Unter Schafen 05/23

Im Mai ist wieder viel passiert. Die Spiele Offensive hat Geburtstag gefeiert und zu diesem Anlass erneut eine Wundertüte mit unbekanntem Inhalt angeboten, den ich in gewohnter Weise für euch analysiert habe. Natürlich habe ich mich auch an eine Vorhersage für die Spiel des Jahres-Nominierungen gewagt und die tatsächlich nominierten und empfohlenen Spiele aufgelistet. Gespielt wurde leider nicht ganz so viel, wie ich erhofft hatte. Eigentlich wäre ich am vergangenen Pfingstwochenende nach Tann zum Beeple-Wochenende gefahren, doch leider machte mir ein Atemwegsinfekt einen Strich durch die Rechnung. Ein paar Dinge gibt es aber dennoch, von denen ich berichten möchte.

Mäh! - News und Aktuelles

Zug um Zug – Legenden des Westens

Erst war es nur ein Teaser, der Raum für Spekulationen bot, nun haben Days of Wonder und Asmodee die Katze aus dem Sack gelassen: Im Herbst erscheint mit Zug um Zug: Legenden des Westens ein kompetitives Legacy-Spiel im Zug um Zug-Universum, ein Gemeinschaftsprojekt der Autoren Alan R. Moon, Matt Leacock und Rob Daviau. Man darf gespannt sein, was sich das Trio hat einfallen lassen für die zwölf Partien umfassende Kampagne, in der man neue Spielbereiche erschließt und immer wieder neue Regeln und Spielelemente kennen lernt. Solche gab es bei den vielen Map Collections schon, doch soll das Legacy-Spiel ganz neue Mechanismen enthalten. Ich bin jedenfalls gespannt, denn für mich klingt es nach der idealen Symbiose, das wohl bekannte und leicht zugängliche Zug um Zug-Prinzip um Legacy-Elemente zu erweitern und dabei die Geschichte um die Entstehung der Eisenbahn in Amerika im 19.Jahrhundert nachzuerleben.

Graf Ludo

Die Auswahllisten für den Graf Ludo 2023, der Auszeichnung für die beste Spielgrafik des Jahres, stehen fest. In der Kategorie “Schönste Familienspielgrafik” sind folgende Spiele in die engere Auswahl gekommen:

  • Animal Kingdoms (Grafikerin: Katy Grieson, Autor: Steven Aramini, Verlag: Game Factory)
  • Die Tiere vom Ahorntal (Grafikerin: Shawna J.C. Tenney, Autorin: Roberta Taylor, Verlag: Board Game Circus)
  • Evergreen (Grafikerin: Wenyi Geng, Autor: Hjalmar Hach, Verlag: HeidelBär Games / Horrible Guild)
  • In Aller Ruhe (Grafiker: Tristam Rossin, Autor: James Emmerson, Verlag: Board Game Hub)
  • Sea, Salt & Paper (Grafiker: Pierre-Yves Gallard, Lucien Derainne, Autoren: Bruno Cathala, Théo Riviére, Verlag: MM-Spiele)
  • 80 Days (Grafiker: Felix Wermke, Autor: Emmanuele Briano, Verlag: Piatnik)

Für die “Schönste Kinderspielgrafik” gehen folgende Spiele ins Rennen:

  • Allergie (Grafikerin / Autorin: Anita Barry, Verlag: Allergie, ein Kinderspiel)
  • Beethupferl (Grafikerin: Stefanie Reich, Autor: Bernhard Weber, Verlag: Zoch)
  • Dreamquest (Grafiker: Yann Thomas, Autor: Fabian Vincourt, Verlag: Spacecow)
  • Fish & Katz (Grafikerin: Hami Jeong, Autor: Benjamin Leung, Verlag: HeidelBär Games)
  • Gigamon (Grafikerin: Marei Anne Bonneterre, Autoren: Karim Aouidad, Johann Roussel, Verlag: Mirakulus)
  • Summsalabim (Grafikerin: Nicole Pustelny, Autorin: Karin Hetling, Verlag: Gaia Games)

Erst in zwei Monaten erfahren wir, welche drei Titel pro Kategorie nominiert werden und auf der SO Online Expo im August erfolgt dann die Bekanntgabe der Siegertitel. Die offizielle Preisverleihung findet während der Messe Modell Hobby Spiel Ende September in Leipzig statt.

Herde - Neuzugänge

Distilled

(Dave Beck – Paverseon Games, GIANT Roc)

Bei Distilled dreht sich alles um die Herstellung hochwertiger Spirituosen in einer eigenen Destillerie. Das klingt thematisch schon ziemlich cool und soll auch realistisch umgesetzt sein. Bereits das Spielmaterial und dessen Verpackung können sich wirklich sehen lassen. Die hohe Schachtel verbirgt gut sortiertes Material. Die Retail-Ausgabe enthält zwei kleinere und ein großes Gametray in Form von Fässern zur Aufbewahrung des kleinteiligen Spielmaterials.

Ein Tiefziehteil bietet exakte Aussparungen für die Auszeichnungen und sämtliche Tableaus. Zusätzlich sind viele verschiedene Karten enthalten, die auf unterster Ebene ihren Platz im Karton finden. Zwei schmale faltbare Tableaus bieten Ablageflächen und zugleich einen Rahmen für die Kartenauslage während einer Partie. Leider führen die vielen unterschiedlichen Karten zu einem enormen Auf- und Abbau-Aufwand. Ich bleibe jedenfalls gespannt, ob sich der Aufwand lohnt und das Spiel für bis zu fünf Personen spielerisch ebenso überzeugen kann, wie die hochwertige Ausstattung.

Turing Machine

(Fabien Gridel, Yoann LEVET- Scorpion Masqué, Huch!)

Auf der SPIEL’22 war Turing Machine ein heiß erwarteter Titel und wer, wie ich, nicht schnell genug zugeschlagen hat, ging leider ohne dieses Spiel wieder nach Hause. Am Stand von Scorpion Masqué erfuhr ich, das dieses Spiel bei einem deutschen Verlag kommen soll, der sich “hier um die Ecke” befindet. An den Namen des Verlags konnte sich die Pressedame jedoch nicht mehr erinnern und so blieb ich in dem Wissen zurück, dass eine deutsche Version kommt, aber nicht genau bei wem. Und nun ist sie bei Huch! verfügbar, die sich für dieses Jahr so manchen interessanten Titel schnappen konnten.

Turing Machine ist ein Deduktionsspiel in Reinform. Als quasi analoger Lochcomputer hat sich das Spiel einen dreistelligen Zahlencode ausgedacht, den die Spieler ermitteln wollen. Dazu bekommen sie einige logische Ausdrücke, mit denen Zahlen überprüft werden können. Wer zuerst aus den Ergebnissen die richtigen Schlüsse zieht und den Zahlencode korrekt benennt, gewinnt. Die Interaktion beschränkt sich darauf, wer zuerst löst und im Idealfall weniger Abfragen dazu benötigt hat. Das ist etwas schade, denn die Deduktionsaufgabe finde ich spannend und mit dem Spielmaterial interessant umgesetzt. Man spielt aber wirklich nur nebeneinander her.

Grasen - Frische Spieleindrücke

Side Quest – Nemesis Prologue

(Jakub Caban, Bartosz Idzikowski – Board & DicE)

Eigentlich warte ich bei Escape Room- und Krimispiel-Neuheiten lieber auf deutsche Veröffentlichungen, aber als Board & Dice mich fragte, ob ich eine Demo-Version ihres bald erscheinenden Spiels kennen lernen möchte, konnte ich der Versuchung nicht widerstehen. Die Autoren Jakub Caban und Bartosz Idzikowski sind für mich keine Unbekannten, sie haben bereits die Escape Tales gemeinsam entwickelt.

Das Demo-Spiel kam bei uns in einer großen, mit einem Zahlenschloss gesicherten, Holzkiste an. Ein Brief enthielt das erste Rätsel, mit den Anweisungen wie man an das Innere gelangt. Neben einer kleinen Schachtel mit dem Spielmaterial der Demo-Version, quasi dem Prolog, waren auch ein Handschuh, eine kleine Taschenlampe und eine Dose mit gefährlich grün leuchtender Flüssigkeit und Warnhinweis auf Bio-Gefahren enthalten. Mit Hilfe des Handschuhs wagten wir uns an das Gefäß, um die darin glücklicherweise in Plastiktüten verstauten Karten zu befreien.

Die erste Ausgabe von Side Quest spielt in der Welt von Nemesis, es sind jedoch keinerlei Kenntnisse dieses Spiels erforderlich. Die Schachtel wird bei Side Quest zum Schauplatz des Geschehens und lässt in Kombination mit einigen Pappteilen und Karten den Ort des Geschehens dreidimensional entstehen. Die Rätsel haben mich an die der Escape Tales erinnert, teils recht klassische Logikrätsel, welche jedoch nachvollziehbar in die Geschichte eingebaut sind und sich nicht fehl am Platz anfühlen.

Gesteuert wird alles über Karten mit Texten zur Situation in der man sich befindet und den eigentlichen Rätseln. Zur Lösung der Rätsel muss man bestimmte Plättchen mit Symbolen in korrekter Reihenfolge auf einem Lösungsbogen platzieren, um zum weiterführenden Text zu gelangen. Dies war bei der kurzen Demo-Version recht übersichtlich gehalten, ich bin gespannt, wie es später umgesetzt wird. Auch die Holzkiste selbst wurde konkret in das Spiel einbezogen. Dies machte das Spielerlebnis besonders, ich hoffe den Autoren gelingt es mit den Spielen der Side Quest-Reihe ebenso zu überraschen, auch wenn diese nicht in liebevoll gestalteten Holzboxen erscheinen werden.

New Eden

(Benjamin Schwer – Schmidt Spiele)

Auf das neue Spiel des Autors von Spielen wie Crown of Emara oder Hadara habe ich mich sehr gefreut. Es greift ein ganz aktuelles Thema auf: 400 Jahre in der Zukunft ist der Meeresspiegel so hoch gestiegen, dass die Menschen nur noch unter Wasser leben können und dafür Unterwasserstationen errichten. Genau dies ist die Aufgabe in einer Partie New Eden.

Verschiedene Module der Station lassen sich mit Karten erweitern, um mehr Geld oder Siegpunkte zu generieren. Diese Module müssen dafür von den 1-Personen-U-Booten, die hier Deeples heißen, angefahren werden, um sie zu aktivieren, wofür natürlich auch Sauerstoff notwendig ist. Um an neue Karten zu gelangen, benötigt man Geld, doch die Geld bringenden Erntekrabben sind nicht gut für die Station und richten Schaden an. Ist dieser nach drei Runden zu groß ohne ein entsprechendes Gegengewicht, zum Beispiel durch Reparaturkrabben, fällt die Endwertung für solche Stationen komplett aus.

Empfehlenswerter scheint es daher die Station heil zu lassen, um am Ende noch viele Punkte einzuheimsen. Dies ist mir in den ersten Partien zu zweit allerdings noch nicht gelungen. Egal ob ich viel Schaden oder wenig angerichtet habe, die Kompensation gelang mir nicht. Ich habe aber auch nie diese eine Karte abbekommen, die den Schaden der Krabben vollständig reguliert. Es wird sicherlich aber auch ohne diese Funktion gehen, da nicht immer alle Karten dabei sind.

Ich freue mich auf weitere Partien, vor allem auch mit mehr als zwei Spielern. Dann sind die beiden Phasen, in denen man an neue Karten gelangt, bestimmt interessanter, weil der Wettbewerb größer ist und keine Karten automatisch verschwinden. In der Schwarzmarktphase, wo Karten versteigert werden, welche die Spieler nicht direkt erwerben wollten, erwarte ich eine ganz andere Dynamik als im Spiel zu zweit.

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