Im Schatten der Pagode

Im Schatten der Pagode lässt es sich gut leben,
sie steht dort vier Gottheiten zu Ehren.
Sie ragt nicht nur über malerischen Gärten,
sondern bestimmt auch die Fährten,
auf denen sich die Spieler bewegen,
um die schönste Landschaft anzulegen.
Mit dem Ziel die meiste Gunst zu erlangen,
darüber um die Nachfolge des Throns zu rangen.

Spielmaterial:

Der auffälligste Teil des Spielmaterials ist gewiss der Pagodenturm, der sich aus vier Einzelteilen auf einer Bodenplatte und einer Plastikspitze zusammensetzt. Daneben liegt eine Gunsttafel aus, auf der alle ihre Gunst mit kleinen Holzsteinchen festhalten. Diese sind von leichtem Glitzer überzogen, was einfach schön und besonders anzusehen ist. In derselben Farbe nimmt sich jeder ein kleines Lagertableau mit vier Plätzen. Diese Tableaus haben Ausbuchtungen für die Ressourcen, welche in diese hinein statt drauf gelegt werden. Die 70 Spielkarten, 60 Ressourcenmarker aus Holz und 12 Bonusplättchen stehen allen Spielern zu Verfügung. Die Ressourcenmarker unterscheiden sich nicht nur farblich, sondern haben auch die typische Form von Holz, Stein, Gras und Wassertropfen.

Im Schatten der Pagode - Pagode
Im Schatten der Pagode – Pagode / Foto: Brettspielpoesie

Die Karten haben eine Bauseite, mit angegebenen Aktionsmöglichkeiten und Baukosten sowie einen Teil eines Panoramas auf der Rückseite. Das Spielmaterial lässt wich wunderbar in der Schachtel verstauen, alles hat seinen festen Platz. Für die Ressourcen gibt es sogar ein herausnehmbares Plastikteil, welches auch im Spiel verwendet werden könnte, jedoch hat sich dessen Verwendung bei uns eher als problematisch herausgestellt. Die einzelnen Fächer sind ziemlich klein, da geht es schneller die Ressourcen auf dem Tisch anzuhäufen und sich davon zu bedienen.

Spielmechanismus:

Bei Im Schatten der Pagode versuchen die Spieler mit dem Errichten von Landschaften mehr Gunst zu sammeln als ihr Mitspieler. Alle Spieler haben immer fünf Handkarten, von denen sie pro Zug genau drei ausspielen. Die sogenannten “Multi Use-Cards” sind, wie der Name bereits verrät, auf verschiedene Weise einsetzbar. Soll das Panorama auf der Rückseite erbaut werden, wird die Karte einfach vor sich ausgelegt. Drei Karten können pro Spieler gleichzeitig zum Bau ausliegen. Jede Karte gibt die erforderlichen Ressourcen an, die notwendig sind, um sie auf die Panorama-Seite zu wenden.

Im Schatten de rPagode Spielsituation
Im Schatten der Pagode – Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Diese Ressourcen kommen von der Pagode. Viele Karten geben an welches Pagodenteil um eine Vierteldrehung bewegt wird, bevor in angegebener Pfeilrichtung Ressourcen gesammelt werden. Sie ist in der Mitte so ausgerichtet, dass jedem Spieler genau eine Seite zugewandt ist. Jedes Pagodenteil zeigt keine, eine, zwei oder drei Ressourcen derselben Art. Es ist nicht erlaubt Ressourcensymbole zu überspringen, um weiter hinten liegenden Ressourcen stattdessen einzusammeln. Da die Lager nur Platz für genau vier Ressourcen bieten, ist nach den ersten gesammelten Ressourcen Schluss.

Im Schatten der Pagode Spielerauslage
Im Schatten der Pagode Spielerauslage / Foto: Brettspielpoesie

Manche Karten ermöglichen es eine beliebige Ressource zu nehmen und diese direkt auf eine ausliegende Karte zu platzieren. Als letzte Option erlaubt es jede Karte den Handkarren zu nutzen, um Ressourcen umzuverteilen. Nur so gelangen Ressourcen aus dem Lager auf die ausliegenden Karten. Dies ist auch die einzige Möglichkeit Ressourcen auf den Karten umzuverteilen oder gar abzuwerfen.

Im Schatten der Pagode Gunsttafel
Im Schatten der Pagode Gunsttafel / Foto: Brettspielpoesie

Fertiggestellte Karten gelangen mit ihrer Rückseite in die Auslage. Als Belohnung für das Hinzufügen einer Karte zu einem Panorama, darf der Spieler bei der angegebenen Farbe einen Schritt auf dem Gunsttableau voranschreiten. Jede bereits ausliegende Karte desselben Panoramas sorgt ebenfalls für einen Schritt auf der dort angegeben Farbe. Erreicht der Marker eines Spielers das letzte Feld einer Leiste des Gunsttableaus und der Spieler bekommt weitere Schritte, darf er stattdessen alle anderen Marker um entsprechend viele Felder zurück setzen. Zieht ein Marker dabei vom Tableau herunter, ist dies endgültig und der zugehörige Spieler sammelt damit keine Punkte mehr.

Im Schatten der Pagode - Panorama
Im Schatten der Pagode – Panorama / Foto: Brettspielpoesie

Gelingt es einem Spieler ein komplettes Panorama zu vollenden, gibt es als Belohnung nach eigener Wahl entweder eine Lagererweiterung, Gunstpunkte oder Ressourcen. Wer bei den Gunstpunkten oder Ressourcen früher kommt, erhält einen besseren Ertrag.

Spielende:

Sobald es einem Spieler gelingt eine bestimmte Anzahl Panoramakarten fertigzustellen, endet die Partie nach der laufenden Runde. Dann addieren alle Spieler ihre erreichten Punkte auf dem Gunsttableau zusammen, ggf. kommen Punkte für das Bonusplättchen hinzu, bevor der Sieger mit der höchsten Punktzahl feststeht.

Spieleranzahl:

Je nach Spielerzahl variiert die Anzahl an Panoramakarten, die bei einem Spieler ausliegen müssen, um das Spielende einzuleiten. Die Interaktion beschränkt sich bei Im Schatten der Pagode weitestgehend auf den gemeinsamen Zugriff auf die Pagode. Bis man selbst am Zug ist, lässt sich kaum planen, was man tun möchte, da die Produktion von der Position der Pagode in Verbindung mit den Handkarten abhängt. Das lässt sich zu zweit noch etwas besser vorhersehen, wohingegen es zu viert völlig chaotisch wird. Mit mehr Spielern ist aber interessanter, was auf dem Gunstplan geschieht.

Glücksfaktor?

Bei Im Schatten der Pagode sind die meisten Informationen für alle offen zugänglich. Die Position der einzelnen Pagodenteile zu Beginn des eigenen Zuges bestimmt in Verbindung mit den eigenen Handkarten ob sich lohnende Ressourcen sammeln lassen. Welche Karten beim Nachziehen zur Auswahl stehen ist zufällig. Drei liegen immerhin offen aus, wenn diese jedoch nicht gefallen bleibt nur das zufällige Ziehen vom Stapel. Anhand der Rückseite lässt sich immerhin erkennen, zu welchem Panorama die Karte gehört und welche Gunst sie beeinflusst. Die Aktionsmöglichkeiten sind jedoch unbekannt.

Meinung:

Die Pagode ist ein wahrer Eyecatcher und weckt sofort Interesse an dem Spiel. Doch leider ist sie während des Spiels recht unpraktisch, da sie die Sicht auf einen Teil der Spielauslage behindert. Dabei ist besonders die Sicht auf das Gunsttableau von Interesse, um einzuschätzen welche Panoramakarten lukrativer zu erbauen sind als andere. Während die Interaktion durch die Bewegung der Pagode meist eher ein zufälliges Nebenprodukt ist, so bietet das Gunsttableau direkte Interaktion. Wer schnell viele Punkte einer Gunst sammelt, kann die Mitspieler von Punkten fern halten.

Die unterschiedliche Verwendung der Karten ist, wie so oft bei Multi Use-Cards, immer eine spannende Frage. Denn nur nach den besten Karten für das eigene Panorama kann man oft gar nicht gehen. Es sind nur drei Bauplätze vorhanden, in jedem Zug müssen aber drei der fünf Handkarten gespielt werden. Außerdem braucht man bestimmte Ressourcen und die lassen sich oft nur in bestimmten Konstellationen der Pagode effizient sammeln. Genau dieser Umstand sorgt dafür, dass kaum Vorausplanung möglich ist.

Die Mitspieler verändern die Pagode, es ist nicht genau absehbar, wie sie im eigenen Zug ausgerichtet sein wird. Daher dauern die einzelnen Spielerzüge mitunter recht lange, da alle erst zu Beginn ihres eigenen Zuges starten können, die möglichen Optionen durchzugehen und sich für die vermeintlich beste zu entscheiden. Ich würde behaupten das Bewegen eines Pagodenteils geschieht kaum, um nachfolgenden Spielern bewusst etwas zu vermiesen, da viele überschüssige Ressourcen zu sammeln einfach nicht effizient ist. Da sollte man sich darauf konzentrieren, welche Bewegung einem selbst die besten Optionen bieten. Damit kann man dem nachfolgenden Spieler versehentlich schon so einiges vermiesen.

Ich mag die Aufgabe, mit den zur Verfügung stehenden Karten und der Position der Pagode sein Spiel zu optimieren. Im Idealfall nur die erforderlichen Ressourcen zu sammeln, um zügig die Panoramakarten fertigzustellen. Es kann dabei ebenso erfolgreich sein, kleine Panoramen früh fertigzustellen, um schnell einen Bonus zu erhalten, wie gleich auf größere Panoramen zu setzen, welche die Gunst wiederholt beeinflussen. Die Entscheidung über die Reihenfolge der zu erbauenden Panoramakarten ist ebenfalls interessant, denn umso früher eine Karte zum Panorama hinzukommt, desto häufiger erhöht sich durch ihre Aktivierung die jeweilige Gunst.

Auch bei der Gunst gibt es verschiedene Vorgehensweisen. Man kann darauf setzen viele Mitspieler vom Tableau herunterzuschieben oder sich mehr darauf konzentrieren, selbst möglichst gleichmäßig voranzuschreiten und darüber selbst Punkte zu sammeln, statt anderen welche vorzuenthalten. Dies kann sich für die Mitspieler auch ein wenig fies anfühlen, wenn sie ihre hart gesammelten Gunstpunkte verlieren oder sogar gar keine Punkte dieser Farbe mehr sammeln dürfen.

Fazit:

Hinter der auffordernden und zugleich friedlich wirkenden Optik versteckt sich ein Ressourcen-Puzzle mit vielen Zwängen. Während ich persönlich diese Aufgabe reizvoll finde, so störe ich mich an der hohen Downtime, die durch die Bewegungen der Pagode zwangsläufig entsteht. Die aktive Einbindung der Pagode in das Spielgeschehen ist Fluch und Segen zugleich, da sie einerseits ein Hingucker ist, aber gleichzeitig oft im Weg steht und für eine hohe Downtime sorgt.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Board Game Circus
Autor(en): Martin Doležal
Erscheinungsjahr: 2021
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 45 Minuten

Vielen Dank an Board Game Circus für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

Ähnliche Artikel:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert