Meeple Circus

Meeple Circus Cover
Cover / Foto: Pegasus Spiele

Wer kennt es nicht? Während ein Mitspieler sich mal wieder nicht entscheiden kann, wie er seinen aktuellen Zug ausführen soll, fangt ihr an mit eurem eigenen Spielmaterial zu spielen, um euch die Zeit zu vertreiben, bis ihr wieder dran seid. Meeple werden zu Menschenpyramiden aufeinander gestapelt, Züge in Reih’ und Glied sortiert oder mit kleinen Klötzchen interessante Bauwerke errichtet. Genau dies hat nun ein Autor als Grundlage für sein neuestes Spiel genommen: Warum nicht das, was eh immer alle mit ihrem Spielmaterial tun, als zentrales Element in einem Spiel verwenden? Es wurde noch ein passendes Thema dazu gestrickt und das ganze liebevoll hergestellt: Manege frei für Meeple Cicrus!

Spielmaterial:

Um Meeple stapeln zu können, benötigt man natürlich einige von diesen. Es gibt sie in den Farben blau, gelb und rot, daneben sind diverse Tiere (Elefanten, Pferde), unterschiedliche Requisiten (Fässer, Balken, Bälle) und weitere, spezielle Personen- oder Tier-Meeple enthalten, die vor der ersten Partie mit Aufklebern versehen werden sollen. Fünf ovale Plättchen stellen die Manegen der Spieler dar, es gibt eine Punkteleiste, eine Messlatte und drei Wertungstafeln. Daneben sind Zuschauerwünsche auf Karten, Darbietungsplättchen für die drei unterschiedlichen Runden, Repertoireplättchen, zwei Geschwindigkeits- und ein Startspielermarker enthalten. Zwingend erforderlich ist es die Musik abzuspielen, dafür kann man sich entweder die entsprechende, kostenlose App installieren oder die Musik-Dateien von der Pegasus-Webseite herunterladen und auf einem beliebigen Gerät abspielen lassen.

Spielmechanismus:

In drei Runden versuchen die Spieler ihre Meeple möglichst schnell geschickt zu platzieren, um den meisten Applaus zu bekommen. Alle beginnen mit der selben Grundausstattung, dann werden vor jedem Auftritt reihum Darbietungs- und Repertoireplättchen gewählt. In der ersten Runde bekommt man einfach die jeweils abgebildeten Figuren. Dies können weitere Artistenmeeple, Tiere und/oder Requisiten sein. Für die erste Aufführung startet die Zeit und alle Spieler platzieren ihre Meeple in der Manege, ein Meeple darf nicht alleine stehen, sonst gibt es kaum Regeln. Wer fertig ist ruft “Tadaaa!” und nimmt sich ein Geschwindigkeitsplättchen, wenn noch vorhanden.

Meeple Circus Spielaufbau
Spielaufbau / Foto: Brettspielpoesie

Dann geht es an die Punktevergabe. Zunächst gibt es Sonderpunkte für die beiden schnellsten Spieler. Für jeden erfüllten Zuschauerwunsch gibt es die abgedruckte Punktzahl, auch mehrfach, wenn die Figur mehrfach vorhanden ist. Diese Karten zeigen bestimmte Meeple, Tiere und/oder Requisiten in einer speziellen Anordnung. Für die unerfahrenen, blauen Meeple gibt es zudem einen Punkt, wenn sie am Boden geblieben sind, die erfahrenen gelben lieben die Höhe und erhalten einen Punkt, wenn sie eben nicht den Boden berühren. Die roten Profis wollen besonders hoch hinaus, ihr Punktewert wird mit der Messlatte anhand ihrer Höhe gemessen. Die zweite Runde verläuft sehr ähnlich, die Spieler behalten ihr Spielmaterial. Es werden neue Repertoireplättchen aufgedeckt und die grünen Darbietungsplättchen. Diese zeigen einen speziellen Gaststar, den man mit dieser Karte erhält und der zusätzliche Punkte einbringt, wenn man seine spezielle Anforderung erfüllt. Der Spieler mit den wenigsten Punkten darf zwischen den Runden einen Zuschauerwunsch ablegen und in dieser Kategorie den nächsten aufdecken.

Meeple Circus Auftritt
Auftritt / Foto: Brettspielpoesie

In der dritten Runde führen die Spieler ihre Darbietungen nacheinander aus und zwar in Punktereihenfolge, der Spieler mit der niedrigsten Punktzahl beginnt. Zuvor wählen alle eine Gala-Aufführung neben dem Repertoire-Plättchen. Diese gibt eine Besonderheit für den folgenden Auftritt an, zum Beispiel ohne den Einsatz der Daumen zu bauen oder bei jedem Applaus aufzustehen und Handküsse zu verteilen. Nur wenn dies korrekt ausgeführt wird, erhält man die zusätzlichen Punkte. Wem das jedoch zu blöd erscheint, der kann die spaßigen und technischen Darbietungsplättchen einfach aus dem Spiel heraus lassen. Schafft man es zudem noch die Anforderung an den Gaststar zu erfüllen, erhält man dafür die doppelte Punktzahl.

Spielende:

Nach der dritten Runde endet die Parte. Es gewinnt der Spieler, der mit den drei Aufführungen die meisten Punkte holen konnte.

Spieleranzahl:

In den ersten beiden Runden ist kaum ein Unterschied anhand der Spielerzahl zu bemerken, da alle gleichzeitig spielen. Die dritte Runde dauert in der Regel länger, je mehr Spieler dabei sind. Man schaut dabei jedoch recht gespannt den Aufführungen zu und prüft ob auch alles nach den Regeln läuft, sodass eigentlich keine Downtimes entstehen.

Glücksfaktor?

Bei den Publikumswünschen ist schon ein größerer Glücksfaktor enthalten, vor allem wenn diese Requisiten vorgeben, die es aktuell nicht so häufig gibt. Ohne ein solches Element, kann man den einen Wunsch nun mal nicht erfüllen. Als kleine Kompensation darf der Spieler mit den wenigsten Punkten eine Karte austauschen, doch ist dabei nicht ausgeschlossen, dass dieses Element erneut auftaucht. Immerhin hat dieser Spieler nun den ersten Zugriff auf das weitere Material. Die anderen Spieler folgen reihum, fairer wäre hier wohl eine Reihenfolge anhand der bisher erreichten Punkte. Bei den zusätzlichen Vorgaben für die Gastauftritte oder die Gala-Aufführung erscheinen die Vorgaben zum Teil sehr unterschiedlich bezüglich ihrer Auswirkungen und Punktevergabe. Aber die Wertung steht für mich bei diesem Spiel eh nicht im Vordergrund, es macht einfach Spaß den Zirkus zu gestalten.

Fazit:

Ich oute mich jetzt mal, ich bin wirklich grottenschlecht in solchen Geschicklichkeitsspielen. An Weihnachten habe ich das Spiel erklärt und war ohne Zeitdruck kaum in der Lage drei Meeple übereinander zu stapeln, während ich mich dann in der ersten Runde so umschaute, hatten alle anderen schon die kühnsten Kunststücke aufgeführt, während bei mir gerade wieder alles einstürzte. Dennoch hatte ich an jeder Partie Meeple Circus auch Spaß, es ist einfach sehr auffordernd. Es macht genau das zum zentralen Spielelement, was sicher jeder Spieler bereits in Partien anderer Spiele zum Zeitvertreib gemacht hat: Nämlich das Spielmaterial stapeln, bis man selber wieder zum Zug kommt. Hierbei wollen nun noch die Vorgaben erfüllt und das ganze möglichst schnell erledigt sein, was durchaus herausfordernd ist. Die ersten beiden Runden spielen sich unheimlich schnell, vor allem da alle gleichzeitig spielen. Dadurch entsteht auch ein gewisser Konkurrenzdruck. Nicht jeder mag Aufgaben, bei denen es auf Schnelligkeit ankommt. Solche Personen kommen dann aber in der dritten Runde voll und ganz auf ihre Kosten, wenn alle nacheinander spielen. Zwar gibt die Musik auch eine bestimmte Zeit vor, diese ist aber in der Regel ausreichend. Es ist eben Geschmackssache, ich finde aber dass durch den unterschiedlichen Ablauf der Phasen ein guter Mittelweg gefunden wurde. Doch bringt die Spielerreihenfolge der letzten Runde auch einen Nachteil mit sich, da sich diese Runde vor allem bei vielen Spielern doch sehr zieht. Außerdem hat der führende Spieler mehr Zeit seinen Auftritt durchzuplanen, da er als letzter seinen Zug ausführt. Dafür können ihnen seine Mitspieler durch gute Punktzahlen vielleicht etwas unter Druck setzen.

Dies ist kein Spiel, von dem ich mehrere Partien hintereinander spielen möchte, aber eines welches ich immer wieder gerne bei einem Spieleabend einstreue. Ich nehme mir auch gerne die Zeit nach meiner Aufführung das von mir gewünschte Kunststück ganz in Ruhe durchzuführen, wenn es mir zuvor mal wieder nicht gelungen sein sollte. Es ist doch recht erstaunlich wie gut und vor allem stabil in die Höhe gebaut werden kann – von manchen Spielern zumindest ;-) Meeple Circus ist ein Spiel für die ganze Familie, bei dem einfach alle am Tisch Spaß haben und es keine Einstiegshürden gibt. Auch wer nicht mitspielt, bleibt gerne am Tisch stehen und schaut dem Treiben zu. Die Musik summen die Spieler oft noch eine ganze Zeit lang am Spieltisch vor sich hin, sie führt zum ultimativen Zirkusfeeling.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Pegasus Spiele
Autor(en): Cédric Millet
Erscheinungsjahr: 2018
Spieleranzahl: 2 – 5 Spieler
Dauer: 45 Minuten

Vielen Dank an Pegasus Spiele für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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