Kurz & klein – Kingdomino Origins / It’s a wonderful Kingdom / Qwixx Longo

Ich hatte 2019 begonnen, kleine und schnell vorgestellte Spiele nicht mehr in die starre Rezensionsstruktur zu pressen. Stattdessen möchte ich ähnliche Spiele, die irgendeine Gemeinsamkeit haben nicht kurz und klein hacken, wie der Titel es vermuten lassen könnte, sondern einfach gesammelt vorstellen. Heute besteht die Ähnlichkeit der Spiele darin, dass sie auf anderen, erfolgreichen Spielen beruhen und dieses Spielprinzip mehr oder weniger abändern, sich aber weitestgehend bekannt anfühlen. Heute geht es zu den Ursprüngen des Spiel des Jahres aus dem Jahr 2017, Kingdomino, im Spin-Off Kingdomino Origins. Nicht ganz so weit zurück blicken wir bei It’s a wonderful Kingdom, dem dedizierten 2-Personenspiel zu Ein wundervolles Königreich. Diese beiden Spiele liegen mir als englische Version vor. Anders als der letzte Titel für heute, Qwixx Longo, einer weiteren Version von Qwixx, dieses Mal allerdings mit veränderten Würfeln.

Kingdomino Origins

Kingdomino Origins Cover
Kingdomino Origins Cover / Foto: Brettspielpoesie

Kingdomino überzeugte mich damals bereits bei der Erstpartie in Essen auf dem Hotelzimmer und versprühte Spiel des Jahres-Vibes. Auch das aktuelle Standalone Spin-Off-Spiel Kingdomino Origins kam gleich im Hotelzimmer zum Einsatz. Und es fühlte sich sehr ähnlich an, doch sollte sich das bald ändern.

Spielablauf

Für eine Partie Kingdomino Origins muss man sich zunächst für einen der drei enthaltenen Spielmodi entscheiden. Der Entdeckermodus spielt sich ähnlich wie Kingdomino. Es gibt wieder Dominoplättchen mit sechs verschiedenen Landschaften, am Auswahlmechanismus der Plättchen hat sich nichts verändert.

Kingdomino Origins Spielsituation
Kingdomino Origins Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Es gibt allerdings keine Kronen mehr auf den Plättchen. In der Steinzeit sind wir noch weit weg davon, Land als König in Besitz zu nehmen. Stattdessen haben wir gerade gelernt Feuer zu machen, entsprechend bringt Feuer auf den Plättchen auch die Punkte ein. Ganz neu sind die Plättchen mit Vulkanen, die nicht als eigene Landschaft zählen. Sie speien Feuerplättchen mit bis zu drei Feuersymbolen bis zu drei Felder weit. Dabei gilt je mehr Feuersymbole, desto weniger weit entfernt sich das Feuerplättchen vom Vulkan. Über die Feuerplättchen lassen sich Landschaften ohne Feuersymbol für die Endabrechnung aufwerten.

Kingdomino Origins Spielmaterial
Kingdomino Origins Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Beim Totem-Modus kommen die schön bemalten Holz-Ressourcen zum Einsatz, die Mammuts, Fische, Pilze oder Stein zeigen. Sie sind den Landschaftstypen (außer Wüste) zugeordnet und kommen mit den Plättchen ins Spiel, die keine Feuersymbole zeigen. Sie verbleiben auch in der Auslage der Spieler auf ihren Landschaften. Bei Spielende gibt es als Belohnung einen Punkt pro Ressource im eigenen Gebiet. Zusätzlich erhält immer derjenige Spieler, der gerade die meisten Ressourcen einer Art besitzt das passende Totemplättchen. Diese sind bei Spielende, wie aufgedruckt, 3-6 Punkte wert. Vorsicht ist bei den Vulkanen angebracht. Ihr Feuer kann zwar auf einer Landschaft mit einer Ressource platziert werden, diese verbrennt jedoch sofort. Dadurch ist ggf. das Totemplättchen an den Spieler zu übergeben, der nun die Mehrheit vorweisen kann.

Kingdomino Origins Stamm
Kingdomino Origins Stamm / Foto: Brettspielpoesie

Im Stamm-Modus gibt es keine Mehrheitenwertung der Ressourcen mehr, sie selbst zählen zunächst keine Punkte bei Spielende. Dafür kommen Stammesplättchen ins Spiel, die für zwei unterschiedliche oder jeweils eine Ressource jeder Art erhältlich sind. Es gibt Jäger und Sammler, die Punkte für umliegende Felder einbringen, wenn dort bestimmte Ressourcen liegen. Daneben gibt es Krieger mit den Werten 1 bis 3, die angrenzend platziert analog zu den Landschaften punkten, indem die Anzahl dieser Plättchen mit ihrem Gesamtwert multipliziert wird. Diese Stammesplättchen beanspruchen ein eigenes Plättchen, auf dem sich sonst nicht befinden darf. Auch hier sollte man sich vor dem Feuer in acht nehmen, denn Feuer vertreibt Stammesmitglieder, sie kommen aus dem Spiel und bringen dann keine Punkte mehr ein.

Kingdomino Origins 7x7
Kingdomino Origins 7×7 Duell / Foto: Brettspielpoesie

Auch bei dieser Kingdomino Version gibt es weitere Varianten, wie Zusatzpunkte für die Vollendung des Quadrats, das eigene Häuschen mittig zu positionieren oder im Duell mit allen Plättchen und jeweils 7×7 großen Gebieten zu bauen.

Meinung

Ich mochte Kingdomino von der ersten Partie an. Nach dem ersten Mal Kingdomino Origins war ich hingegen etwas enttäuscht, da sich der Entdecker-Modus zu sehr wie das Original anfühlt. Auch wenn die Vulkane mit ihrem gespeiten Feuer schon etwas mehr Flexibilität bieten, die Landschaftsregionen aufzuwerten. Dadurch ist es nicht mehr so genau kalkulierbar welche Landschaften am lukrativsten sind, wie bei Kingdomino. Die Vulkanplättchen selbst sind nach dem Vulkanausbruch aber nutzlos und bringen keine Punkte ein. Spätestens beim Eintragen der Punkte auf dem enthaltenen Wertungsblock, wird klar, dass dabei nur ein kleiner Teil der verfügbaren Spielelemente von Interesse sind. Und für Spieler, die noch kein Kingdomino kennen, eignet sich dieser Modus hervorragend zum Einstieg.

Beim Totem-Modus sind dann endlich auch die wirklich tollen Ressourcen-Tokens dabei. Durch die Totem-Kärtchen und ihre Belohnung für Mehrheiten kommt eine weitere Ebene hinein, die bei der Wahl für ein Plättchen in Erwägung zu ziehen ist. Schade, dass diese beim Stamm-Modus nicht zur Anwendung kommen, aber dabei geht es ja darum die Ressourcen in Stammes-Plättchen einzutauschen und mit diesen zu punkten. Wofür auch Ressourcen auf bestimmten Plättchen erforderlich sein können.

Ich mag alle drei Möglichkeiten, Kindomino Origins zu spielen. Der Entdecker-Modus für Einsteiger, für erfahrene Spieler beide weiteren Varianten. Ich kann mich bei diesen wirklich nicht entscheiden, welche ich lieber mag. Das hängt auch einfach von der Tagesverfassung ab, ob ich mehr oder weniger Komplexität möchte. In jedem Fall fühlt es sich für mich geradliniger an, als Queendomino, welches ja schon ein komplexere Variante bietet.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Blue Orange Games
Autor(en): Bruno Cathala
Erscheinungsjahr: 2021
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 25 Minuten

Vielen Dank an Blue Orange Games für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!


It’s a wonderful Kingdom

It's a Wonderful Kingdom Cover
It’s a Wonderful Kingdom Cover / Foto: La Boîte a Jeu

Ein wundervolles Königreich ist der Nachfolger zu Eine wundervolle Welt, welches ich sehr gerne spiele. Selbst zu zweit funktioniert das Original für ein Drafting-Spiel erstaunlich gut. Daher war ich umso gespannter, was der Nachfolger besser machen möchte. So gespannt, dass ich nicht auf die deutsche Version warten konnte und sich diese Rezension auf die englischsprachige Ausgabe bezieht.

Spielablauf

Das Material braucht sich hinter dem von Eine wundervolle Welt nicht zu verstecken. Wieder große Karten, bunte Plastikklötzchen und dicke Pappmarker. Thematisch geht es nicht mehr um den Aufbau eine utopischen Welt der Zukunft, wir blicken in der Zeit zurück und duellieren uns mit unserer eigenen Stadt im Mittelalter. Auch bei It’s a wonderful World baut jeder Spieler mit seinen ausgespielten Karten eine Engine auf, die in vier Produktionsphasen Ressourcen ausschüttet, mit denen sich wiederum Karten fertigstellen lassen. Statt die Karten zu draften, teilen die Spieler abwechselnd zwei ihrer Handkarten auf zwei Kartenbereiche auf, bevor der andere Spieler einen der Bereiche wählt und die dort liegenden Karten aufnimmt. In jedem der vier Durchgänge können beide Spieler zwei ihrer Karten verdeckt auslegen und damit ihre Wahl verheimlichen und versuchen zu bluffen.

Its a Wonderful Kingdom Karten
Its a Wonderful Kingdom Karten / Foto: Brettspielpoesie

Nach allen Angeboten, entscheiden die Spieler in gewohnter Weise für jede eigene Karte sie in ihre Auslage zu bauen oder die Ressource aufzunehmen. Es folgt die bekannte Produktionsphase, bei der die vier Ressourcen auch hier wieder hintereinander produzieren, sodass frühe Erträge helfen können Karten zu vollenden, die noch in der gleichen Produktionsphase Ressourcen ausschütten.

Its a Wonderful Kingdom
Its a Wonderful Kingdom / Foto: Brettpielpoesie

Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass es nur eine Sorte Marker gibt, die Soldaten. Es gibt sie auch nicht für jede Produktionsmehrheit, sondern nur für jede zweite. Manche Karten erfordern Soldatenplättchen für den Bau, darüber hinaus sind sie je nach gewähltem Modul verschieden einsetzbar. Im Missionsmodul sind sie für den Sieg notwendig, denn ohne die Hauptmission, die sich auf eine bestimmte Anzahl dieser Marker bezieht, kann nicht gewonnen werden. Auch nicht mit den meisten Punkten. Zusätzlich gelangen bei diesem Modul Schatzkarten in den Stapel, die sich nicht bauen lassen, aber gleich zwei Ressourcen einbringen. Im Unterstützungsmodul lassen sich mit den Markern interessante Karteneffekte der Berater auslösen und im Bedrohungsmodul sind Soldatenmarker notwendig, um Karten mit negativen Effekten loszuwerden.

Its a Wonderful Kingdom Spielsituation
Its a Wonderful Kingdom Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

In gleich sechs verschiedenen Solo-Szenarien ist es möglich unter vorgegebenen Voraussetzungen eine definierte Punktzahl für eine Bronze-, Silber- oder Goldmedaille zu holen. Da ich kaum solo spiele, habe ich keines dieser Szenarien ausprobiert, für mich ist es ein reines 2-Personen-Spiel.

Meinung

Der neue Mechanismus klang total spannend, ich mag die Spannung, wenn der Mitspieler ein Angebot annimmt und sich herausstellt, ob er so agiert, wie man es erwartet. Das Bluffen mit den verdeckten Karten ist auch spannend und es zermartert mich jedes Mal, zu entscheiden welcher Stapel nun der lukrativere für mich sein könnte oder ob ich in eine Falle des Mitspielers laufe. Doch in unseren Partien überwog für mich das negative Spielgefühl durch die Karten mit Punktabzug. Ohne sie wären die Angebote zu ähnlich, eine Entscheidungstiefe würde entfallen, daher verstehe ich warum sie nötig sind. Aber ich werde damit nicht warm und bleibe auch zu zweit wohl lieber bei Eine wundervolle Welt.

Die verschiedenen Module setzen unterschiedliche Schwerpunkte, mir gefallen jedoch nicht alle gleich gut. Bei den Missionen kann ein Spieler die meisten Punkte sammeln, aber dennoch nicht gewinnen, wenn die Hauptmission verfehlt wurde. Zudem ist nicht klar, wie begrenzt die erforderlichen Soldatenmarker sind, was auf der Zielgeraden durchaus entscheidend sein kann. Das Sammeln der Soldatenmarker nur für diese Mission fühlt sich dabei dennoch irgendwie zu belanglos an.

Die Berater gefallen mir hingegen gut. Sie fühlen sich zwar unterschiedlich nützlich an, aber wie bei allen anderen Karten haben die Spieler dieselben Chancen an diese Karten zu gelangen. Durch den sogenannten “I split, you choose”-Mechanismus ist es nicht einmal ungerecht, wenn ein Spieler mehrere dieser Karten zieht, da er sie ja alle in den gemeinsamen Spielbereich legt und nicht einfach alle für sich einsetzen kann. Die Soldaten erhalten mit den Beratern eine sinnvolle Funktion und können es sogar erlauben negative Karten abzulegen.

Die Bedrohungen verbreiten für meinen Geschmack ein zu negatives Spielgefühl. Ihre Effekte fühlen sich auch unterschiedlich gravierend auf den weiteren Spielverlauf an. Insgesamt bleibt daher bei mir ein durchwachsener Eindruck. Ich kann mir gut vorstellen, dass manch ein Spieler diese optimierte 2-Spieler-Variante vorzieht, meinen Geschmack trifft es leider nicht ganz. Dennoch finde ich den Mechanismus gut gewählt, um ein sehr ähnliches Spielgefühl zu erzeugen.

Wertungsnote 4/6

Verlag: La Boîte de Jeu
Autor(en): Frédéric Guérard
Erscheinungsjahr: 2021
Spieleranzahl: 1 – 2 Spieler
Dauer: 40 Minuten

Vielen Dank an Black Rock Games für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!


Qwixx Longo

Qwixx Longo - Cover
Qwixx Longo – Cover / Foto: NSV

Seit dem Erfolg von Qwixx in 2012, erscheinen beim Nürnberger Spielkartenverlag immer wieder neue Spielblöcke oder ganz neue Varianten des beliebten Spielprinzips. Qwixx Longo ist ein eigenständiges Spiel mit kleinen Änderungen an Spielmaterial und einigen Detailregeln.

Ablauf

Bei Qwixx Longo ändert sich am generellen Spielablauf nur wenig. Abwechselnd wirft ein Spieler die sechs weißen und bunten Würfel, die bei dieser Version jeweils acht Seiten haben. Entsprechend sind auch die Wertungszettel etwas länger, mit Zahlenreihen von 2 – 16 und umgekehrt.

Qwixx Longo Spielmaterial
Qwixx Longo Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Zum Abschließen einer Reihe führt nun eine der beiden letzten beiden Zahlen dieser Reihe, zuvor ist allerdings ein Kreuz mehr als üblich erforderlich. Zusätzlich zeigt jeder Wertungszettel zwei Glückszahlen. Sie erlauben es anstelle der üblichen Eintragung dieser Zahl, der Reihe mit den wenigsten Kreuzen eines hinzuzufügen. Das gilt nur für das Ergebnis der weißen Würfel, aber ganz egal, welcher Spieler gewürfelt hat.

Qwixx Longo Glückszahlen
Qwixx Longo Glückszahlen / Foto: Brettspielpoesie

Meinung

Die Glückszahlen sind eine schöne Idee, die in der Theorie großartig klang. In der Praxis funktioniert es für mich aber gar nicht so elegant, wie erwartet. Es sind im Vergleich zum Original mehr unterschiedliche Würfelergebnisse möglich, was die Glückszahlen kompensieren sollen. Denn die Wahrscheinlichkeit steigt, Zahlen zu würfeln, die man eigentlich noch nicht eintragen möchte, um sich nicht zu viele Punkte entgehen zu lassen. Doch funktioniert das nur, wenn die Glückszahlen auch mal auftauchen, dafür gibt es aber keine Garantie. Und ohne die Glückszahlen bleibt es schwer, erfolgreich zu spielen. Wenn einem dann die eigenen Glückszahlen kein Glück einbringen, bleibt ein fader Beigeschmack.

Die Verteilung dieser Zahlen ist keineswegs zufällig. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht unbedingt so wirkt, ist die Wahrscheinlichkeit für diese Zahlen auf den unterschiedlichen Zetteln identisch. In der Praxis fallen die Zahlen jedoch bei manchen Spielern häufiger als bei anderen. Aber so verhält es sich wohl einfach mit den Wahrscheinlichkeiten. Dieses Phänomen führt allerdings auch zu Emotionen am Tisch: Die einen freuen sich darüber viele Kreuze setzen zu können, die anderen ärgern sich über diesen Umstand und das ihre Zahlen niemals zu fallen scheinen. Mit mehr Spielern kommt fast ein wenig an Bingo-Gefühl auf, weil immer irgendwer Glückszahl ruft.

Zu oft frustrieren die Partien Qwixx Longo jedoch, weil es trotz der Glückszahlen unglücklich verläuft. Dieser Umstand lässt mich dann doch lieber zum Original oder für etwas Abwechslung zu den Qwixx gemiXXt-Zetteln greifen.

Wertungsnote 3/6

Verlag: Nürnberger Spielkarten Verlag
Autor(en): Steffen Benndorf, Reinhard Staupe
Erscheinungsjahr: 2021
Spieleranzahl: 2 – 5 Spieler
Dauer: 20 Minuten

Vielen Dank an den NSV für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

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