Spiel des Jahres 2023 – Nominierungen

Seit vergangenem Montag, dem 22.05.22, stehen sie fest, die Nominierten in den drei Kategorien Spiel des Jahres, Kennerspiel des Jahres und Kinderspiel des Jahres für das Jahr 2023:

Spiel des Jahres (roter Pöppel)

Empfehlungsliste: Akropolis, Hitster (externer Link), KuZOOka (externer Link), Mantis, Q.E. (externer Link), Sea Salt & Paper (externer Link), That’s not a Hat (externer Link)

Kennerspiel des Jahres (grauer Pöppel)

  • Challengers (externer Link) (One More Time Games / Z-Man Games)
  • IKI (externer Link) (Giant Roc / Sorry We Are French)
  • Planet Unknown (Strohmann Games / Adam’s Apple Games)

Empfehlungsliste: Mindbug (externer Link) , Council of Shadows (externer Link)

Kinderspiel des Jahres (blauer Pöppel)

  • Cara Caramel (LOKI)
  • Gigamon (Mirakulus / Studio H)
  • Mysterium Kids (Libellud / Space Cow)

Empfehlungsliste: Douzanimo, Mein erstes Abenteuer, Rutsch & flutsch!

Zusätzlich wird in diesem Jahr seit 2018 erstmals wieder ein Sonderpreis vergeben, beziehungsweise genau genommen gleich zwei:

Bei den Bretterwissern werden wir in der kommenden Folge erst noch kurz auf die Nominierten eingehen. Ich habe die Entscheidungen nun ein wenig sacken lassen und möchte euch jetzt gerne meine Einordnung dazu mitteilen.

Kinderspiel des Jahres

Ich kenne mich bei Kinderspielen mangels Mitspieler des entsprechenden Alters nicht gut aus. Auffällig ist, dass Gigamon bereits 2014 erstmalig in Frankreich erschienen und ein Jahr später auch das französische Pendant zum Kinderspiel des Jahres, den As D’Or – Jeu de l’Année Enfant gewann. Bei der Spieleschmiede startete jedoch erst im vergangenen Jahr eine Kampagne zur Produktion einer deutschsprachigen Version und daher steht es eben für den deutschen Kinderspiel des Jahres-Preis erst jetzt zur Wahl. Und wenn die Kinder auch heute noch das neun Jahre alte Spiel den aktuell erdachten Spielideen vorziehen, dann spricht das noch nur für die Qualität dieses Spiel.

Mysterium – Kids ist erneut eine Kinderspiel-Version eines etablierten Spiels, welches es nun offensichtlich auch schafft die Kinder von sich zu überzeugen. Es scheint, als gelinge dies in der letzten Zeit recht häufig.

Mit Cara Caramel konnte sich immerhin eine Spieleautorin einen Platz auf der Nominierungsliste sichern. Dies gelang in den anderen Kategorien dieses Jahr nicht. Harald Schrapers hat im Rahmen der Bekanntgabe darauf hingewiesen, dass nur acht der 290 Spiele, die sich die Jury für das Spiel und Kennerspiel des Jahres angeschaut hat, von weiblichen Personen erschaffen wurden.

Sonderpreis

Mit Sonderpreisen hatte man eigentlich schon so gut wie abgeschlossen. Sie waren die Vorgänger des Kinderspiel des Jahres und des Kennerspiel des Jahres, zusätzlich gab es einige spezielle Sonderpreise wie beispielsweise im Jahr 2001 den Sonderpreis Geschichte im Spiel für Troia und den Sonderpreis Literatur im Spiel für Der Herr der Ringe, aber auch den Sonderpreis Fantastisches Spiel 2006 für Schatten über Camelot oder den Sonderpreis Neue Spielwelten für Space Alert 2009. Dennoch gab es auch 2018 noch einen Sonderpreis und zwar für Pandemic Legacy – Season 2, als Wertschätzung für die besondere Autorenleistung aus einem beliebten Spiel wie Pandemie eine tolle Legacy-Umsetzung zu erschaffen, die auf der Nominierungsliste zum Kennerspiel des Jahres landen konnte und dieses Spielerlebnis mit den Anpassungen der zweiten Staffel noch zu toppen.

Dieses Jahr soll nun geehrt werden, was Autor Cyril Demaegd mit Unlock! erschaffen hat. Die Unlock!-Serie hat sich gemausert. Während andere Spiele dieser Art mit ihren Fortsetzungen eher “more of the same” bieten, hat man bei Unlock! auf die Kritiken gehört und das System ausgebessert und um neue Ideen erweitert. Insbesondere die Funktionen der App bieten immer wieder neue Überraschungen. Der bisherige Höhepunkt war für mich die Verknüpfung des Unlock!-Prinzips mit bekannten Spielwelten von Zug um Zug, Mysterium und Pandemie. Das sieht die Jury wohl ähnlich und hat sich daher für eben diesen Kennerspiel-Sonderpreis entschieden. Ich finde es keineswegs problematisch nach zehn klassischen Unlock!-Boxen diesen Sonderpreis zu vergeben, sondern finde es ist der ideale Zeitpunkt nun die bislang beste Box zu prämieren.

Was ich noch nicht spielen konnte, ist die Unlock! Kids-Reihe, der es gelingen soll das Unlock!-Prinzip für Kinder ideal herunter zu brechen und das sogar ohne Verwendung einer App. Diese Umsetzung, die ich unbedingt mit meiner Nichte und meinen Neffen erleben möchte, wenn sie im richtigen Alter sind, wird im gleichen Zuge geehrt mit einem Kinderspiel des Jahres-Sonderpreis für die ersten drei Fälle.

Kennerspiel des Jahres

Auch beim Kennerspiel des Jahres gibt es Diskussionen zum Alter eines nominierten Spiels. IKI erschien erstmalig 2015 bei einem japanischen Verlag, in einer limitierten Ausgabe, der wohl auch eine deutschsprachige Anleitung beilag. Ein Spieleschmiede-Projekt ist damals gescheitert. Es dauerte sechs Jahre bis der französische Verlag Sorry We Are French eine optisch angepasste und vermutlich für den europäischen Markt angepasste Version veröffentlichte, die auf jeden Fall mich wesentlich mehr anspricht. Und damit bin ich offensichtlich nicht alleine.

2022 wurde der Titel bereits nominiert und zwar in Frankreich zum Jeu de l’Année Expert. IKI musste sich allerdings gegen Dune: Imperium geschlagen geben. Bis zur deutschsprachigen Umsetzung über die Crowdfunding-Plattform Spieleschmiede ein Jahr später dauerte es dann gar nicht mehr so lange. Mir haben die ersten Partien Iki gut gefallen und ich freue mich das Spiel noch weiter zu erkunden. Auch wenn ich diesem Spiel gegenüber den anderen Titeln ehrlich gesagt weniger Chancen auf den Sieg zurechne.

Auf meine erste Partie Planet Unknown warte ich leider noch, denn das Spiel hat mich leider noch nicht erreicht. Ich hatte bei der ersten Auslieferung noch zu lange überlegt, da mich das Thema und die optische Gestaltung eher etwas abschreckt haben. So konnte ich es dann nur noch vorbestellen und warte nun ganz gespannt auf den Versand. Ohne es spielerisch erlebt zu haben, kann ich mir allerdings nicht vorstellen das ein Plättchenlegespiel mit Weltraumthema das Spielgefühl von Challengers übertreffen kann.

Denn Challengers erzeugt ein neuartiges Spielerlebnis durch den mit einem einfachen Deckbau kombinierten Turniermodus. Dem einen oder anderen Vielspieler wird vielleicht die Möglichkeit des Einflusses fehlen, da man nur zwischen den einzelnen Duellen sein Deck anpassen kann und auch dabei dem Zufall beim Ziehen neuer Karten ausgeliefert ist. Ich mag Challengers und die damit verbundene Möglichkeit auch mal wieder mit bis zu acht Personen etwas spielen zu können, was nicht aus dem Partyspiel-Genre stammt.

Zu zweit finde ich Challengers nicht so gut, denn da spielt man immer wieder gegen das eine Deck des Gegenübers, dabei funktioniert Challengers in meinen Augen gerade deswegen so gut, weil man gegen unterschiedliche Decks antritt. Ich hoffe es schmälert nicht die Siegchancen, das es in meinen Augen am besten zu viert, sechst oder acht spielbar ist, da in diesen Konstellationen kein Bot zum Einsatz kommt. Die Jury empfiehlt Challengers übrigens erst ab 10 Jahren und nicht wie der Verlag bereits ab 8. Nach der Empfehlung für Riftforce in 2021 ist dies neben der Erweiterung dazu erst die zweite Veröffentlichung von One More Time Games und direkt die zweite Würdigung der Jury, dieses Jahr sogar mit einer Nominierung und vielleicht sogar der Auszeichnung?

Mein dritter Tipp, Council of Shadows, hat es immerhin auf die dieses Jahr aus nur zwei Titeln bestehende Empfehlungsliste zum Kennerspiel des Jahres geschafft. Von allen Spielen auf beiden Listen, ordnet es die Jury als Spiel mit sehr hohem Anspruch ein. Das kann ich bestätigen, die erste Partie lies mich auch etwas ratlos zurück und ich brauchte weitere Partien, um mich im dabei wohl zu fühlen.

Eine kleine Überraschung ist es für mich Mindbug auf der Empfehlungsliste, denn Spiele für exakt zwei Personen haben es bei der Jury generell schwieriger. Mit nur zehn Karten auf der Hand treten zwei Spieler dabei im Duell gegeneinander an, um dem Gegenüber drei Lebenspunkte abzuziehen. Das Besondere sind die Mindbug-Karten mit denen man pro Partie zwei Mal die Kontrolle über eine gegnerische Karte übernehmen kann.

Gerne hätte ich Marrakesh auf der Empfehlungsliste gesehen, weil es in meinen Augen ein wirklich starkes Spiel aus diesem Jahrgang ist. Ob es spielerisch für die Jury nicht herausragend genug war oder doch die Verfügbarkeit und Preisgestaltung dem Spiel im Weg standen, werden wir wohl nie erfahren. Das gar kein “expertigeres” Spiel empfohlen wurde, finde ich etwas schade, denn genug Material hätte es in meinen Augen gegeben.

Spiel des Jahres 2023 - Nominierungen
Spiel des Jahres 2023 – Nominierungen / Foto: Brettspielpoesie

Spiel des Jahres

Blicken wir auf die Nominierungen beim Hauptpreis. Ein Titel war ein sicheres Brett, aber Fun Facts und Next Station: London habe ich zumindest nicht bei den Nominierungen, sondern bei den Empfehlungen erwartet. Fun Facts habe ich noch nicht spielen können, aber von dem was man so über das Spiel hört hätte ich es nicht so stark eingeschätzt. Ich persönlich mag auch lieber Wortspiele, als Spiele, bei enen man sich gegenseitig einschätzt. Jetzt bin ich aber schon gespannt, es selbst zu erleben. Next Station: London ist ein interessantes Flip and Write-Spiel, welches aber auch recht solitär ist, da man nach einer Partie lediglich die Punkte vergleicht und es sonst keinerlei Interaktion gibt. Es ist schon irgendwie besonders mit den farbigen Buntstiften sein Streckennetz anzulegen und dabei immer wieder das Punktemaximum zu forcieren.

Womit ich bei den Nominierungen richtig lag, ist Dorfromantik und ich rechne auch fest damit, dass dieser Titel schon bald Spiel des Jahres 2023 sein wird. Die Gründe dafür könnt ihr im Text zu meiner Prognose nachlesen. Ich finde es auch gut, dass die Jury die Spielerzahl hier nicht korrigiert hat. Ich habe es zu sechst mit Kindern unserer Freunde gespielt und es hat funktioniert. Persönlich spiele ich es zwar lieber zu zweit, aber es offeriert eben diese Möglichkeit. Und es hat gegenüber anderen Kampagnenspielen den charmanten Vorteil, dass man es in einer Gruppenkonstellation beginnen und problemlos mit mehr oder weniger Personen weiterspielen oder gar Mitspieler ersetzen kann.

Auf der Empfehlungsliste gibt es nur wenige Überraschungen zu entdecken. Thats Not a Hat und Akropolis hatte ich ja als Kandidaten für eine Nominierung gesehen. Interessant finde ich die Empfehlung von That’s not a Hat für 3-6 Personen, da es mir auch mit mehr Spielern gefällt und ich letztens noch überlegt habe, ob man nicht sogar mehr als acht Spieler sein könnte. Bei vielen Personen kann es halt passieren, dass man selber nur selten oder vielleicht sogar kein einziges mal dran kommt, weil die Karten auf der anderen Seite des Tisches hin und her gehen und dort Minuspunkte gesammelt werden. Aber es bleibt bei uns nie bei einer einzigen Runde und beim nächsten Mal sieht es ganz anders aus. Unsere Partien dauern meist länger, sodass noch niemand gewinnen konnte, ohne wirklich mitgespielt zu haben.

KuZOOka und Sea Salt & Paper hatte ich tatsächlich auf der Empfehlungsliste erwartet. QE mag ein ungewöhnliches Spielkonzept sein, welches ich bislang noch nicht erleben konnte. Mir liegen Bietspiele generell nicht besonders, aber vielleicht wage ich mich nun doch einmal an dieses Experiment, bei dem man beliebig viel Geld einsetzen kann, aber am Ende nicht gewinnt, wenn man von allen das meiste Geld geboten hat. Strohmann Games hat ein gutes Händchen. Nach einer Nominierung für Fantastische Reiche vor zwei Jahren, folgt dieses Jahr eine weitere beim Kennerspiel und zusätzlich eben diese Empfehlung.

Das simple Kartenspiel Mantis, aus dem Verlag Exploding Kittens, ist mir bislang nicht untergekommen. Ohne mir konkret über dieses Spiel eine Meinung bilden zu können, finde ich dass unerwartet viele reine Kartenspiele auf den Listen sind. Dabei legt die Jury ja eigentlich Wert auf Diversität bei empfohlenen Spielen, die ich hier leider etwas vermisse. Wobei man schon zugestehen muss, dass die Nominierungsliste drei ganz unterschiedliche Spielkonzepte enthält.

Entgegen meiner Bedenken hat es auch Hitster auf die Liste geschafft, vermutlich weil es vielen Spielegruppen einfach eine schöne Zeit bereitet und daher nicht unerwähnt bleiben sollte. Als Autor nennt die Jury übrigens die Person, die damals die Kickstarter-Kampagne dazu erstellt hat: Marcus Carleson.


Ich bin insgesamt zufrieden mit der Auswahl der Jury. Doch was haltet ihr von den Nominierungen und Empfehlungen? Seid ihr ebenfalls zufrieden oder fehlt euch etwas? Welche sind eure Favoriten? Schreibt mir gerne Kommentare dazu.

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