Der weiße Hai

Cover / Foto: Ravensburger
Cover / Foto: Ravensburger

Vorsicht vor dem weißen Hai,
er reißt gern Schwimmer entzwei.
Auch am Unabhängigkeitstag,
wenn kaum jemand weg bleiben mag.
Damit nicht viel wird passieren,
versucht ihr den Hai zu markieren,
auf ihn zu schlagen und zu schießen,
ihn im finalen Kampf zu besiegen.

Spielmaterial:

Das zentrale Spielbrett besteht aus zwei Teilen mit unterschiedlich bedruckten Seiten, welche auch beide in einer Partie zum Einsatz kommen. Die Spielertableaus sind ebenfalls doppelseitig unterschiedlich. Mit kleinen, roten Plastikclips können Statuswerte auf den Spielertableaus festgehalten werden. Die Spielfiguren und die Boote sind aus Holz, daneben gibt es noch diverse Pappmarker und Karten. Die Stanzplättchen sind recht dünn, was mir beim ersten Anfassen direkt auffiel, sich im Spielverlauf aber nicht als negativ herausstellte.

Der Weiße Hai Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Spielmechanismus:

Der weiße Hai unterteilt sich in zwei Akte: Zunächst versucht der Hai viele Schwimmer am Strand von Amity Island zu fressen, während die bis zu drei anderen Spieler die weiteren Charaktere verkörpern. Sie versuchen die Schwimmer an den vier Strandabschnitten zu retten und den Hai mit Fässern zu markieren. Der Hai plant seine Aktionen und Bewegungen geheim, hat vier Optionen sein Verhalten ein wenig zu verschleiern. Die drei Charaktere unterscheiden sich in ihren Aktions- und Bewegungsmöglichkeiten: Brody kann sich beispielsweise nur an Land bewegen, dafür dort einen Strand schließen oder Fässer zu den Stränden befördern. Von dort können Quint und Hooper diese mit ihren Booten aufnehmen, aber nur Quint kann sie ins Wasser werfen und damit versuchen den Hai zu markieren. Dabei können die anderen beiden mit Fernrohr bzw. Fischfinder unterstützen, den Hai ausfindig zu machen.

Der Weiße Hai – Akt 1 / Foto: Brettspielpoesie

Der erste Akt endet entweder nachdem das zweite Fass am Hai hängen bleibt oder wenn dieser den neunten Schwimmer verspeist hat. Treffen die Fässer nicht den Hai bleiben sie im Wasser und dienen fortan als Bewegungsmelder, schwimmt der Hai an einem vorbei, muss er dies bekannt geben. Die Anzahl gefressener Schwimmer am Ende des ersten Aktes entscheidet über die Anzahl der Ausrüstungskarten für die Charaktere bzw. der Fähigkeitskarten des Hais im folgenden Akt.

Der Weiße Hai – Der Hai / Foto: Brettspielpoesie

Der zweite Akt spiel auf der Orca, dafür werden acht Plättchen auf der Rückseite des Spielplans platziert, welche das Boot darstellen. Alle Charaktere haben nun Lebenspunkte, die sie verlieren können. Der Hai kann jede Runde an drei Positionen auftauchen, Karten geben seinen Ausweichwert an und bestimmen mit wie vielen Würfeln angegriffen werden darf. Erst wählt der Hai geheim den Ort, dann bewegen sich die Charaktere und rüsten sich aus. Nur wer sich am selben Ort wie der Hai aufhält oder diesen mit seiner Waffe erreicht, kann ihm schaden. Würfelwürfe entscheiden über den Ausgang eines jeden Kampfes. Der Hai selber kann sich dann entschließen das Boot oder einen Charakter im Wasser anzugreifen. Mit einem hohen Schadenswert werden die Bootsteile direkt zerstört, bei niedrigeren Werten werden diese nur beschädigt und umgedreht, müssen für vollständige Zerstörung erneut angegriffen werden.

Der Weiße Hai – Akt 2 / Foto: Brettspielpoesie

Spielende:

Der zweite Akt und damit auch die gesamte Partie kann auf unterschiedliche Arten enden. Sinken die Lebenspunkte des Hais auf null, gewinnen alle anderen Spieler, sie haben den Hai besiegt. Gelingt es dem Hai zuvor jedes einzelne der acht Schiffssteile zu zerstören oder alle drei Charaktere zu eliminieren, gewinnt der Hai.

Spieleranzahl:

Zwei bis vier Spieler werden für eine Partie benötigt. Der Hai wird immer nur von einem Spieler verkörpert, alle anderen Charaktere von den übrigen Spielern. Für das Spielgefühl ist die Spielerzahl eigentlich egal, wobei es mir weniger gefällt alle drei Personen alleine spielen zu müssen. Ich mag es lieber, wenn man sich mit anderen Spielern abstimmen kann. Je nachdem wie umfassend diese gemeinsame Planung abläuft, wirkt sich das jedoch auf die Spielzeit aus.

Glücksfaktor?

Der Glücksfaktor unterscheidet sich bei den beiden Akten ein wenig. Im ersten Akt sind es die Ereigniskarten, welche zufällig über die Positionen neuer Schwimmer entscheiden und sich positiv für den Hai oder die anderen Spieler auswirken. Im zweiten Akt entscheiden Würfel über die Kampfergebnisse, da ist natürlich auch Glück dabei. Es kann passieren, dass der Hai nur zwei Optionen zum Auftauchen hat, weil zwei Mal das gleiche Schiffsteil aufgedeckt wird.

Meinung:

Die Geschehnisse des Films wurden hervorragend auf das Spiel übertragen, es ist richtig schön thematisch. Wer den Film kennt, wird sich direkt in die Szenerie hinein gezogen fühlen. Es sind nicht nur die Ereignisse im ersten Akt, sonden auch die möglicherweise zur Verfügung stehenden Waffen im zweiten Akt, die aus dem Film stammen. Bei uns hat sich der Baseballschläger noch immer als effektivste Waffe herausgestellt ;-) Auch die im Film alles entscheidende Druckluftflasche kann den Spielern zur Verfügung stehen. Noch etwas Filmmusik dazu und die Stimmung ist perfekt.

Die Anleitung hat ein merkwürdiges Format, indem die Regeln sehr ausführlich beschrieben werden. Dabei ist der Mechanismus gar nicht so kompliziert, es sind eben viele Details zu den einzelnen Charakteren und ihren Möglichkeiten. Daher ist es unter Umständen schwierig auf die Schnelle ein bestimmtes Regeldetail zu finden.

Ob man es als Hai auf die Schwimmer abgesehen hat oder diese retten und dem Hai das Leben schwer machen möchte, beide Rollen sind grundsätzlich interessant. Wobei sich die drei Charaktere Hooper, Brody und Quint im ersten Akt durchaus unterscheiden. Brody kann an Land kaum aktiv dazu beitragen den Hai zu markieren, seine Aufgabe besteht in erster Linie darin, Fässer bereit zu stellen. Diese verwaltende Aufgabe fühlt sich am langweiligsten an. Die beiden Akte spielen sich ebenfalls ganz unterschiedlich. Das Katz-und-Maus-Spiel des ersten Aktes ist interessant, hier hatte bei uns häufig der Hai die Nase vorn und konnte sich eine bessere Ausgangslage für den wzeiten Akt verschaffen. Die Spannung steigt erst so richtig beim puren Kampf ums Überleben auf der Orca, bei der die Chancen in unseren Partien für die Beatzung besser standen. Meist ist es ein sehr knappes Finale geworden, bei dem ein guter Würfelwurf im richtigen Moment die Entscheidung brachte.

Leider konnten wir die Spielzeit von 60 Minuten maximal für einen Akt einhalten, die gesamten Partien dauerten meist die doppelte Zeit. Und das hat sich irgendwann immer echt hingezogen. Besonders im zweiten Akt können zu Beginn höhere Schadenswerte erreicht werden, da sowohl der Besatzung als auch dem Hai noch Sonderkarten zur Verfügung stehen. Sind diese erst einmal verbraucht, wird im Schnitt weniger Schaden pro Runde angerichtet. Teilen sich die Spieler auf dem Boot auf, um den Hai auf jeden Fall zu erwischen, greifen die anderen Charaktere gar nicht an. Da in jedem Akt die Runden immer sehr ähnlich ablaufen und wenig Variation bieten, empfanden wir die Spielzeit jedes Mal zu lang. In unseren Gruppen hat die Besatzung meist viel diskutiert, um den vermeintlich besten Zug auszuführen, möglicherweise liegt es auch daran. Sonst kann allerdings schnell das Problem auftreten, dass ein Alpha-Spieler das Spiel an sich reißt und allen vorgibt was zu tun ist. Leider bietet das Spiel keine Mechanismen, um dies zu verhindern.

Ich möchte dieses Spiel wirklich gerne mögen, aber es fesselt mich leider nicht über mehrere Partien hinweg. Vielleicht hätte es dem Spiel besser getan, sich auf einen der beiden Akte zu fokussieren und nur diesen als gesamtes Spiel auszubauen. Eventuell mit etwas mehr Variationsmöglichkeiten, wobei es dann sicher schwierig wäre so nah am Film zu bleiben. Der erste Akt dient eigentlich nur dazu, die Ausgangslage für den Kampf auf der Orca zu bestimmen. Doch steckt hier durch die Ereignisse bereits dort viel Thema drin. Der Kampf auf der Orca hat ein offenes Ende, da kann die Geschichte neu erlebt werden, beide Seiten können gewinnen. Wie auch im Film, müssen nicht alle Besatzungsmitglieder überleben, um als Gruppe zu gewinnen. Das Ausscheiden finde ich hier aber nicht schlimm, da ausgeschiedene Spieler die anderen noch beraten und sie gemeinsam gewinnen können.

Fazit:

Ein thematisch sehr stimmiges Spiel, mit einfachen Mechanismen, die leider für eine Partie zu lang erscheinen und auch nicht gerade motivieren, das Spiel all zu häufig auf den Tisch zu bringen. Für Fans des Films dennoch einen Blick wert, denn das Thema und die Atmosphäre tragen wesentlich mehr als der Spielmechanismus.

Verlag: Ravensburger
Autor(en): Prospero Hall
Erscheinungsjahr: 2020
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 60 Minuten

Wertungsnote 4/6

Vielen Dank an Ravensburger für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.

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