Spielwarenmesse 2020 – Rückblick Teil III

Logo / Foto: Brettspielpoesie

Ich begrüße euch ganz herzlich zu meinem nun wirklich letzten Teil des Messeberichts zur Spielwarenmesse 2020. Einige besuchte Verlage wurden hier bisher noch gar nicht näher beleuchtet, das möchte ich heute gerne nachholen. Außerdem wird es einige kleine Einblicke in einem kleinen Verlag geben, der sich bei seinen Spielen vor allem auf Escape Room- und Rätselspiele spezialisiert hat. Dieser Verlag war zwar nicht mit einem eigenen Stand auf der Messe vertreten, dennoch habe ich mich mit dem Geschäftsführer auf einen kurzen Schnack getroffen.

Der zweite Teil schloss mit einigen Gedanken zu den Neuheiten aus dem Hause Pegasus ab, doch bin ich damit noch nicht komplett durch. Da ja anscheinend jeder Verlag seine Escape Room-Reihe benötigt, hat auch Pegasus sich eine solche ins Programm geholt: Sie werden zukünftig die iDventure Escape Room-Spiele und Detektive Stories anbieten. Neue Ausgaben dieser beiden Serien wurden zwar noch nicht angekündigt, doch da soll es auf jeden Fall weiter gehen. Natürlich habe ich mich nicht nur von den Escape Room-Spielen der vielen Verlage blenden lassen, sondern habe auch rechts und links geschaut, was sonst in diesem Jahr so erscheint. Nachdem Kosmos letztes Jahr in dieses Genre eingestiegen ist, hat auch Pegasus nun eine Krimi-Dinner-Reihe Deadly Dinner, in die sie mit zwei Titeln starten. Roter Teppich ins Verderben wird für 6-8 Spieler sein, Die letzte Rose nur für 5-7. Die Spiele sollen sich durch umfangreiches Spielmaterial von anderen Spielen dieses Genres abheben.

Roter Teppich ins Verderben Überblick / Foto: Brettspielpoesie

Schmidt Spiele habe ich bisher nur kurz in der Vorschau erwähnt, als ich auf die Toy Award-Auszeichnung für Mystery House eingegangen bin. Sie haben auch weitere Spiele im Gepäck, die Klein & Fein Serie bekommt Zuwachs: Man muss auch gönnen können. Ein Würfelspiel, bei dem beliebig oft gewürfelt werden darf, jedoch können die Mitspieler vor jedem neuen Wurf die Würfel für sich nutzen. Da muss man sich die Frage stellen, wie viel den anderen Spielern gegönnt werden kann? Es gibt auch keine festen Wertungszettel, stattdessen bilden sich die Spieler im Laufe einer Partie aus beschreibbaren Kärtchen ihre eigene Auslage in einem 3×3 Raster, bei dem sich manche Kärtchen auf ihre Positionierung zueinander beziehen. Ähnlich wie bei Nova Luna. Das klingt nach einer interessanten Aufgabe, laut Erklärer ähnelt es vom Anspruch her Ganz schön clever!.

Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Mit Die Wikinger Saga kommt ein leicht zugängliches Deckbuilding-Spiel mit etwas Push your Luck. Die Karten zeigen zu Beginn nur Zahlen, welche die Wikinger voran schreiten dürfen. Sie versuchen dabei bestimmte Positionen eines Flosses auf dem Wasser zu erreichen, doch bevor sie sich bewegen, entscheidet eine zufällige Karte wie weit das Wasser die Spieler ohnehin voran treibt. Nur wer den richtigen Zeitpunk findet, um auszusteigen, kann sich die meisten Punkte sichern. Nach jeder Runde können weitere Karten erworben werden, die neben den reinen Zahlenwerten auch noch über Sonderfunktionen verfügen. Von den neun unterschiedlichen Wikinger-Familien kommen immer nur drei pro Partie zum Einsatz, das lässt auf viel Variation hoffen.

Die Wikinger-Saga Überblick / Foto: Brettspielpoesie

Ein weiterer Verlag, der bisher nur bei der Vorschau berücksichtigt wurde, da er gleich zwei Escape Room-Spiele veröffentlicht, hat daneben noch einen weiteren interessanten Titel im Angebot. moses. möchte an den Erfolg von Sebastian Fitzek Safehouse anknüpfen und bringt eine Würfelspielvariante davon auf den Markt. Diese ist ebenfalls kooperativ, die Spieler entkommen dabei jeweils auf ihren eigenen Zetteln, (die witzigerweise statt mit A-D mit S-A-F-E nummeriert sind) auf denen sie Kombinationen oder aufsteigende Reihen von Würfelaugen in vorgegebenen Farben benötigen, um dem Safe House näher zu kommen. Dabei sollten nicht zu viele Aufgaben gleichzeitig begonnen werden, da diese bei der Verfolgerbewegung dessen Reichweite beeinflussen. Das klingt zumindest in der Theorie spannend und nah am Original.

Safehouse Würfelspiel Überblick / Foto: Brettspielpoesie

Spannend finde ich es auch immer,die neuen Titel ausländischer Verlage anzuschauen, von denen viele ein Jahr später bei einem deutschen Verlag erhältlich sind. Gerade Blue Orange Games bringt viele Spiele auch direkt in multilingualer Version heraus. Beim Vorbeigehen erkannte ich nur aus dem Augenwinkel glänzende Dominosteine, da musste ich direkt näher hinsehen, erinnerten sie doch sofort an Kingdomino. Das habe ich richtig erkannt, es wird eine Kinderspielversion mit dem Titel Dragomino geben, bei denen es kein vorgegebenes Raster gibt und die Wertung stark vereinfacht wurde. Wer passend angrenzende Landschaften legt, darf ein Drachenei ziehen. Diese zeigen entweder kleine Babydrachen, die Punkte geben, oder ein leeres Ei, für das ein Ausgleich vergeben wird. Vielleicht kommt ja eine deutsche Version davon bei Pegasus Spiele… Daneben sah auch Save the Dragon spannend aus, bei dem Kinder ihren Drachen vor einer herunter rollenden Kugel schützen wollen.

Ohne eigene Kinder sind Kinderspiele natürlich weniger interessant, daher interessierte mich am meisten Meeple Land, ein buntes Freizeitparkspiel. Dabei kaufen wir Attraktionen, mit denen wir unser Parkgelände bestücken, wir können so viele kaufen, wie wir möchten und bezahlen können. Doch bringen uns die Attraktionen nur etwas, wenn sie auch Leute anziehen, diese erhalten wir erst beim Passen, indem wir uns einen der noch verfügbaren Busse mit Menschen aussuchen. Nicht jeder Gast mag jede Attraktion, von daher kann es interessant sein, früh zu passen, um die richtigen Gäste in seinen Park zu locken. Klingt nach einer schönen, familienfreundlichen Version eines Freizeitparkspiels, die allerdings erst zur SPIEL im Herbst veröffentlicht wird.

Meeple Land Überblick / Foto: Brettspielpoesie

Bei iello gab es wieder die Spiele zu sehen, deren frühe Prototypen ich bereits in Essen zu sehen bekam. Nun auch mit der Info, dass die Sammlerausgabe von King of Tokyo, die als Dark Edition erscheinen wird, eine deutsche Version bekommt. Es wird zusammen mit Time Bomb Evolution im April über Huch! verfügbar sein. Ganz neu war für mich die Ankündigung zweier Spiele von Reiner Knizia bei iello für dieses Jahr. Zum einen wird es eine Weiterentwicklung von Schotten Totten geben: Das asymmetrische 2-Spieler-Spiel wird schlicht Schotten Totten 2 heißen und soll viele Parallelen ausweisen und dennoch ein neues Spielgefühl erzeugen. Als Royal Visit erscheint ein weiteres Spiel für 2 Personen von ihm, welches anstelle eines Papp-Spielbretts ein Stück Stoff verwendet, wie es auch schon bei Lookouts Mandala der Fall ist. Zudem haben sie wieder einen großen Titel im Programm, der allerdings erst zur SPIEL erscheinen wird und für den Verlag das bisher anspruchsvollste Spiel sein soll. Khora erinnert optisch in der aktuellen Version eher an eine Excel-Tabelle, dennoch bin ich gespannt wie iello dieses Zivilisationsspiel umsetzt. Für mich ist ein interessanter Mechanismus in der Regel auch wichtiger als die Optik. Es wäre für den Verlag allerdings eher untypisch, der ja sonst vor allem durch die Optik und das tolle Material seiner Spiele auffällt. Doch wer weiß, wie sich der Prototyp noch entwickelt, bei Ishtar hat sich zwischen Spielwarenmesse und SPIEL im vergangenen Jahr auch noch einiges verändert.

Abschließen soll mein Bericht, wie er begonnen hat, mit meinem Lieblingstrend: Den Escape Room-Spielen. Ich habe mich mit Sebastian Frenzel getroffen, der ein wenig über die Personen erzählt hat, die hinter der Welt von Escape Dysturbia stecken. Auch wenn schon immer immer diverse Personen als Verantwortliche auf der Schachtel standen, so hatte er das meiste von der Geschichte bis zur Realisierung doch alleine zu verantworten, auch wenn die Rätsel selbst von Joseph Reinthaler kamen. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen, weswegen sich auch die Veröffentlichung des ersten Escape Dysturbia Pocket verschoben hat. Dies wird sich in Zukunft ändern, zwei Rätsel-Designer und zwei Geschichtenschreiber wurden dazu geholt, sodass Sebastian sich nun komplett auf die redaktionelle Arbeit konzentrieren kann. Spätestens zur SPIEL soll der dritte Teil Escape Dysturbia – Gefahr in den Docks erscheinen. Auch die App soll eine umfassende Überarbeitung erfahren. Zuvor sollen ganze drei Pocket-Ausgaben erhältlich sein, wie zukünftig in jedem Halbjahr. Und meinem Wunsch wird nachgekommen, sie bekommen zukünftig alle ein Komplettlösung. Auch bei (Advents-)Kalendern wollen sie mitmischen, mit ihrem Mr. Holmes’ Krimi-Adventskalender haben sie in diesem Bereich ja bereits Erfahrungen gemacht. Der Verlag wird sich dieses Jahr erstmalig auf der BerlinCon präsentieren. Ich fand es jedenfalls interessant einen kleinen Blick hinter die Kulissen der Entstehung der Escape Dysturbia-Spiele zu bekommen und freue mich darauf, das Team auf der BerlinCon zu treffen und mit den neuen Titeln weiter in die Dysturbia-Welt einzusteigen.

Das war also die Spielwarenmesse 2020 für mich. Ich habe neben den erwähnten Verlagen noch viele andere gesehen, bei denen ich allerdings nicht genug Informationen erhalten konnte, die eine Erwähnung an dieser Stelle gerechtfertigt hätten. Falls ihr es nicht schon längst getan habt, schaut doch auch bei den anderen Kanälen rein, die von der Messe berichtet haben, u.a.:

Brettagoge
Brettspielbar
Brettspielbox
Brettspielerunde
Fjelfras
Spiel doch mal!
Spieleleiter
Spielfritte

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