Der Kartograph

Cover / Foto: Pegasus

Ihr habt das Land entdeckt,
welches sich vor euch erstreckt,
Es liegt nun in eurer Hand,
was entsteht auf diesem Land.
Egal ob ein Dorf direkt am Acker,
oder ein großes Waldstück am Wasser.
Manche Vorgabe gibt es schon,
euch erwartet besonderer Lohn,
für die Position der Ländereien,
wie es für die Majestät soll sein.
Doch nehmt euch lieber in acht,
so manche Kreatur hier erwacht,
macht euch das Leben schwer,
schränkt euch ein noch mehr.

 

Spielmaterial:

Den meisten Platz in der Schachtel füllt der Abreißblock mit 100 Seiten, alle beidseitig verschieden bedruckt. Daneben sind “nur” vier Bleistifte mit Radiergummi enthalten, obwohl das Spiel für bis zu 100 Spieler geeignet sein soll ;-) Einige Karten für den Rundenablauf und die Wertung sind ebenso enthalten, wie eine Mini-Erweiterung aus wenigen Karten. Eine zusätzliche Promo-Karte für Roll Player ist ebenfalls in der Schachtel zu finden.

Spielmechanismus:

Eigentlich läuft diese Spiel ganz simpel ab: Nacheinander werden Erkundungskarten aufgedeckt, die entweder zwei Formen und eine Landschaft oder zwei Landschaften und eine Form zeigen. Eine der beiden verfügbaren Optionen müssen die Spieler auf ihrem Zettel eintragen. Vier Mal im Spiel kommt es zu einer Wertung, gesteuert durch Zeiteinheiten auf den Karten, sodass nicht genau festgelegt ist, wann die Wertung kommt. Das Kartendeck wird anschließend wieder zurück gesetzt und neu gemischt, sodass alle Formen und Landschaften für die nächste Runde wieder zur Verfügung stehen.

Der Kartograph Kartenauslage / Foto: Brettspielpoesie

Wofür es Punkte gibt, kann in jeder Partie anders sein: Mal gibt es Punkte für Felder am Rand, mal für viele einzelne Gebiete oder große Gebiete einer bestimmten Landschaft. Insgesamt gibt es 16 Wertungen in vier Kategorien, aus denen jeweils eine Wertung pro Partie verwendet wird. Die vier Wertungen werden den Dekreten von A-D zugeordnet, sodass abgelesen werden kann, wann welche Wertung erfolgt. Am Ende der ersten Runde A und B, nach der zweiten Runde B und C, usw. Zusätzlich gibt es Punkte für freigeschaltetes Gold, welches entweder durch das Umschließen der fünf auf den Wertungszetteln fest positionierten Gebirge vergeben wird oder durch die Wahl der kleineren Form bei manchen Karten. Zudem wird jedes freie Feld neben einem Monster-Feld als Minuspunkt gewertet.

Der Kartograph Wertungszettel / Foto: Brettspielpoesie

Die Monster kommen ins Spiel, wenn eine entsprechende Karte aufgedeckt wird. In jeder Runde wird das Deck um eine solche Karte erweitert, genutzte Karten kommen aus dem Spiel, sodass maximal vier Monster pro Partie auftauchen können. Dann gehen die Wertungszettel an andere Spieler weiter, die dort die vorgegebene Form möglichst störend für den Besitzer des Zettels einzeichnen. Manche Landschaften müssen auf Ruinen eingezeichnet werden, die sich auf den Zetteln befinden und die sonst gegebene Freiheit bei der Platzierung einschränken. Ist keine solche Ruine mehr frei, darf nur ein 1×1 großes Feld eingezeichnet werden. Gleiches gilt, wenn keine erlaubte Form eingetragen werden kann.

Der Kartograph Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Die Rückseiten der Wertungszettel zeigen einen Grundriss mit unbebaubaren Brachland in der Mitte.

Spielende:

Nach der vierten Runde endet die Partie. Die in den vier Rundenwertungen gesammelten Punkte werden zusammen gerechnet, um den Sieger mit der höchsten Punktzahl zu ermitteln.

Im Solo-Spiel kann anhand einer Tabelle abgelesen werden, wie gut man sich geschlagen hat. Zuvor werden hier jedoch Punkte abgezogen, die Wertungskarten geben an, wie viele. Von 30 Minuspunkten bis hin zu 30 oder mehr Pluspunkten ist alles möglich. Das Spiel verläuft sonst absolut gleich, nur bei den Monstern gibt es vorgegebene Regeln zur Positionierung.

Spieleranzahl:

Ob alleine oder mit mehr Spielern, ist Der Kartograph immer wieder eine spannende Herausforderung. Die auf der Schachtel angegebenen 100 Spieler sind hoffentlich mit einem Augenzwinkern gemeint. Auch wenn es ausreichend Wertungszettel für 100 Spieler gäbe, kann ich es mir in einer solch großen Gruppe nicht vorstellen.

Glücksfaktor?

In jeder Runde geben zufällig gezogene Karten die Landschaften und Formen vor, die eingezeichnet werden können. Doch sind diese Vorgaben für alle Spieler gleich, jeder muss versuchen aus den Gegebenheiten das Beste herauszuholen. Die Wertungen sind schließlich von Anfang an bekannt. Diese können sich ein wenig widersprechen, doch auch das gilt für alle Spieler gleichermaßen, die herausfinden müssen, wie sie die Wertungen dennoch möglichst effektiv nutzen können.

Fazit:

Die Regeln sind nicht umfangreich, sondern leicht zu verstehen. Eine taktische Tiefe entsteht durch die unterschiedlichen Wertungen und deren Kombination: Welche Landschaft oder welche Form wo positioniert wird, hat weitreichende Auswirkungen. Ob man sich auf wenige Wertungen konzentriert oder alle mitnehmen möchte, liegt bei den Spielern. Beides kann zum Sieg führen. Durch die 16 Wertungskarten und deren zufällige Kombination, entsteht viel Varianz, jede Partie fühlt sich ein wenig anders an.  Das erschwert allerdings den Einstieg ein wenig, da es weniger erfahrenen Spielern anfangs oft schwerer fällt, alle Wertungen im Blick zu behalten und auch zu erkennen, wann die Wertungen hinter einem liegen und nichts mehr in dieser Richtung erweitert werden muss. Zusätzlich sorgen die verschiedenen Seiten und die enthaltene Mini-Erweiterung für langanhaltenden Spielspaß. Wenn die 100 Blätter dabei nicht ausreichen, kann eine Druckvorlage bei Pegasus Spiele heruntergeladen werden.

Wie so oft bei solchen Flip’n’Write-Spielen spielt hier jeder für sich, daher funktioniert es auch gut alleine. Das meiste läuft parallel ab, daher entsteht kaum Downtime. Ein bisschen Interaktion kommt durch die Monster hinein, wenn die Mitspieler diese bei den anderen fies positionieren dürfen. Wie auch schon bei Penny Papers kann es jedoch passieren, dass dieses Element erst spät oder etwa gar nicht eintritt. So geschehen in unserer ersten Partie, was sich gleich einen negativen Beigeschmack hatte. In weiteren Partien kamen die Monster zu ganz unterschiedlichen Zeitpunkten, sodass ich mich nun kaum mehr daran störe, wenn eine Partie mal ruhiger verläuft. Es betrifft ja auch alle Spieler in gleicher Weise, sodass ein Monster kurz vor einer Wertung bei fast allen Spielern zu Minuspunkten führt.

Thematisch soll es im Roll Player-Universum spielen, doch abgesehen von den Illustrationen und der enthaltenen Karte, haben die beiden Spiele wenig gemein, jedoch stört dies auch keineswegs. In meinen Augen gewinnt das Spiel enorm, wenn farbige Stifte verwendet werden. Das erleichtert den Überblick über die eigene Landschaft und sieht auch einfach ansprechender aus.

Bei Der Kartograph kommt kein neuartiger Mechanismus zum Vorschein, stattdessen werden bekannte Mechanismen interessant miteinander kombiniert, was zu einem tollen Spielgefühl führt. Karten aufzudecken und Entsprechendes auf seinem eigenen Zettel einzutragen, ist als Weiterentwicklung der Roll’n’Write-Spiele schon länger bekannt. Auch das Weiterreichen des Zettels an einen Mitspieler, um Gemeinheiten einzuzeichnen, ist nicht völlig neu, dies gab es bei Penny Papers bereits. Und der Wertungsmechanismus ist aus Isle of Skye bekannt, doch das dieser nun bei einem vermeintlich kleinen Flip’n’Write-Spiel zum Einsatz kommt, ist neu. Spätestens seit Ganz schön clever! wissen wir natürlich bereits, dass auch ein Roll’n’Write-Spiel auf Kennerspielniveau liegen kann, doch hier sticht einfach die Gesamtkomposition heraus und sorgt für jede Menge Spielspaß.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Pegasus Spiele
Autor(en): Jordy Adan
Erscheinungsjahr: 2019
Spieleranzahl: 1 – 100 Spieler
Dauer: 30 – 45 Minuten

Vielen Dank an Pegasus Spiele für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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