Die Schlösser des König Ludwig

Die Schlösser des König Ludwig Cover
Cover / Foto: Spiel direkt

König Ludwig II., seines Zeichen König von Bayern im späten 19. Jahrhundert, ist bis heute bekannt für seine Schlösser, die er als Schlossbauherr in Auftrag gegeben hat. In diesem Spiel werden die Spieler in seine Zeit versetzt und haben den Auftrag nach seinen Wünschen ein Schloss zu bauen. Im Englischen kennt man ihn heute als “mad king Ludwig”, denn er hatte recht merkwürdige und verantwortungslose Ideen, speziell bei seinen Bauvorhaben, aber die ihm bescheinigte Geisteskrankheit ist aus heutiger Sicht nicht mehr haltbar. Die Schlossbauten, die in diesem Spiel kreiert werden, sind hingegen häufig mehr als verrückt, weswegen der englische Titel “Castles of mad king Ludwig” passender erscheint. Schade, dass dieser Teil bei der deutschen Übersetzung verloren gegangen zu sein scheint.

Spielmaterial:

Beim Vergleich der Angaben zum Spielmaterial mit dem tatsächlich enthaltenen Spielmaterials, fällt sofort auf, dass dort einige Angaben nicht korrekt sind. So ist eine Bonuskarte mehr angegeben, als tatsächlich existiert und auch im weiteren Verlauf der Regel gezeigt werden. Es sind mehr Münzen enthalten, als angegeben, usw. Auch in die Übersetzung der Regel ins Deutsche hat sich der ein oder andere Fehler eingeschlichen.

Aber nun zum eigentlichen Material. Jeder Spieler erhält eine Übersichtskarte Angaben zu den Wertungen und zum Rundenablauf sowie eine Eingangshalle und einen Zählstein in den Farben blau, gelb, grün oder rot. Die vier Spielplanteile werden zusammengesetzt und bieten Staufläche für die Raum- und Bonuskarten sowie die 75 Schlossräume, 6 Stiegenhäuser und 9 Gänge. Mindestens eine Bonuskarte ist im Vergleich zu den anderen jedoch schlecht ausbalanciert. Mit der Karte “Ausgänge” bekommt man für je zwei Ausgänge einen Punkt. Durch viele Gänge kann man damit unverhältnismäßig viele Punkte erzielen. Ich empfehle diese Karte auszusortieren. Die Räume haben unterschiedliche Größen von 100 bis 600 und jeder Raum entspricht einer der 8 Raumarten: Freizeitraum, Garten, Speisezimmer, Wohnzimmer, Schlafzimmer, Wirtschaftsraum, Verbindungsraum und Keller. Von den 24 Wünschen, werden pro Spiel anhand der Spielanzahl nur zwei, drei oder vier verwendet, welche ebenfalls einen Platz auf dem Spielplan haben. Sie können sich beispielsweise auf die Anzahl oder Fläche der Raumarten beziehen. Die Münzen mit den Werten 1.000 und 5.000 werden neben den Spielplänen platziert.

Spielmechanismus:

Die Schlossräume werden verdeckt anhand ihrer Größe auf der Rückseite sortiert abgelegt. Die Raumkarten werden gemischt. Anhand der Spieleranzahl werden davon 44, 33 oder 22 Karten genutzt. Jeder Spieler zieht drei Bonuskarten, von denen er zwei behalten darf und eine abwerfen muss. Diese kommen unter den Bonuskartenstapel und können später wieder ins Spiel kommen. Zudem erhält jeder Spieler Münzen im Wert von 15.000 Mark. Ja, die Währung in diesem Spiel ist, wie es zu dieser Zeit in Bayern der Fall war, Mark.

Die Schlösser des König Ludwig Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Der Startspieler wird erster Baumeister, Raumkarten werden gezogen und die zugehörigen Räume aufgedeckt. Der Baumeister darf nun entscheiden, zu welchem Preis welcher Raum angeboten wird und legt die Räume unter die Preise auf dem Spielplan. Nun kann reihum jeder Mitspieler entscheiden, ob er einen dieser Räume oder ein Gang bzw. Stiegenhaus erwirbt. Das Geld zahlt er an den aktuellen Baumeister. Optional kann er passen und erhält dafür 5.000 Mark aus der Bank. Jeder gekaufte Raum muss sofort an das eigene Schloss angebaut werden und darf später nicht mehr versetzt werden. Man erhält direkt die angegebene Punktzahl für den Raum. Zusätzlich ist auf einigen Räumen angegeben, zu welchen Bedingungen sie Plus- oder Minuspunkte einbringen. Diese Bedingungen können auch erst in späteren Runden eintreten. Die Kellerräume haben die Besonderheit, das man für jeden gebauten Raum der angegeben Raumart belohnt wird. Bei Fertigstellung, wenn alle Türen in andere Räume führen, gibt es eine spezielle Belohnung für jede Raumart. Dies können z.B. zusätzliches Geld, Wertungen, Siegpunkte oder Bonuskarten sein. Zuletzt führt der Baumeister seine Aktion aus, muss er dabei etwas bezahlen, geht das Geld an die Bank. Der Baumeisterstein wird weitergegeben und jeder noch ausliegende Raum mit 1.000 Mark subventioniert. Dann werden die nächsten Raumkarten und zugehörige Räume aufgedeckt und die nächste Runde kann losgehen. Der neue Baumeister darf die Räume der letzten Runde beliebig neu verteilen.

Die Schlösser des König Ludwig Raumwertung
Raumwertung / Foto: Brettspielpoesie

Spielende:

Sobald die letzte Karte des Raumkartenstapels ins Spiel kommt, wird das Spielende eingeläutet. Sollten für die aktuelle Auslage noch Karten benötigt werden, so mischt man den Ablagestapel noch einmal und deckt anschließend die fehlenden Karten auf.  Nun folgt die letzte Runde vor der Endwertung.

Nach dieser Runde werden zunächst die Wünsche des Königs abgehandelt. Jeder zählt seine Werte für jede Bedingung und vergleicht die Ergebnisse mit denen der Mitspieler. Der höchste Wert bekommt die meisten Punkte, der zweite etwas weniger, der dritte noch weniger usw. Das gilt aber nur, wenn man die Bedingung überhaupt erfüllt. Wird z.B. ein bestimmter Raumtyp gefordert, muss dieser mindestens ein Mal im eigenen Schloss vorhanden sein. Bei Gleichstand werden die Punkte für die betroffenen Plätze addiert und durch die Anzahl der am Gleichstand beteiligten Personen dividiert. Wenn Raumkartenstapel komplett aufgebraucht sind, bekommt man für jeden Raum dieser Art, den man verbaut hat, 2 Siegpunkte. Für jeweils 10.000 Mark wird ein weiterer Siegpunkt addiert. Dann werden die Bonuskarten für jeden Spieler ausgewertet und die Punkte ebenfalls auf der Siegpunktleiste abgetragen. Der erfolgreichste Bauherr gewinnt.

Spieleranzahl:

Die Schlösser des König Ludwig kann man mit zwei, drei oder vier Spielern und sogar alleine bezwingen. Anhand der Spieleranzahl wird die Vorder- oder die Rückseite des Spielplans ausgewählt und entsprechend Raumkarten gezogen. 44 bei voller Spieleranzahl, 33 zu dritt und 22 zu zweit. Das führt dazu, dass das Spielende eher eintrifft, aber auch dass weniger Räume zur Verfügung stehen. Und wie diese aufgeteilt sind, entscheiden die gezogen Karten. Dies kann dazu führen, das manche Raumgrößen gar nicht oder nur selten auftauchen und andere dafür umso häufiger. Blöd nur, wenn diese nicht den Vorgaben der Bonuskarten oder den Wünschen des Königs entsprechen. Mit voller Spieleranzahl gefällt es mir am Besten, weil viele Räume im Spiel sind und man viel Konkurrenz hat. Zu zweit muss man sich nur auf einen Konkurrenten konzentrieren und kann oft Situationen herbei führen, in denen der Mitspieler sehr teure Räume kauft und beide Spieler regelmäßig pleite sind. Zu viert muss man auf die Wünsche der drei Mitspieler achten, um ihnen die Räume nicht zu günstig zu überlassen und selber viel Geld einzunehmen, um die kommenden drei Runden ohne Pleite zu überstehen. Auch kann man nicht für alle interessanten Räume 15.000 Mark verlangen, sondern muss einige günstiger anbieten.

Auch wenn ich eigentlich kein großer Freund davon bin, Gesellschaftsspiele alleine zu spielen, lohnt sich der Versuch bei den Schlössern des König Ludwig. Es kommen 33 Raumkarten ins Spiel, aber keine Wünsche des König. Man beginnt mit zwei Bonuskarten und 15.000 Mark. Pro Runde werden drei Raumkarten und zugehörige Räume aufgedeckt und der Reihe nach bei 2.000, 4.000 und 6.000 Mark platziert. Man hat die gleichen Aktionsmöglichkeiten wie im normalen Spiel, das Geld geht dabei an die Bank. Da man standardmäßig kein Geld erhält, muss man die Boni für die fertiggestellten Räume gekonnt einsetzen, um nicht eine ganze Runde “auszusetzen”, weil man sich als Aktion Geld nehmen muss. Alleine spielt man auch nur ca. 15-20 Minuten, was ich als sehr angenehm empfinde.

Glücksfaktor?

Jeder Spieler hat in der Runde, in der er den Baumeister gibt, die Möglichkeit großen Einfluss auf den Spielverlauf zu nehmen. Dafür muss er die gewünschten Räume der Mitspieler herausfinden und diese teuer machen, was dazu führt, dass sie nicht gekauft werden oder ein hoher Preis bezahlt wird. Ist letzteres der Fall, erhält der Baumeister die Summe, was seinem persönlichen Vermögen gut tut. Natürlich kommt ein wenig Glück ins Spiel, wenn die Raumkarten gezogen werden, da nicht alle Raumarten und /-größen in jedem Spiel zum Einsatz kommen. Dann kommt es auf die Wünsche des Königs und die eigenen Bonuskarten an. Und natürlich auf die Boni durch vollendete Räume.

Fazit:

Das Material wirkt auf den ersten Blick wenig einladend und etwas abstrakt, der Aufbau kann zunächst abschrecken. Aber man kommt schnell in das Spiel hinein und dann scheinen die 90 Minuten nur so zu fliegen, da es großen Spaß bereitet und viel Interaktion statt findet. Auch so mancher Raum der verbaut wird, erntet für seinen Namen viel Gelächter. Der Baumeister wechselt jede Runde und muss dann die Preise für die Räume festlegen. Dafür sollte er im Blick haben, welche Räume den Wünschen des Königs entsprechen und welche den anderen Mitspielern aktuell am besten zu Punkten verhelfen. Dadurch ist man auch während der Züge der Mitspieler eingebunden. Außerdem verlaufen die einzelnen Runden wahnsinnig schnell. Lediglich bei der Auswahl der Preise für die einzelnen Räume kann es zu längeren Bedenkzeiten kommen. Die Qualität der Anleitung lässt zu wünschen übrig, aber ich bin guter Hoffnung, dass diese durch den kommenden Vertrieb über Huch&friends verbessert wird. Große Variabilität entsteht durch die Bonuskarten und die vielen Wünsche des Königs, von denen pro Spiel höchstens vier zum Einsatz kommen.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Bezier Games / zukünftig im Vertrieb bei Huch!&friends
Autor(en): Ted Alspach
Erscheinungsjahr: 2014
Spieleranzahl: 1-4 Spieler
Dauer: 90 Minuten

Vielen Dank an Spiel Direkt für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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Eine Antwort auf „Die Schlösser des König Ludwig“

[…] Die Schlösser des König Ludwig ist ein Spiel ganz nach meinem Geschmack, auch wenn die Plättchen noch ein wenig nach Prototypenstatus aussehen, das haben die Polen besser hinbekommen. Ich mag dafür die Form der Plätten und die verwinkelten Schlösser, die daraus entstehen können. Andere wünschten sich schon damals lieber quadratische Plättchen, um den „inneren Monk“ zufrieden zu stellen. Und genau solche gibt es nun, doch bauen die Spieler nicht mehr alleine vor sich hin. Nach dem Vorbild von Between Two Cities, welches ich leider nie gespielt habe, errichtet jeder Spieler zwei Schlösser, eines mit seinem rechten und eines mit seinem linken Nachbarn. Dabei lohnt sich gleichmäßiges Bauen, denn es zählt am Ende nur der niedrigste Wert seiner beiden Bauwerke. […]

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