Kurz & klein – Baumkronen, Great Plains, Kompromat

Ich hatte 2019 begonnen, kleine und schnell vorgestellte Spiele nicht mehr in die starre Rezensionsstruktur zu pressen. Stattdessen möchte ich ähnliche Spiele, die irgendeine Gemeinsamkeit haben nicht kurz und klein hacken, wie der Titel es vermuten lassen könnte, sondern einfach gesammelt vorstellen und dabei auf die Besonderheiten eingehen. Die heutigen drei Spiele teilen sich die Spielerzahl, denn sie sind alle nur für genau zwei Spieler geeignet. Ob es darum geht Regenwälder entstehen zu lassen in Baumkronen, Revierkämpfe zwischen Fuchs und Schlange bei Great Plains auszufechten oder spannende Black-Jack-Duelle von Geheimagenten bei Kompromat zu erleben.

Baumkronen

Baumkronen - Cover
Baumkronen – Cover / Foto: Kosmos

Sich Gedanken um die Natur und den Fortbestand all ihrer Bewohner zu machen ist nicht nur ein allgemeiner Trend. Auch in Brettspielen werden solche Themen vermehrt umgesetzt und kommen bei vielen Spielern gut an. Auch der neueste Titel der 2-Spieler-Reihe vom Kosmos-Verlag Baumkronen, als deutsche Lokalisierung des Kickstarter-Projekts Canopy, schlägt genau in diese Kerbe.

Baumkronen Spielerauslage
Baumkronen Spielerauslage / Foto: Brettspielpoesie

Spielablauf

In drei Durchgängen wählen die Spieler Karten, die sie ihrem Regenwald hinzufügen. In vorgegebener Reihenfolge darf sich der aktive Spieler den ersten von drei Stapeln ansehen. Entweder fügt er alle Karten davon seiner Auslage hinzu oder er legt ihn mit einer neuen Karte vom Stapel zurück und widmet sich dem folgenden Stapel. Entscheidet sich der Spieler auch gegen den zweiten und dritten Stapel, muss er die nächste Karte vom aktuellen Nachziehstapel in seine Auslage nehmen.

Baumkronen Kartenauslage
Baumkronen – Kartenauslage / Foto: Brettspielpoesie

Mit einem Baumstamm lässt sich ein neuer Baum beginnen oder ein Baumstamm erweitern. Eine Baumkrone schließt einen Baum verpflichtend ab. Eine Krone ohne freiliegenden Baumstamm kommt direkt aus dem Spiel. Pflanzen, Tiere, Wetter und Gefahrenkarten liegen einfach offen neben dem eigenen Wald. Nach jedem dieser als Jahreszeiten bezeichneten Durchgänge gibt es eine Zwischenwertung.

Erst führen Samen zu zusätzlichen Karten, dann wirken sich ggf. Krankheiten und Feuer aus. Dadurch können die Spieler Tiere oder Pflanzen verlieren. Es folgt die Wertung vollendeter Bäume. Dabei zählt jeder Stamm den angegebenen Wert, während die Krone ihren Wert mit der Anzahl Baumstammkarten multipliziert. Der Spieler mit dem höchsten Baum erhält einen Bonus bevor Wetter und übrige Pflanzen gewertet werden. Beim Wetter möchte man Sets aus Sonne und Regen besitzen und die Pflanzen haben ihre eigenen Wertungsregeln bzgl. der Anzahl. Am Ende der Partie gibt es einen Bonus für die meisten Bäume und die Tiere führen zu Punkten, bevor sich der Sieger mit der höchsten Gesamtpunktzahl ermitteln lässt.

Baumkronen Spielsituation
Baumkronen Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Zu Variation führen zusätzliche Pflanzen- und Tierkarten mit etwas komplexeren Effekten, die Karten ersetzen oder zusätzlich hinein kommen können. Wir haben irgendwann unsere Lieblingskombination gefunden und bleiben nun dabei, um den Stapel nicht jedes Mal umzusortieren.

Meinung

Optisch gefällt mir Baumkronen eigentlich gut. Nur mit dem Material der Kickstarter-Ausgabe kann es in meinen Augen nicht mithalten. Die Illustrationen sind zwar dieselben, aber randlos kommen sie auf den Original-Karten einfach besser zur Geltung. Zur Kennzeichnung gewerteter Bäume eingesetzte Tierplättchen sind in der deutschen Version ebenfalls Karten, die irgendwie nicht so recht ins Bild passen. Leider ist die Kartenqualität auch nicht besonders und die Ränder sahen bei uns bereits nach den ersten Partien schon abgenutzt aus.

Spielerisch ist Baumkronen ganz nach meinem Geschmack. Ich mag das Abwägen, ob man einen Kartenstapel nimmt oder lieber noch schaut was der nächste bringt. Mal entscheidet man sich richtig, mal liegt man daneben. Wenn dann die nachfolgende Karte dem Gegenspieler noch einen Vorteil einbringt, kann man sich schon ärgern. Oder wenn die Baumkronen immer zu früh kommen und der Gegenspieler jedes Mal die punktebringenden Baumstämme abbekommt, während man selber kaum Punkte mit ihnen erzeugt. Glück und Leid liegen eben nah beieinander, was Baumkronen jede Runde aufs Neue beweist.

Auch wenn dieser Glücksfaktor manchmal etwas frustriert, so mag ich diese Ungewissheit bei Baumkronen auch irgendwie. Selbst wenn eine Jahreszeit nicht so gut läuft, ist noch immer alles möglich. Ich möchte nicht immer alle Spieler bis auf die letzte Option durchrechnen können. Manchmal reicht es mir einfach durch Glück und kluge Entscheidungen aus dem Bauch heraus Punkte zu sammeln.

Die Tiereffekte können den Gegenspieler so richtig ärgern, sie bringen eine gewisse Würze ins Spiel hinein, wenn man dadurch sicher geglaubte Pflanzen oder Tiere verliert. Genau wie die Krankheiten oder Feuer, die zwar einem selbst schaden, ab einer gewissen Menge aber ebenso dem anderen, was hin und wieder durchaus lukrativ klingt. Selbst wenn es mal nicht für den Sieg reicht, haben beide Spieler einen hübschen Wald erzeugt, der von niedlichen Tieren bewohnt wird. Unsere Partien endeten daher immer mit positiver Grundstimmung, ob gewonnen oder verloren.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Kosmos
Autor(en): Tim Eisner
Erscheinungsjahr: 2021
Spieleranzahl: 2 Spieler
Dauer: 30 Minuten

Vielen Dank an Kosmos für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!


Great Plains

Great Plains Cover
Great Plains Cover / Foto: Lookout

Auch bei Great Plains von Lookout Spiele spielen Tiere eine große Rolle. Fuchs und Schlange repräsentieren zwei konkurrierende Stämme, die im Duell um die Vorherrschaft über die Great Plains gegeneinander antreten.

Spielablauf

Aus den sieben doppelseitig unterschiedlich bedruckten Hex-Plättchen entsteht in jeder Partie eine andere Anordnung der Great Plains. Diese Landschaften bestehen aus Bergen mit Höhlen, Grasland und Jagdgründen. Zunächst besetzten die Spieler abwechselnd jeweils drei der aufgedruckten Höhlen. Von diesen ausgehend können sich die Spieler ausbreiten und das Gelände besetzen. Später ist dies auch angrenzend an bereits platzierte Stammesfiguren gestattet.

Für den Einsatz einer Stammesfigur auf einem Jagdgrund, gibt es das passende Tierplättchen – solange noch eines im Vorrat ist. Zu Beginn eines späteren Zuges darf ein Spieler eines seiner Tierplättchen zurücklegen, um den Effekt zu nutzen. Ein Pferd erlaubt es die Stammesfigur um ein Feld entfernt zu platzieren. Der Adler ermöglicht es über ein Bergfeld hinwegzuziehen und der Bär vertreibt eine gegnerische Spielfigur. Wird sie vom Spielplan oder auf einen Berg verdrängt, kommt sie aus dem Spiel.

Great Plains Spielsituation
Great Plains – Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Bei Spielende, sobald alle Figuren platziert sind, zählen Mehrheiten bei den gelben Graslandflächen. Wer die Mehrheit an Stammesfiguren in einem Gebiet hat, erhält einen Punkt für jedes darin enthaltene Graslandfeld und einen weiteren für jede darin befindliche Wasserquelle.

Great Plains Tiermarker
Great Plains – Tiermarker / Foto: Brettspielpoesie

Meinung

So niedlich, wie das Cover es vorgibt, ist Great Plains bei Weitem nicht. Es ist ein klares Duell um Mehrheiten in den punktebringenden Gebieten. Die Optik versucht darüber hinwegzutäuschen, dass es sich eigentlich um ein völlig abstraktes, strategisches Duell handelt. Pro Zug wird eine Figur eingesetzt, mehr ist es nicht. Mit den Tierplättchen kommt nur noch ein Effekt hinzu. Das ist im Nu erklärt und verinnerlicht. Die Entscheidung über die beste Platzierung ist dann aber keineswegs banal.

Je nach Spielaufbau kann die Platzierung der Höhlen schon über Sieg oder Niederlage entscheiden. Sie sind der Einstiegspunkt für die Platzierung der eigenen Spielfiguren. Nur die Figuren auf Grasland können Punkte einbringen. Jede Spielfigur, die zu einem Tierplättchen führt, trägt keinen Beitrag zu einer Mehrheit. Doch sind deren Fähigkeiten nicht zu verachten. Nur mit ihnen lassen sich gegnerische Spielfiguren vertreiben oder die eigenen Bewegungsmöglichkeiten optimieren. Es kann auch helfen, die Plättchen einfach dem Gegenspieler vorzuenthalten, um dessen Möglichkeiten zu minimieren.

Es gibt bei Great Plains keine verdeckten Informationen. Das macht es zu einem strategischen Duell, bei dem es auf jede Aktion ankommt. Es ist quasi ein gegenseitiges Belauern, um am Ende die Nase vorn zu haben und Mehrheiten in Punkte zu verwandeln. Mir persönlich liegt das überhaupt nicht, ergo macht es mir nur wenig Spaß. Zumindest dauern die Partien nicht zu lang. Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, das andere Spieler genau daran ihre Freude haben.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Lookout Spiele
Autor(en): Trevor Benjamin, Brett J. Gilbert
Erscheinungsjahr: 2021
Spieleranzahl: 2 Spieler
Dauer: ca. 20 Minuten

Vielen Dank an ASS Altenburger für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!


Kompromat

Kompromat Cover
Kompromat – Cover / Foto: Helvetiq

Eigentlich ist Kompromat schon 2020 beim Schweizer Verlag Helvetiq erschienen, ist aber durch die Pandemie und den Ausfall der physischen SPIEL bei mir zunächst untergegangen. Es beruht auf dem Blackjack-Prinzip, denn man möchte mit den gespielten Karten möglichst nah an 21 heran kommen.

Ablauf

Als Spione wollen die Spieler Missionskarten ergattern, die ihnen Punkte, Sondereffekte und möglicherweise auch Spionageabwehrmarker einbringen. Jeder Spielerkartenstapel besteht aus 14 Karten mit denselben Werten zwischen 0,5 und 11, wobei die Werte 1 und 11 auf derselben Karte stehen und der gültige Werte vom Spieler bestimmt wird. Wer am Zug ist, spielt Karten zu einer der jeweils vier ausliegenden Missionskarten. Die erste Karte liegt offen, alle weiteren verdeckt. Nach jeder Karte darf ein Spieler sich dazu entscheiden auszusteigen. Dann ist der Gegenspieler am Zug und platziert Karten an einer freien Mission seiner Wahl. Wenn beide Spieler Karten zu allen vier Missionskarten ausliegen haben, endet der Durchgang mit dem Aufdecken der Karten. Wessen Kartenwerte zusammen addiert 21 ergeben oder näher an, aber immer noch unter, 21 liegen, bekommt die Karte und ggf. dazu ausliegende Spionageabwehrmarker. Bei Gleichstand zählt der Stapel mit mehr Karten.

Kompromat Spielsituation
Kompromat Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Wer den Wert 21 genau getroffen hat, darf einen Spionageabwehrmarker ablegen. Wer die 21 überschreitet bekommt einen hinzu. Jeder Marker bringt bei regulärem Spielende einen Punkt ein. Wer jedoch neun oder mehr davon besitzt, verliert sofort.

Kompromat Spionagemarker
Kompromat Spionagemarker / Foto: Brettspielpoesie

Die Missionskarten bringen Punkte ein. Manche gibt es mehrfach und die Punkte erhöhen sich, je mehr Karten ein Spieler davon besitzt. Andere Karten bringen einen einmaligen Sondereffekt ein, der im weiteren Spielverlauf hilfreich sein kann.

Kompromat Spielsituation
Kompromat Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Meinung

Ich mag die Optik des Spielmaterials irgendwie, blau und gelb sind auch einfach tolle Farben ;) Das Muster der Rückseiten mit den Streifenmustern in entgegengesetzte Richtungen längere Zeit anzuschauen ist doch anstrengend für meine Augen, wenn die Linien alle zu verschwimmen scheinen. Was aber irgendwie genau zum Thema passt, denn für Spione dreht sich alles um Risiko und Täuschung. Das Thema ist bei dem Spielprinzip zwar austauschbar, da es recht abstrakt bleibt, aber es passt einfach gut dazu.

Nach der ersten Regel-Lektüre habe ich aufgrund des Black Jack-Prinzips ehrlich gesagt nicht viel erwartet. Doch schon die erste Partie zeigte, dass es manchmal ausreicht seine Spielidee auf solch ein bekanntes Prinzip aufzusetzen. Denn Kompromat funktioniert für meinen Geschmack gut. Die Regeln sind im Nu verstanden und es ist immer wieder spannend, sein Glück herauszufordern. Gibt man sich mit einer niedrigen Zahl zufrieden oder hofft man noch näher an die 21 heranzukommen? Und schwupps, eh man sich versieht, liegt man darüber. Jetzt bloß nichts anmerken lassen, um den Mitspieler nicht in Sicherheit zu wiegen. Es passt einfach ideal als 2-Personen-Spiel.

Die Spionageabwehrmarker sind zunächst schwer einzuschätzen. Sie bringen Punkte, sind also erst mal positiv, aber die Menge ist entscheidend. Sie kann dafür sorgen, dass man zum Ende hin manche Karten gar nicht mehr bekommen möchte oder nicht zu viel riskieren darf. Umso mehr Karten pro Runde gespielt sind, desto besser lässt sich einschätzen, welche Karten noch kommen können. Da hilft ein gutes Gedächtnis, um das Risiko beim Karten ziehen zu minimieren.

Die Effekte der Missionskarten brechen die Planbarkeit ein wenig auf, was zu zusätzlicher Würze führt. Besonders die Effekte, welche gegnerische Kartenstapel beeinflussen. Richtig eingesetzt, kann man sich damit vielleicht eine Mehrheit verschaffen, aber im Zweifelsfall auch den Gegner davor bewahren die 21 zu übertreffen oder sie genau treffen zu lassen. Man kann eben nie so genau wissen, welche Karten der Gegenspieler aufgedeckt hat. Die Effekte lassen insgesamt etwas mehr Taktik zu, dadurch wird der Sieger nicht alleine vom Glück beim Karten Aufdecken bestimmt. Kompromat ist vielleicht nicht sonderlich innovativ, aber für mich doch immer wieder reizvoll.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Helvetiq
Autor(en): Adam Porter, Rob Fisher
Erscheinungsjahr: 2020
Spieleranzahl: 2 Spieler
Dauer: 30 Minuten

Vielen Dank an den Helvetiq für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

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