City of Rome

City of Rome Cover
Cover / Foto: Abacusspiele

City of Rome war so ein wenig der Geheimtipp der letzten Spiel. Kaum einer hatte das Spiel mit dem in meinen Augen optisch wenig ansprechendem Cover vor der Messe auf dem Zettel, doch vor Ort war es durchgehend auf der Fairplay-Liste zu finden und konnte sich dort zum Schluss gemeinsam mit Belratti auf dem ersten Platz fest setzen. Das hat dem Spiel sicher einen großen Schwung mitgegeben. Mitnehmen wollte ich die große Neuheit von Abacusspiele sowieso, aber diese Platzierung lies meine Erwartungen an das Spiel noch steigen. Das Autoren-Duo Matthew Dunstan und Brett J. Gilbert ist ja immer mal wieder für eine Überraschung zu haben, vom zum Kennerspiel des Jahres Nominierten Elysium bis zu einem Reinfall wie Fairy Tile kann da alles dabei sein.

Spielmaterial:

Die 80 Gebäudekarten sind sind in verschiedene Kategorien unterteilt, in vier Spielerfarben jeweils zwei Startgebäude und der Rest wird in vier Kategorien unterteilt. Die Kärtchen wirken nicht sehr ansprechend, es wurde scheinbar mehr Wert auf Funktionalität, denn auf Atmosphäre gelegt. Es sind einige Holzpöppel in verschiedenen Farben und 6 Aktionsstreifen mit jeweils zwei Aussparungen für einen dieser Pöppel. Zudem noch einige Stantzteile, welche Geld, Siegpunkte, Einfluss und Bauziegel repräsentieren.

Spielmechanismus:

Wie so oft in Brettspielen, müssen die Spieler mal wieder Rom errichten. Alle Spieler beginnen mit denselben zwei Gebäuden, gebaut werden darf in einem 4×4-Raster. Der Spielablauf ist dabei ziemlich simpel: In jeder Runde wird der eigene Pöppel eingesetzt, der die Aktionsreihenfolge bestimmt, dann wählt jeder eine Karte, darf anschließend eine Karte in sein Raster einbauen und produzieren. Der Kniff steckt in den Details: Jeder Aktionsstreifen zeigt drei Ziegelsteine und zwei Produktionsräder. Ausgehend von der Kaiserfigur führen die Spieler ihre Aktionen aus. Wer sich nach ganz vorne setzt, hat den ersten Zugriff auf die Kartenauslage, aber auch nur ein Aktionssymbol. Um zu produzieren benötigt man jedoch zwei Zahnräder, die notwendigen Ziegelsteine beim Bau (1-3) bestimmt die Karte, die man ausspielen möchte. Das muss nicht die zuvor gewählte Karte sein, zu Spielbeginn bekommt jeder Spieler eine Karte, sodass immer aus mindestens zweien gewählt werden darf. Zusätzliche Symbole können hinzu gekauft werden, doch Geld ist ein rares Gut und bei Spielende wird übriges Geld 1:1 in Siegpunkte umgerechnet.

City of Rome Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Angelegt werden kann immer nur mit mindestens einer Kante an ein bestehendes Kärtchen. Bei den öffentlichen Gebäuden erfolgt in Abhängigkeit umliegender Kärtchen sogleich die Ausgabe des jeweiligen Bonus. Eine weitere Besonderheit: Aquädukte dürfen pro Zeile und Spalte nur einfach verbaut werden. Produktionsgebäude können direkt nach dem Bau produzieren, wenn in diesem Zug noch keine Produktion erfolgt ist. Wer seinen Zug beendet, nimmt seinen Pöppel vom Aktionsstreifen zurück. Sobald alle Pöppel entfernt wurden, wird zur Vorbereitung auf die folgende Runde der Aktionsstreifen gedreht und unter den Stapel geschoben. Offenbart der Kartenstapel I nach dem Aufdecken einer neuen Karte eine Einflusskarte wird diese neben die Karten gelegt und am Rundenende abgehandelt. Der Spieler mit den meisten Einflussmarkern erhält sie dann, muss dafür aber auch alle diese Marker abgeben.

City of Rome Spielerauslage
Spielerauslage / Foto: Brettspielpoesie

Spielende:

Nach 14 Runden endet eine Partie, dann ist der Kartenstapel I aufgebraucht. Für die Schlusswertung ist der Wertungsblock hilfreich. Für jedes Gebiet aus Wohnhäusern einer Sorte wird der Wert der Häuser mit der Anzahl angrenzender unterschiedlicher öffentlicher Gebäude multipliziert. Für Aquädukte werden Punkte anhand einer Wertungstabelle vergeben. Die Tempel bringen Punkte anhand ihrer Bedingungen und zu guter letzt werden Geld und je zwei Einflussmarker in Siegpunkte verwandelt und genau wie die Werte erhaltener Einflusskarten hinzugezählt, um den Gesamtsieger mit dem höchsten Punktwert zu bestimmen

Spieleranzahl:

Ob zu zweit, dritt oder viert, dieses Spiel skaliert gut. Es kommen entsprechend nur zwei, drei oder alle vier Kartenstapel zum Einsatz. Zu dritt gefällt es mir am wenigsten, denn dann sind die Entscheidungen auf der Aktionsleiste weniger wichtig. Wer in der Spielerreihenfolge als letzter einsetzen darf, hat meist wenig Optionen. Dieser Spieler kann fast immer sorgenfrei den hintersten, freien Platz einnehmen. Im Spiel zu zweit setzen beide Spieler im Wechsel zwei Figuren ein, was die zusätzliche Entscheidung hinein bringt, in welcher Reihenfolge man tätig werden möchte. Nur in den Farben weiß und braun kann zu zweit gespielt werden, da nur in diesen Farben zwei Pöppel enthalten sind.

Glücksfaktor?

Der Glücksfaktor ist schon relativ hoch. Liegen zwei interessante Gebäude aus, kann im Spiel mit mehr als zwei Personen nur eines davon gewählt werden. Dafür wird es sicher Runden geben, in denen kaum interessante Kärtchen ausliegen und man aus der vorhandenen Auswahl des Beste machen muss. Wer früh den Zugriff auf Produktionskärtchen erhält, hat einen Vorteil. Besonders wenn das eine Kärtchen, welches Geld und einen Baupunktmarker produziert, früh ins Spiel gelangt.

Fazit:

Mir persönlich fällt eine Partie City of Rome schwer, auch neue Spieler in das Spiel einzuführen erwies sich alles andere als einfach, viele Detailregeln müssen zunächst erklärt werden. Bei meinen Mitspielern lief es danach immer flüssig, ich vertue mich jedes Mal mit dem gedachten 4×4-Raster. Ich weiß nicht, warum mir das ausgerechnet bei diesem Spiel so schwer fällt. Vielleicht liegt es daran, dass öffentliche Gebäude sich am meisten lohnen, wenn man sie an möglichst viele andere Gebäude angrenzend baut, weil ihr Ertrag davon abhängt. Dafür müssen aber erst einmal einige Kärtchen ausgespielt worden sein und wenn dann die passende Lücke da ist, muss das gewünschte Kärtchen auch kommen – wenn man es nicht schon einige Runden auf der Hand hält. Das würde wiederum zu einer sehr eingeschränkten Auswahl beim Bauen in den vorherigen Runden führen. Auch bei den Aquädukten muss gut geplant werden, um alle vier errichten zu dürfen. Wobei nur hier sogar die Option besteht mit den Aquädukten andere Kärtchen zu Überbauen. Besonders Produktionsgebäude eignen sich zu diesem Zweck gut zum Spielende hin.

Die Aktionsreihenfolge ist interessant, sie erweckt immer wieder neue Zwänge. Es muss zwischen Kartenwahl und Aktionspunkten entschieden werden, ist man bei voller Besetzung der letzte Spieler, wird man kaum noch eine Wahl haben. Dafür sollte man vorbereitet sein, wenn man früher auswählen darf. Die Produktionskärtchen generieren erstmal keine Siegpunkte, dennoch kann die Produktion von Geld, Ziegeln oder Einflussmarkern helfen. Besonders wenn diese Kärtchen früh ins Spiel gelangen, zum Spielende hin werden sie uninteressanter. Man sollte zu Beginn einen Plan machen, auf welche Karten man setzen möchte, denn von allem etwas wird in der Regel nicht zu Erfolg führen. Ob der Plan sich auch so umsetzen lässt, wird sich im Verlauf der Partie herausstellen. Zumeist ist etwas taktische Anpassung des eigenen Plans aufgrund der aktuellen Kartenauslage und des Zugriffs darauf notwendig. Und nicht zu letzt sollte man auch die Mitstreiter im Blick behalten, um ihnen lukrative Karten möglicherweise vorzuenthalten.

Optisch finde ich die Kärtchen schon recht fragwürdig, schön sind die Grafiken nicht. Bei den Holzpöppeln und den Aktionsstreifen kann Abacusspiele dafür punkten. Das Spiel gefällt mir vom Prinzip her schon, nur bin ich scheinbar nicht in der Lage es zu meistern. Das könnte daran liegen, dass man häufig taktisch entscheiden und dabei kurzfristig umplanen muss, wobei man immer in dem 4×4-Raster denken muss, um sich nichts zu verbauen. Da man ungerne auf das Bauen verzichtet, kann man sich schnell verzetteln und durch ein ungeachtete Platzierung eines Kärtchens, sich den Platz für andere Elemente verbauen. Besonders zum Spielende hin wird es dann gefühlt zu einer  Rechenorgie, da jedes Kärtchen wohl überlegt sein will. Um das Maximum heraus zu holen, müssen alle Option durchkalkuliert werde: Lohnt es sich mehr ein Wohngebiet zu erweitern oder einen bestimmten Tempel zu errichten? Dies, gepaart mit der nicht sonderlich auffordernden Optik, führt bei mir leider zu weniger Spielspaß. Daher gibt es von mir persönlich auch nur vier Punkte, die meisten meiner Mitspieler hätten eine Note besser vergeben.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Abacusspiele
Autor(en): Matthew Dunstan, Brett J. Gilbert
Erscheinungsjahr: 2018
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 45 Minuten

Vielen Dank an Abacusspiele für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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