Khôra

Um Politik dreht sich alles in der Stadt Athen,
die Demokratie führt zu großem Ansehen.
Nur Sparta interessiert sich dafür nicht,
Konflikte lösen sie einfach militärisch.
Gemeinsam haben sie Theben zum Feind,
stehen um die Vorherrschaft im Land in Streit.
Theben hat Anführer und Götter auf seiner Seite,
man die Tempel jedoch in Olympia einweihte.
Um Zeus und Hera angemessen zu ehren,
lies diese Stadt ein Weltwunder entstehen.
Auf Handel konzentriert sich Korinth,
wo die meisten Bürger zu Hause sind.
Auch Milet ist als Handelsstadt bekannt,
doch noch mehr für seine Revolte im Land.
Argos wollte ebenfalls Bekanntheit erlangen,
hat deswegen Zoff mit Sparta angefangen.
Welche Stadt werdet ihr dieses mal geleiten,
euch den Sieg einer Partie Khôra zu bereiten?

Spielmaterial:

Beim Spielmaterial lässt die gewohnte iello-Ausstattung kaum Wünsche übrig. Das Inlay bietet passgenaue Plätze für sämtliches Spielmaterial, doch ich bevorzuge Spielertüten, damit sich das Spielermaterial schnell an die Spieler verteilen lässt. Diese sind mit dem Inlay leider nur bedingt kompatibel. Die Spielertableaus haben Ausbuchtungen für die speziell geformten Holzmarker. Auch für die Städtetableaus gibt es einen eigenen Platz, sodass die Farben unabhängig von den Städten wählbar sind. Es gibt sogar fast doppelt so viele verschiedene Städte mit besonderen Boni und Fähigkeiten, wie Spieler bei Maixmalbesetzung teilhaben können.

Khôra Städte
Khôra – Städte / Foto: Brettspielpoesie

Die Spielermarker für den gemeinsamen Spielplan sind allesamt runde Scheiben in den Spielerfarben, die auf einer Seite bedruckt mit dem zugehörigen Symbol bedruckt sind, um sie korrekt den entsprechenden Leisten zuweisen zu können. Jeder erhält einen Satz aus Aktionsplättchen und drei Würfeln, von denen einer erst auf der Kulturleiste des Spieletableaus frei geschaltet werden muss. Zusätzlich verfügt jeder Spieler über fünf Errungenschaftsmarker.

Die andere Seite des gemeinsamen Spielplans wird für jede Partie mit vielen Wissensmarkern in den drei Farben blau, grün und rot und zwei Ausprägungen bestückt. Weitere Marker liegen im Vorrat, genau wie Schriftrollen und Drachmen. Es gibt längliche Ereigniskarten sowie drei verschiedene Arten von Politikkarten in einem gemeinsamen Kartendeck. Manche bringen einen einmaligen Sofort-Effekt, andere einen dauerhaften Bonus oder eine eigene, spezielle Endwertung.

Khôra Spielsituation 2 Spieler
Khôra – Spielsituation 2 Spieler / Foto: Brettspielpoesie

Die Anleitung ist gut strukturiert und umfasst sogar noch eine kurze, historische Einordnung des Themas und mancher Ereignis- und Politikkarten.

Spielmechanismus:

In neun Runden versuchen die Spieler ihre Stadt zu größtem Ruhm zu führen und mit ihr die meisten Siegpunkte zu generieren. Jede dieser Runden durchläuft dieselben sieben Phasen. Im Kern geht es darum mit den gewürfelten Augenzahlen Aktionen auszuführen und auf den Leisten des eigenen Spielertableaus in den Kategorien Wirtschaft, Kultur und Militär voranzuschreiten. Diese Leisten wirken sich auch auf die Werte auf dem gemeinsamen Spielplan aus, alles ist hier gut verzahnt.

Khôra Spielertableau
Khôra – Spielertableau / Foto: Brettspielpoesie

Jedem Spieler stehen sieben verschiedene Aktionen zur Verfügung mit Werten von null bis sechs. Zeigen die zugewiesenen Würfel kleinere Zahlen, können Bürger die Differenz ausgleichen. Neben den Bürgern gibt es noch weitere Leisten auf dem gemeinsamen Spielplan und zwar für Steuern, Ruhm und Truppen. Steuern sorgen für regelmäßiges Geldeinkommen, Ruhm für Siegpunkte bei Spielende und Truppen zeigen die Kampfstärke an. Diese ist nicht nur bei der Militär-Aktion erforderlich, wenn es darum geht erfolgreich zu erobern, sondern auch bei vielen Ereigniskarten. Diese Ereignisse werden in der Regel zu Beginn einer Runde offenbart, jedoch erst am Ende der Runde angewendet, sodass sich die Spieler darauf vorbereiten können.

Khôra Spielsituation 4 Spieler
Khôra – Spielsituation 4 Spieler / Foto: Brettspielpoesie

Die Aktionen wählen die Spieler mit ihren Plättchen geheim, sie werden dann in der Reihenfolge der Werte und in Spielerreihenfolge ausgeführt. Die niedrigeren Werte bringen Ressourcen ein, die höchsten erlauben es zu erobern, Politikkarten mit starken Aktionen auszuspielen oder die eigene Stadt weiterzuentwickeln und einmalige oder dauerhafte Fähigkeiten freizuschalten. Für die meisten Karten und auch die Entwicklungen sind bestimmte Wissensmarker und/oder Drachmen notwendig, wobei das Wissen in der Stadt bleibt, das Geld nicht.

In fünf Kategorien lohnt es sich schnell zu sein, denn wer sogenannte Errungenschaften als Erster erreicht, kann dafür Ruhm oder einen Schritt auf der Steuern-Leiste erhalten.

Spielende:

Nach vollständigen Durchlauf der neunten Runde endet die Partie. Zu den im Spielverlauf gesammelten Punkte kommen nun noch Punkte für Endwertungen von den Spielertableaus und/oder ausgespielten Karten hinzu. Dann gibt es Punkte für den erreichten Ruhmeswert, multipliziert mit der Anzahl großer Wissensmarker. Es gewinnt, wer insgesamt die meisten Punkte einfahren konnte.

Spieleranzahl:

Khôra funktioniert mit jeder Spielerzahl von 2-4. Das Spielgefühl verändert sich allerdings. Bei den Ereignissen trifft es im 2-Personenspiel in der Regel beide Spieler, wohingegen man bei mehr Spielern darauf spekulieren kann, wenn auch nicht den Bonus, aber wenigstens nicht den Malus, zu erhalten. Die Interaktion ist gering, aber vorhanden. Man findet sie beim Draften der Startkarten oder beim Wettlauf um das Erreichen der Errungenschaften. Vor allem bei der Militäraktion ist die Spielerreihenfolge wichtig, da jede Eroberung andere Anforderungen an Truppengröße und besiegte Truppen hat und die Belohnung anders ausfällt.

Glücksfaktor?

Es wird gewürfelt, entsprechend spielt auch das Glück eine Rolle. Man kann zwar mit Bürgern niedrige Augenzahlen kompensieren, wenn ein Spieler aber nur niedrig würfelt, kann das durchaus frustrieren. Die höherwertigen Aktionen bringen interessantere Boni ein, sei es bei der Eroberung Wissensmarker zu erhalten, Karten mit spannenden Fähigkeiten auszuspielen oder die Stadt weiterzuentwickeln. Bürger anzusammeln ist nur interessant, bis die darauf bezogene Errungenschaft vergeben ist. danach bringen sie nichts, wenn man nicht ausgerechnet die eine Endwertungskarte ausgespielt hat, die Bürger bei Spielende belohnt. Also sollte man keine Scheu haben, Bürger einzusetzen, um die Stadt voranzutreiben. Die Politikkarten sind ebenfalls glücksabhängig. Manchmal zieht man einfach keine Endwertungskarten oder nur unpassende Karten, deren Funktionen einfach nicht zu den anderen Ausprägungen der Stadt passen.

Meinung:

Khôra bietet mit seinem Spielmaterial viel Variation. Jede der acht Städte spielt sich anders, da ihre unterschiedlichen Effekte andere Vorgehensweisen belohnen. Ich mag solche asymmetrischen Bedingungen, auch wenn sie sich manchmal ungerecht anfühlen, wenn den Mitspielern ein besser Start gelingt als einem selber. Weitere Abwechslung bieten die immer unterschiedlichen Ereignisse und die Politikkarten unterscheiden sich mit ihren teils sehr starken Funktionen sehr. Das alles macht die Partien für mich immer wieder spannend, da man sich auf andere Dinge fokussieren kann. Man kann viele Punkte während der Partie sammeln, auf die Endwertungen hoffen oder eine Kombination von beidem anstreben.

Ich mag die gesamte Optik des Spielmaterials, obwohl ich nachvollziehen kann, wenn die vielen unterschiedlichen Leisten manche eher an eine Excel-Tabelle erinnern. Leider finde ich die gewählten Farben unglücklich gewählt. Türkis und hellblau verwechselt man schnell, dabei gäbe es doch viele Farben, die sich besser unterscheiden lassen. Auch die unterschiedliche Darstellung von Zahlen auf den Städtetafeln ist uns merkwürdig aufgefallen. In der Reihe mit den Wissensmarkern wurden Zahlen anders formatiert, als in den Texten darunter, wobei es inhaltlich keine Unterschiede gibt. Und wenn wir schon bei Verwechslungspotential sind: Die Symbole für Steuern mit einer schwarzen Eule auf hellem Grund ähneln sehr dem Symbol für Drachmen mit heller Eule auf schwarzem Grund.

Viele Aktionen lassen sich bei Khôra parallel abhandeln, da sie die Aktionen der Mitspieler eben nicht beeinflussen. Dadurch schafft es sich für ein Zivilisationsspiel relativ schnell ohne lange Downtimes zu spielen. In Bezug auf andere Titel des Verlags gehört es sicherlich zu den komplexeren Spielen, den Beinamen “Expert” beim Verlagsnamen würde ich jedoch auf Kenner korrigieren, um in bekannten Kategorien zur Einteilung von Brettspielen zu sprechen.

Bei Khôra hat man in der Regel von allem zu wenig. Zu wenig Geld, um die Fortschritte auf den Leisten oder interessante Karten zu bezahlen. Nicht ausreichend Truppen zum Erobern oder Ereignisse für sich zu entscheiden. Zu wenig Schriftrollen für Zusatzaktionen, nicht genug Bürger, um niedrige Augenzahlen auszugleichen. Man möchte eigentlich immer gerne mehr Aktionen ausführen. Zum Start, mit allen Leisten ganz unten und nur zwei Aktionen pro Runde, fühlt man sich fast etwas machtlos und weiß gar nicht, wie man in den folgenden Runden überhaupt etwas erreichen soll. Doch mit jedem Schritt auf den Leisten verbessert sich die Stadt. Dies eröffnet neue Möglichkeiten. Die Spieler können die Entwicklung ihrer Stadt mit jeder Runde spüren, das fühlt sich gut an, selbst wenn es am Ende nicht für den Sieg reichen sollte.

Wenn als Autorenangabe ein Kollektiv angegeben ist, wie es hier der Fall ist, macht mich das immer erst einmal stutzig. Und iello-Spiele haben auch häufig das Problem, dass sie hübscher aussehen, als sie sich spielen. Dies kann ich für Khôra nicht bestätigen. Dennoch war es keine Liebe auf den ersten Blick. Denn die erste Partie zu zweit verlief sehr unglücklich. Es waren fast nur Ereignisse im Spiel, welche die Truppengröße belohnten. Eine Stadt durfte direkt mit zwei Truppen beginnen und hatte dadurch immer die Nase vorn. Das andere Volk war nicht so militärisch geprägt, doch durch die Ereignisse schien dies fatal zu sein und der erste Eindruck war recht negativ. Doch diese Kombination von Ereignissen ist bei uns so nie wieder aufgetreten. Wobei die Truppenstärke insgesamt gesehen durchaus wichtig bleibt, so ist sie nicht der einzige Weg zum Sieg.

Fazit:

Mit Khôra ist iello ein tolles, strategisches Spiel gelungen. Die einzelnen Aktionen sind leicht zu verstehen, der Ablauf wird vom Spielmaterial hervorragend unterstützt. Die Verzahnung zu erkennen und die Aktionen effizient auszuspielen ist dabei keineswegs banal. Durch das variantenreiche Material ist für langanhaltenden Spielspaß gesorgt.

Wertungsnote 5/6

Verlag: iello / Vertrieb: Huch!
Autor(en): Head Quarter Simulation Game Club
Erscheinungsjahr: 2021
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 75 Minuten

Vielen Dank an Huch! für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

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