen, zu weiteren Karten führen oder erlauben es, sich Reliquien anzuschauen. Es gibt auch Karten die es erlauben dem Mitspieler eine Falle in seinen Tempel zu bauen, dessen Wege zu unterbrechen, Tempelplättchen zu drehen oder auszutauschen. Der Sieger des Duells baut die das Plättchen in seinen Tempel ein.

Naga Raja Spielkarten / Foto: Brettspielpoesie

Wird mit dem Tempelplättchen ein Weg von einem Eingang zu einer Reliquie errichtet, darf diese aufgedeckt werden. Manche Tempelplättchen zeigen zusätzlich Amulette, die bei Erreichen eingesammelt werden und verdeckt bleiben. Sie zeigen entweder einen Bonus oder Punkte. Für den Sieg sind 25 Punkte notwendig, dies muss der Spieler ansagen, da auch seine geheimen Amulette dazu zählen, die er nun aufdeckt. Er gewinnt sofort die Partie. Deckt zuvor ein Spieler die dritte verfluchte Reliquie in seinem Tempel auf, verliert dieser die Partie sofort. Alternativ endet die Partie, wenn ein Spieler das neunte Tempelplättchen bei sich platziert. Dann vergleichen die Spieler ihre Siegpunkte, um den Sieger zu ermitteln.

Auch hier schlägt der Glücksfaktor hart  zu. Ein Spieler kann völlig abgeschlagen sein, weil er unvorteilhaft gebaut und vom Gegenspieler eine Falle vorgesetzt bekommen hat und kann trotzdem noch gewinnen, wenn der andere Spieler den dritten Fluch auslöst. Das kann man mögen, so muss sich kein Spieler vorzeitig aufgeben. Ich finde es immer etwas blöd ohne viele Punkte zu gewinnen, weil der andere Spieler das falsche Plättchen aufdeckt. Wobei diesem Spieler dann auch eine gewisse Ungeduld unterstellt werden muss. Schließlich hätte er sich das Plättchen, zumindest mit der richtigen Karte  auf der Hand, zuvor ansehen können. Diese Karte kann dann allerdings auch nicht mehr genutzt werden, um Schicksalsstäbe zu erhalten, daher ist die Verwendung einer jeden Karte ein kleiner Zwiespalt und zudem werden gewürfelte Nagas benötigt, um eine solche Funktion verwenden zu können.

Naga Raja Ausstattung / Foto: Brettspielpoesie

Wertungsnote 3/6

Verlag: Hurrican Editions / Vertrieb: Asmodee
Autor(en): Bruno Cathala, Théo Riviere
Erscheinungsjahr: 2019
Spieleranzahl: 2 Spieler
Dauer: 30 Minuten

Fazit

Im direkten Vergleich gefällt mir Kero etwas besser als Naga Raja. Auch wenn beide hervorragend ausgestattet sind, so sind die Sanduhr-Trucks doch noch ein besonderer Hingucker, die das Spiel aus der Menge hervor heben. Naga Raja fühlt sich mit den Multi-Use-Karten und dem Plättchenpuzzle dann doch eher klassisch an, der Glücksfaktor ist hier noch ausgeprägter. Dafür ist es schon ein wenig interaktiver, durch die Funktionen der Karten die für Nagas gespielt werden dürfen. Während man sich bei Kero nur bei den Mehrheiten in die Quere kommt oder sich mal eine Karte wegschnappt, kann es bei Naga Raja schon ordentlich etwas auf die Mütze geben.

Vielen Dank an Asmodee für die Bereitstellung der Rezensionsexemplare!

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