Ohanami

Ohanami Cover
Cover / Steffen Benndorf

Der Nürnberger Spielkartenverlag sticht gerne mal durch eine besondere Vorgehensweise heraus, wie sie neue Spiele angehen. Im vergangenen Jahr war The Mind so ein Fall, bei dem nach der ersten Partie fest stand, das wird gemacht. Eigentlich war es zuvor schon fast klar, als Wolfgang Warsch nur von der Idee erzählte. Der Erfolg gibt dem Verlag recht, das Spiel wurde sogar zum Spiel des Jahres nominiert. Und in diesem Jahr ließen sie ihrem erfolgreichen Autor Steffen Benndorf völlig freie Hand, er hatte einen Prototypen und wollte diesen ohne Verlagsunterstützung umsetzen. Er hat sich selbst einen Illustrator gesucht und sich selbst um alles von A bis Z gekümmert. Was unter dem Titel Ohanami dabei heraus gekommen ist, möchte ich euch nun vorstellen.

Spielmaterial:

In der kleinen Schachtel befinden sich 120 Spielkarten mit den Zahlen von 1 – 120 und ein Wertungsblock. Die Spielkarten zeigen eine von vier verschiedenen Farben, jede dieser Karten hat dabei ein einzigartiges Motiv.

Ohanami Spielkarten
Spielkarten / Foto: Brettspielpoesie

Spielmechanismus:

Die Spieler legen im Laufe des Spiels ihre eigenen Gärten an, dafür darf jeder vor sich bis zu drei Kartenreihen beginnen. Jede Reihe kann mit einer beliebigen Zahl angefangen werden, später dürfen nur höhere oder niedrigere Karten angelegt werden. Das schränkt ein wenig ein, welche Karten noch gelegt werden können. In drei Runden erhält jeder Spieler zunächst 10 Karten, wählt zwei aus und gibt die restlichen  Karten weiter. Erst nach links, in der zweiten Runde nach rechts und zuletzt wieder links herum. Die beiden ausgewählten Karten werden sofort im eigenen Garten angelegt oder aus dem Spiel entfernt, bevor die weiteren Karten aufgenommen werden. Alle Karten einer Runde werden ausgespielt.

Ohanami Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Am Ende jeder Runde gibt es eine Wertung. Nach der ersten Runde ist lediglich jede blaue Karte drei Punkte wert. Nach der zweiten Runde werden die blauen Karten erneut gewertet und zusätzlich ist nun jede grüne Karte vier punkte wert. Am Ende der dritten Runde gibt es erneut Punkte für blau und grün, doch zusätzlich noch sieben Punkte für jede graue Karte und die rosafarbenen Karten werden anhand der abgedruckten Wertungsskala gewertet. Mehr als 15 Karten zu besitzen erhöht die Punktzahl jedoch nicht weiter.

Ohanami Wertungsblock
Wertungsblock / Foto: Brettspielpoesie

Spielende:

Nach der dritten Runde und damit der dritten Wertung endet die Partie. Es gewinnt der Spieler, der insgesamt die meisten Punkte holen konnte. Bei der Ermittlung der Punkte unterstützt der Wertungsblock.

Spieleranzahl:

Bei vier Spielern kommen alle 120 Karten zum Einsatz und gehen durch die Hände der Spieler, bei weniger Spielern werden keine Karten aussortiert. Dadurch ist eine Partie mit weniger als vier Spielern weniger planbar, man weiß eben nicht welche Karten gar nicht im Spiel sind. Bei nur zwei Spielern ist das Drafting-Element weniger ausgeprägt, denn dann sind nur zwei Kartenhände im Umlauf, die ein Spieler abwechselnd auf die Hand bekommt. Es funktioniert auch dann, gefällt mir aber zu viert am besten.

Glücksfaktor?

Bei weniger als vier Spielern entsteht ein Glückselement durch die Anzahl der Karten, da einige Karten niemals in den Umlauf gelangen, wie schon weiter oben beschrieben. Aber auch mit allen Karten im Spiel kann sich die Zusammenstellung der Kartenhände anders zusammen setzen und die Farben oder Zahlen, die man gut gebrauchen könnte, gar nicht in einem Stapel vertreten sein.

Fazit:

Das Spielgefühl fühlt sich nicht wirklich neu an, man bekommt eher das Gefühl etwas bekanntes zu spielen. Man spürt die Parallelen, die Ohanami mit The Game hat. Dabei ist es gleichzeitig eigenständig genug, um neben The Game bestehen zu können. Das liegt sicher daran, dass es sich in wesentlichen Aspekten unterscheidet. Allen voran der Ausrichtung des Spiels, es ziehen nicht mehr alle an einem Strang, die Spieler konkurrieren hier allesamt um den schönsten Garten. Wobei das Thema völlig austauschbar erscheint, es sind eben unterschiedlich farbige Karten mit den Werten 1-120, darauf kommt es an. Mir gefallen jedoch die Grafiken sehr, diese gehören sicher mit zu dem positiven Spielgefühl, welches bei jeder Partie entsteht.

Ein “Garten” eines Spielers besteht aus bis zu drei Kartenreihen, die jeweils um höhere und / oder tiefere Karten erweitert werden können. In unseren Partien kam es jedoch nur selten vor, dass Karten abgelegt werden mussten, weil sie nicht mehr angelegt werden konnten. Durch die drei möglichen Reihen fühlt es sich meist nach ausreichend Möglichkeiten an. Der Drafting-Mechanismus führt zur Interaktion. Da man übrige Karten weiter gibt, sollte man bei der Entscheidung für die eigenen zwei Karten auch die Gärten der Mitspieler im Auge behalten. Schließlich bekommt der Nachbar anschließend Zugriff auf die übrigen Karten. Das fällt vielen in den ersten Partie noch schwer. Da jede Karte auf ihre eigene Weise Punkte einbringt, sollte man diese schon sinnvoll kombinieren, dabei immer unter dem Zwang, die Kartenreihen möglichst flexibel zu halten. Viele Wege können zum Ziel führen, wenn man die richtigen Karten zusammen bekommt. Das werden die Mitspieler aber sicher versuchen zu verhindern. Ein schnell gespieltes Spiel, welches ich immer wieder gerne einstreue. Fast hätte ich fünf Punkte vergeben, aber die hat bereits The Game bekommen, welches ich noch etwas innovativer und gelungener finde.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Nürnberger Spielkartenverlag
Autor(en): Steffen Benndorf
Erscheinungsjahr: 2019
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 20 Minuten

Vielen Dank an den NSV für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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