Miyabi

Cover / Foto: HABA

Miyabi ist ein japanisches Wort,
es bedeutet in etwa Eleganz dort.
Japanischen Gärten gelten als elegant,
sie auszuschmücken liegt in eurer Hand.
Plättchen um Plättchen geht es voran,
damit hier später entspannt werden kann.

Ahorn, Pagode, Fisch oder Stein,
welches wird eurer Objekt sein?
Zur Auswahl steht daneben auch
ein Buchsbaum oder Azaleenstrauch.
Am besten geht es hoch hinaus.
nur so geht es schnell voraus,
mit den Punkten, die sind das Ziel,
in Haba’s neuem, großen Familienspiel.

 

Spielmaterial:

Fast 100 Gartenteile in vier verschiedenen Größen bzw. Formen sind das zentrale Element von Miyabi. Die Spieler ordnen diese Teile auf ihren in Reihen und Spalten eingeteilten Spielertableaus an. Zu jeder Spalte existiert ein Platz für eine Laterne, von denen jeder Spieler sechs in einer Farbe erhält. Die Punkte werden auf einem zentralen Spielplan mit Holzmarkern abgetragen. Zusätzlich gibt es diverse Plättchen und Marker zur weiteren Verwaltung. Außerdem sind gleich fünf unterschiedliche Erweiterungsmodule enthalten.

Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Wir konnten Miyabi erstmalig auf der BerlinCon als Prototyp spielen, die Grafik wurde seither nicht mehr verändert. Das wurde von vielen Mitspielern bemängelt, denn die Plättchen wirken sehr puristisch. Sie sind nicht so verspielt gestaltet, wie das Cover selbst. Mir ist das weniger negativ aufgefallen, dafür sind die Illustrationen der Plättchen sehr funktional, was einen flüssigen Spielablauf unterstützt.

Spielmechanismus:

Die Spieler stehen mit ihren Gärten in Konkurrenz, alle greifen auf die gleiche Auslage an Gartenplättchen zu. Diese Plättchen sind ein bis drei Felder groß und zeigen auf einem dieser Felder entsprechend ein bis drei Objekte. Jedes platzierte Plättchen generiert sofort Punkte: Die Anzahl der abgebildeten Objekte wird dafür mit der Höhe des Plättchens multipliziert. Um in die Höhe zu bauen, dürfen sämtliche Objekte überdeckt werden, jedoch keine Lücken. Es wird ein solides Fundament benötigt, um darauf in die Höhe bauen zu können.

Spielertableau / Foto: Brettspielpoesie

In jeder Runde darf jedoch pro Spalte nur ein Objekt platziert werden. Um dies zu markieren, wird die entsprechende Laterne versetzt, wodurch die Möglichkeiten schnell in die Höhe zu Bauen eingeschränkt werden. Zudem muss jedes Objekt in der ihm zugewiesenen Reihe platziert werden. Wer damit zuerst die fünfte Ebene erreicht, erhält einen zusätzlichen Bonus. Doch auch das Bauen in die Breite wird belohnt, denn bei Spielende werden alle sichtbaren Objekte erzählt und Punkte für die Mehrheit vergeben. Daraus entsteht ein spannender Wettkampf, bei dem die richtige Mischung gefunden werden muss, sich breit aufzustellen und zugleich gezielt in die Höhe zu bauen.

Spielmaterial

Die Module sorgen für Varianz bei der Punktewertung.

Miyabi Module / Foto: Brettspielpoesie

Spielende:

Nach einer durch die Spielerzahl festgelegten Rundenanzahl endet eine Partie. In der Endwertung werden noch Punkte für die Mehrheiten bei den Symbolen vergeben, bevor der Spieler mit der höchsten Gesamtpunktzahl als Sieger feststeht. Nur wenn die Module hinzugenommen werden, kann es zuvor noch weitere Wertungen geben.

Spieleranzahl:

Wie schon beschrieben, bestimmt die Spielerzahl über die Anzahl der Plättchen pro Runde und auch über die Anzahl zu spielender Runden. In Partien zu viert kommen daher alle Plättchen zum Einsatz, bei weniger Spielern leider nicht. So wissen die Spieler nicht genau, welche Plättchen nicht dabei sein werden, was die Planbarkeit einschränkt. Während bei drei Spielern nur sechs Plättchen im Verborgenen bleiben, sind es zu zweit ganze 24, das kann sich schon auswirken, wenn auf ein seltener vertretenes Objekt gesetzt wurde. Zudem kann in mehr Runden häufiger in die gleiche Reihe/Spalte gebaut werden, was es leichter macht ein Objekt weit oben zu platzieren. Dennoch finde ich Miyabi auch zu zweit reizvoll. Natürlich wirken sich zu zweit die Mehrheitenwertungen weniger stark aus, da bei zwei Spielern immer beide Punkte bekommen, einer allerdings mehr als der andere.

Glücksfaktor?

Das einzige Zufallselement in diesem Spiel ist die Reihenfolge, in der die Plättchen im Spiel auftauchen. Wird nicht in Vollbesetzung gespielt auch noch die Plättchen, die nicht ins Spiel gelangen. Ansonsten sind alle Informationen immer für alle einsehbar, was das Spiel sehr planbar macht.

Fazit:

Ich fühle mich ein wenig hin und her gerissen bei meiner Meinung zu Miyabi. Optisch ist es sicherlich Geschmackssache, ich mag diese funktionale Optik, kann aber auch jeden verstehen, der dies anders sieht. Diese Grafik passt jedenfalls nicht zur Thematik, da besonders japanische Gärten für ihre Schönheit, aber auch ihre Verspieltheit, bekannt sind. Es fühlt sich auch zu keinem Zeitpunkt im Spiel danach an, einen schönen Garten anzulegen, es ist eher ein recht abstraktes Plättchenlegespiel. Nicht nur durch die fehlende thematische Einbindung, kann der Einstieg recht holprig werden. Die Spieler müssen erst einmal verinnerlichen, pro Runde in jede Spalte nur ein Objekt und jedes nur in seiner zugewiesenen Reihe zu platzieren. Erfahrene Spieler haben einen klaren Vorteil gegenüber Einsteigern, da diese häufig die Punktemultiplikation beim Bau in die Höhe unterschätzen, dadurch vernachlässigen und schnell abgeschlagen hinten liegen können. Auch die Wertungen können sich schwierig gestalten, wenn ein Spieler sehr kompakt baut, wodurch die Ebenen nicht mehr so leicht abzulesen sind. Vor allem die Kois im Teich führen oft zur Verwirrung, da sie mehrfach in einem einzigen Teich schwimmen, während alle anderen Objekte tatsächlich mehrfach auf ihrem Plättchen vorkommen. Allerdings kann für die Berechnung auch einfach die Größe des Plättchens herangezogen werden.

Spielmaterial

Wem die Wertung zu eintönig erscheint, der kann aus den fünf Erweiterungsmodulen wählen und diese in beliebiger Kombination in das Spiel integrieren. Alle hinein zu nehmen halte ich jedoch für nicht zielführend, weil dann alles mögliche belohnt wird, zum Teil auch gegensätzliche Ziele (z.B. die größte, zusammenhängende, freie Fläche und zugleich bebaute Fläche). Doch einzeln beeinflussen sie das Spielgefühl gezielt, man spielt dasselbe Spiel, doch bekommt es jeweils eine etwas andere Dynamik. Das erhöht den Wiederspielreiz sehr. Dennoch schafft es das Spiel meiner Meinung nach nicht, aus den vielen existierenden Plättchenlegespielen wirklich heraus zu stechen. Es ist ein grundsolides Spiel, welches ich immer mitspielen würde, aber es fühlt sich aber einfach nicht besonders an. Es erreicht sicherlich das Ziel, welches der Verlag mit der Familienspielreihe verfolgt: Spiele für Familien zu entwickeln, die langsam aus den HABA Kinderspielen herauswachsen. In der Hinsicht ist es vor allem durch die Aufmachung ein guter Vertreter zum Einstieg in die Welt der abstrakten Spiele.

Wertungsnote 4/6

Verlag: HABA
Autor(en): Michael Kiesling
Erscheinungsjahr: 2019
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 45 Minuten

Vielen Dank an HABA für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

Ähnliche Artikel:

3 Antworten auf „Miyabi“

Ob Spieler, die den Punktemultiplikator beim Bau in die Höhe unterschätzen wirklich richtig bei diesem Spiel sind? Diese Mechanismus ist ein Kernelement des Spiels und sollte schon verstanden werden können um Miyabi zu spielen.

Das finde ich ein wenig hart ausgedrückt. Ich habe einige Spieler erlebt, die in der ersten Partie erst erleben mussten, wie dadurch die Punkte bei den Mitspielern explodieren. In den folgenden Partien wussten sie dieses Element dann auch einzusetzen. Ich gehöre in der Regel auch eher zu den Spielern, die je nach Komplexität eine oder einige Partien benötigen, um zu verstehen, worauf es bei einem Spiel wirklich ankommt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert