Mein Traumhaus – Familienbesuch

Mein Traumhaus Familienbesuch Cover
Cover / Foto: Pegasus Spiele

Unterschiedliche Spieltitel in verschiedenen Sprachen sind immer so eine Sache. Während das Grundspiel im Original Dream Home benannt wurde, geht der deutsche Titel Mein Traumhaus völlig in Ordnung. Bei der Erweiterung finde ich den Originaltitel jedoch etwas cleverer, als die deutsche Version. Pegasus Spiele hat den Untertitel der Erweiterung mit Familienbesuch nach einem enthaltenen Modul gewählt. Kann man machen, wäre auch völlig in Ordnung, würde man das Original nicht kennen. Denn dort lautet der Untertitel 156 Sunny Street. Dabei stehen die Zahlen 1, 5 und 6 (vermutlich) für die neuen Spielerzahlen, welche durch diese Erweiterung ermöglicht werden. Solche Ideen finde ich einfach großartig! Funktioniert aber auch nur in der englischen Sprache so gut, Sonnenstraße 156 hätte vermutlich nicht dieselbe Wirkung. Für diese Rezension der Erweiterung setze ich die Kenntnis des Grundspiels voraus. Wer diese auffrischen möchte, kann sich gerne meine Rezension dazu durchlesen.

Spielmaterial für 5./6. Spieler

Für jeden weiteren Spieler wird eine zusätzliche Spalte in der Auslage benötigt, aus der die Raum- und Spezialkarten gewählt werden können. Zu diesem Zweck sind zwei Spielplanerweiterungen enthalten. Warum diese nicht auf Vor- und Rückseite eines Papptableaus gedruckt wurden, ist mir nicht ganz klar (vielleicht einfach ausreichend Platz auf dem Stanzbogen?). Für beide zusätzlichen Spieler liegt ein Haustableau bei und der Wertungsblock wurde um zwei Spalten erweitert. Jeweils 24 neue Raum- und Spezialkarten werden hinzu genommen, sie sind mit 5+ bzw. 6 gekennzeichnet. Für die fünf Dekorationskarten sind entsprechende Dekorationsplättchen enthalten. Leider ist auf diesen, im Gegensatz zum Grundspiel, die Punktzahl nicht mehr abgedruckt.

Die Spezialkarten können für mehr Abwechslung auch in Partien mit weniger als fünf Spielern verwendet werden. Es sollten dabei jedoch einige Regeln beachtet werden, um das Verhältnis der Karten zu wahren. Zusätzlich gibt es eine Empfehlung der Kartenauswahl für ein optimiertes 2-Personen-Spiel, in dem mehr Punkte möglich sind. Die Raumkarten sollen für ein ausgeglichenes Spiel nur entsprechend der Spielerzahlen verwendet werden. Wer aber unbedingt die neuen Raumkarten verwenden möchte, erhält auch dafür Empfehlungen zur Zusammenstellung der Karten.

Modul Baupläne

12 Baupläne sind verfügbar, je sechs für drei und für fünf Punkte, wobei letztere schwieriger zu erfüllen sind. Zu Beginn jeder Partie wird ein Bauplan jeder Sorte an alle Spieler verteilt. Bei Spielende erhalten die Spieler für das Erreichen ebenfalls Siegpunkte, jedoch nur für eine der beiden Karten. Wer also die Karte für fünf Punkte erfüllt, erhält keine zusätzlichen drei Punkte, wenn er diese Anforderungen ebenfalls erfüllt.

Mein Traumhaus Familienbesuch Spielmaterial
Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Modul Familienbesuch

Von den 12 Familienkarten werden zwei pro Spieler ausgelegt. Am Ende seines Zuges kann eine dieser Karten beansprucht werden, wenn die eigene Anordnung der Raumkarten einer Vorgabe entspricht. Die Größe der Räume und ihre Reihenfolge ist dabei irrelevant, sie müssen nur aneinander grenzen. Die Karte wird neben das Stockwerk mit eben diesen Räumen gelegt, bei Spielende gibt es die aufgedruckten Punkte. Pro Partie kann ein Spieler maximal zwei Karten erhalten, eine pro Stockwerk. Es kann sich lohnen, den Familienbesuch erst später einzuladen, in der Hoffnung mit einem weiteren Raum andere, punkteträchtigere Gäste anzulocken.

Solospiel

Solospiele bzw. -varianten werden gefühlt immer beliebter und mit dieser Erweiterung kann auch be Mein Traumhaus um einen persönlichen Rekord gespielt werden. Es werden sieben Dachkarten entfernt und die restlichen Spezialkarten des Grundspiels und der Erweiterung zusammen gemischt, wobei einige vorgegebene Helfer und Werkzeuge offen ausgelegt werden. Die Startspielerkarte kommt ebenfalls aus dem Spiel, stattdessen erhält man eine der offen ausliegenden Karten oder zwei weitere Baupläne für 3 bzw. 5 Punkte. Denn in dieser Variante können beliebig viele Baupläne gewertet werden. Allerdings passen weiterhin nur zwölf Räume in das Haus, daher werden nicht all zu viele Baupläne realisierbar sein.

Mein Traumhaus Familienbesuch Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Fazit:

Die Baupläne sind in meinen Augen das Herzstück dieser Erweiterung. Sie geben den Spielern neue Richtungen vor. Im Grundspiel versuchen alle auf jeder Ebene ein Bad zu errichten, ansonsten noch ein Schlafzimmer und eine Küche, um sich die sechs Bonuspunkte dafür bei Spielende zu sichern. Aber nun erhält jeder zwei individuelle Vorgaben. Da die Baupläne bis Spielende geheim sind, ist es auch schwieriger für die Mitspieler dazwischen zu grätschen. Wobei man mit der Zeit alle Baupläne kennt und vielleicht doch erahnen kann, was der Mitspieler da vor hat. Wünschenswert wäre eine größere Auswahl an Karten, allerdings halte ich die jetzigen schon für etwas unausgeglichen. Manche kann man quasi nebenbei erfüllen, bei anderen dürfen bestimmte Räume nicht gebaut werden, die zum Spielende hin vielleicht nicht mehr zu verhindern sind. Es ist leider nicht in den Anleitungen zu finden, ob man eine eigentlich passende Raumkarte als leeren Raum legen darf, um dadurch einen Bauplan zu erfüllen. Auch die Konstellation der beiden Karten kann recht unterschiedlich sein, manches Mal schließen sich die beiden Aufgaben gegenseitig aus, sodass man sich früh entscheiden muss, welche man verfolgt. Insgesamt bringt dieses Modul eine spannende neue Ebene in das Spiel. Dabei bleibt das Grundprinzip komplett erhalten. Es gibt keine Änderungen im Spielablauf oder bei den Bauregeln. Es kommen kleine Nuancen hinzu, die das Spiel interessant in eine etwas andere Richtung lenken.

Das titelgebende Modul Familienbesuch ist für mich der schwächere Teil dieser Erweiterung. Man erhält je nach Karte einen bis drei Siegpunkte, wenn man die Räume wie vorgegeben anordnet. Die Auslage der Karten ist dem Zufall geschuldet und kann den Glücksfaktor erhöhen, wenn zum Beispiel nur eine Karte mit drei Punkten ausliegt. Wichtiger erschienen uns immer die Baupläne und die grundlegenden Einrichtungsboni. Den Familienbesuch nimmt man mit, wenn es sich ergibt. Da in der Regel nur wenige Familienbesuche zwei oder gar drei Punkte einbringen, werden sie im Laufe des Spiels meist uninteressanter, wenn die lukrativen Karten bereits weg sind. Gerne wird diese Option bei Zugende vergessen und später versucht Anspruch einzufordern. Es ist aber durchaus ein nettes Gimmick und kann sich auch mal auf die Wahl der Raumkarten auswirken, wenn mehrere Optionen sinnvoll erscheinen.

Die Solo-Variante klingt gut durchdacht, für meinen Geschmack ist es zu viel Verwaltungsaufwand, da ich jetzt nicht der eifrige, geschweige denn regelmäßige Solo-Spieler bin. Dafür gefällt mir die andere Richtung, nämlich das Spiel mit bis zu sechs Spielern. Es ist dann zwar noch weniger planbar, Startspieler zu sein wird noch wichtiger, dennoch ist die erhöhte Konkurrenz auch herausfordernd. Das Spiel dauert natürlich etwas länger, da nun pro Runde mehr Karten ausgewählt werden, dennoch fiel mir dies kaum negativ auf. Die Ausrichtung des Spiels mit mehr als vier Spielern verhält sich fast gegenläufig zu den beiden Modulen, denn letztere bringen taktische Elemente hinein, während mehr Spieler den Glücksanteil erhöhen. Wer häufig auf Familienspielniveau zu fünft oder sechst spielt, sollte unbedingt einen Blick auf diese Erweiterung werfen. Ansonsten lohnt es sich, wenn Mein Traumhaus wirklich regelmäßig auf dem Tisch landet, um für mehr Varianz zu sorgen.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Pegasus Spiele
Autor(en): Klemens Kalicki
Erscheinungsjahr: 2018
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 30 – 45 Minuten

Vielen Dank an Pegasus Spiele für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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