Santa Maria

Santa Maria Cover
Cover / Foto: Brettspielpoesie

“Ist das Kunst, oder kann das weg?” – Oft liegt die Schönheit einer künstlerischen Leistung im Auge des Betrachters. Nach der Spielwarenmesse zu Beginn diesen Jahres habe ich über zwei Spielpläne geschrieben, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Dem von Santa Maria und dem von Outlive, beide auf deutsch bei Pegasus erschienen. Und beide Spielbretter finde ich optisch sehr ansprechend, aber auf unterschiedliche Art und Weise. Bei Outlive kann man sich an den Details der dystopischen Welt kaum satt sehen, während Santa Maria sehr farbenfroh, aufgeräumt und einfach funktional erscheint. Auch wenn ich mit dieser Meinung wohl relativ alleine da stehe: Ich finde Santa Maria optisch wunderbar, es spricht mich total an. Mit Ausnahme eines Details, auf welches ich beim Spielmaterial näher eingehen werde…

Spielmaterial:

Ein quadratischer Spielplan kommt in die Mitte, jeder Spieler erhält eines der vier Spielertableaus. Diese haben zwei verschiedene Seiten, eine für das normale und die andere für das Expertenspiel. Sie bieten Platz für die Landschaftsplättchen in unterschiedlichen Größen bzw. Formen. Die Ressourcen Holz, Getreide, Zucker, Juwelen und Gold sind aus Holz, die Münzen und Siegpunkte kommen auf dem Stanzbogen daher. Ebenso wie die Mönchsplättchen der Spieler, die Seehandels-, Bischofs- und Gelehrtenplättchen. Zusätzlich sind 12 weiße und 12 blaue sechsseitige Würfel dabei. Das Pappinlay erscheint etwas sinnfrei, dadurch bleibt die halbe Schachtel leer und das Material muss etwas gequetscht werden.

Wo auch mir kein gutes Wort mehr zu einfällt, sind die Siegpunktmarker. Die kleinen rosa-farbenen “Schweinchengesichter” gibt es in den Werten 1, 3, 10, 30 und 100, eigentlich tauscht man während des Spiels und besonders bei der Endwertung nur hin und her. Das nervt und sieht nun wirklich nicht schön aus.

Santa Maria Siegpunktmarker
Siegpunktmarker / Foto: Brettspielpoesie

Spielmechanismus:

Santa Maria wird über drei Runden gespielt, in denen die Spieler Aktionen ausführen können, bis sie sich entscheiden zu passen. Die Spieler können also durchaus eine ungleiche Anzahl an Aktionen pro Runde ausführen. Viele der Aktionen werden über die Würfel gesteuert, drei weiße Würfel aus dem gemeinsamen Würfelpool stehen jedem Spieler zur Verfügung, zusätzlich ein bis drei blaue Würfel zur eigenen Verwendung. Weiße Würfel aktivieren Spalten des eigenen Tableaus, blaue Würfel die Reihen entsprechend ihrer Augenzahl. Die Spielertableaus zeigen zu Beginn manche Aktionsfelder, durch zusätzliche Plättchen können mehr Aktionen verfügbar gemacht werden. Diese Plättchen zeigen auch Kolonisten, die für das Spielende interessant sind. Nacheinander von oben nach unten bzw. rechts nach links werden alle Aktionen der Reihe bzw. Spalte aktiviert, der Würfel verbleibt auf dem letzten Aktionsfeld. Bei späterer Aktivierung der Reihe bzw. Spalte wird die durch den Würfel verdeckte Aktion nicht mehr ausgeführt.

Santa Maria Spielertableau
Spielertableau / Foto: Brettspielpoesie

Es gibt vier unterschiedliche Landschaftsarten, die Ressourcen einbringen, welche für neue Plättchen oder beim Seehandel abgegeben werden können. Mehr als drei Ressourcen einer Sorte passen nicht ins eigene Lager, es ist jedoch möglich eine Ressource jederzeit zu verkaufen. Auch das Kaufen von Ressourcen ist möglich. Für den Seehandel liegen jederzeit vier Plättchen aus, durch Abgabe der abgebildeten Ressourcen, erhält es der Spieler und schaltet damit Einkommen beim Passen frei. Dann gibt es noch die mit den beiden Leisten des gemeinsamen Spielplans übereinstimmenden Symbole für Konquistadoren und Religion. Die Religionsleiste schaltet die blauen Würfel frei, zudem dürfen beim Erreichen bestimmter Positionen Mönche platziert werden. Entweder für einmalige Ressourcen, dauerhafte Aktionsverbesserungen oder zusätzliche Siegpunktmöglichkeiten bei Spielende. Wer hier später als die Mitspieler seine Mönche einsetzt, muss jedem dieser Spieler zwei Münzen bezahlen. Münzen können auch dazu verwendet werden, einzelne Aktionsfelder auf dem Tableau ohne Würfel zu aktivieren. Die erste Aktion kostet eine Münze, die zweite zwei, die Dritte drei usw.  Auf der Konquistadorenleiste kann man an  die Joker-Ressource Gold gelangen, zudem werden alle bis auf einen Spieler beim Passen anhand ihrer Positionen mit Punkten belohnt. Beim Passen wird eine noch verfügbare Option gewählt, entweder zwei Münzen, eine Religions-, Konquistadoren- oder Seehandelsaktion oder ein ein Feld großen Plättchen mit genau einem Kolonisten. Darüber wird auch der Startspieler der folgenden Runde festgelegt.

Santa Maria Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Im Basisspiel zeigt jedes Spielertableau eine spezielle Aktion, als Variante kann die Rückseite verwendet werden. Dann wählen die Spieler entgegen der Spielrichtung jeweils ein Plättchen mit einer Aktion und einem Kolonisten, zusätzlich erhalten sie eine dauerhafte Aktionsverbesserung zu Spielbeginn. So kann anhand der restlichen Spielauslage die eigene Strategie optimiert werden.

Spielende:

Haben alle Spieler am Ende der dritten Runde gepasst, endet die Partie mit der Schlusswertung. Ressourcen können noch in Geld und Geld in Siegpunkte getauscht werden, die Kolonisten in vollständigen Reihen und Spalten bringen Siegpunkte ein und die Schiffe im Hafen liefern die aufgedruckten Siegpunkte. Zusätzlich wird jedes vollständige Set von Hafenplättchen belohnt. Es werden noch die Gelehrten- und Bischofsplättchen gewertet, dann steht der Sieger mit der höchsten Punktzahl fest.

Spieleranzahl:

Lediglich die Siegpunkte, die jede Runde über die Konquistadorenleiste vergeben werden, variieren mit der Spieleranzahl, sodass immer mindestens ein Spieler leer ausgeht. Bei mehr Spielern werden höhere Punktzahlen für die einzelnen Plätze vergeben. Mir gefällt Santa Maria in jeder Besetzung, am besten jedoch zu dritt. Zu zweit funktioniert es auch gut, allerdings ist die Auswahl bei den Plättchen dann weniger begrenzt, man hat zu viel freie Auswahl, es fehlt ein wenig der Zwang. Zu viert kann es sich mit Grüblern zu dolle in die Länge ziehen, daher möchte ich es zu viert lieber nicht mehr spielen. Auch solo kann Santa Maria mit wenigen Anpassungen um einen Highscore gespielt werden.

Glücksfaktor?

Trotz der verwendeten Würfel, ist der Glücksfaktor gering. Zum einen gibt es Würfel für alle Spieler, bei denen man nur schnell sein muss, möchte man einen bestimmten. Natürlich können auch hier die gewünschten Würfelergebnisse komplett ausbleiben, aber dann gibt es immerhin die Möglichkeit die Augenzahl mit Münzen zu manipulieren und Aktionsfelder mit Münzen separat zu aktivieren. Die blauen Würfel sind einem Spieler sicher, die Augenzahlen werden ebenfalls zufällig gewürfelt. Man kann mit der Variante spielen, welche auch die blauen Würfel im Pool für alle bereit stellt, doch uns gefällt dieses gewisse Zufallsselement gut, dafür hat man die Sicherheit diese Würfel auf jeden Fall nutzen zu können.

Fazit:

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, mag ich die Grafik und die verwendeten Pastellfarben sehr. Das Spiel dahinter gefällt mir ebenso, über die fehlende Thematik kann ich hinwegsehen. Sicherlich wurde überflüssigerweise ein recht prekäres Thema gewählt, was bei der fehlenden thematischen Einbindung leicht zu ersetzen gewesen wäre, aber immerhin bietet die Anleitung einen kleinen Abriss der geschichtlichen Ereignisse.

Der Spielablauf ist eigentlich leicht zu verstehen, es gibt nur drei Runden, es können lediglich drei Aktionen ausgeführt werden (Würfel einsetzen, Plättchen erwerben, Passen). Doch die Auswirkungen dieser Aktionen sind weitreichend, keine Aktion will unüberlegt sein, häufig kommt es auf den richtigen Zeitpunkt an. Mit dem Aktivieren von Reihen oder Spalten blockiere ich ein Aktionsfeld, da sollte klug gewählt werden, in welcher Reihenfolge die Würfel genutzt werden. Doch sind mir nur die blauen Augenzahlen sicher, weiße Würfel können die Mitspieler wegschnappen. Zwar bleiben drei für jeden Spieler über, wie gut man die übrigen Augenzahlen nutzen kann, steht auf einem anderen Blatt. Der Zugriff auf die Landschaftsplättchen ist ebenso begehrt, da möchte man gerne schnell sein, um ein bestimmtes Plättchen zu erhalten. Aber vielleicht fehlen mir gerade die Ressourcen und die bekomme ich nur mit dem vermeintlichen schlechteren Würfel. Und wenn ich nun einen Würfel nutze, haben die Mitspieler Zeit mir eben dieses Plättchen vor der Nase wegzuschnappen. Gleiches kann bei den Seehandelsplättchen passieren, dass sich ein Spieler die Ressourcen zusammen sammelt und dann ein anderer das Plättchen wegnimmt. Das Folgeplättchen passt dann möglicherweise weniger gut.

Es gibt viele verschiedene Bereiche, die beachtet werden müssen. Daher kann es zum Grübeln animieren, man möchte jede Option überdenken, bevor man sich für seinen Zug entscheidet. Dazu ist jedes Spiel anders. Die Bischofsplättchen legen den Fokus auf eine bestimmte Anordnung der Spielelemente fest, das führt zu völlig unterschiedlichem Spielgefühl. Mal muss man ein möglichst großes Gebiet einer Landschaftsart erstellen, dadurch erhält man eine Ressource im Überfluss. Bei der nächsten Partie muss man möglichst gemischte Reihen und Spalten erstellen oder die Felder im Quadrat anordnen.

Die Aktionsaktivierung über die Würfel ist neu und interessant, auch wenn jeder auf seinem eigenen Plan agiert, ist Interaktion durch den gemeinsamen Zugriff auf die weißen Würfel, die Landschaftsplättchen und die Plätze für die Mönche gegeben. Und natürlich bei der Konquistadorenleiste, worüber einige Punkte vergeben werden. Für mich erzeugt dies alles einen großen Wiederspielreiz, dem ich mich, vor allem zu zweit, gerne immer mal wieder hingeben möchte.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Pegasus Spiele
Autor(en): Eilif Svensson, Kristian Amundsen Østby
Erscheinungsjahr: 2018
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 45 – 90 Minuten

Vielen Dank an Pegasus für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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