Fairy Tile

Fairy Tile Cover
Cover / Foto: Huch!

Es war einmal…eine wunderschöne Prinzessin, die lebte friedlich und glücklich mit ihren Eltern im großen Schloss, abgeschottet von allem Bösen dieser Welt. Bis eines Tages der böse Drachen im Berg erwachte und die Stadt überfiel, wobei er die Prinzessin in seine Höhle verschleppte. Doch ein Ritter war mutig genug, die Prinzessin aus den gefährlichen Fängen zu befreien und in ihr geliebtes zu Hause zurück zu bringen, wodurch sich die Prinzessin unsterblich in ihn verliebte…Und sie lebten glücklich, bis ans Ende ihrer Tage. Kurz und knapp, könnte so ein Märchen zusammen gefasst werden. Bei Fairy Tile wurde ein Märchen genommen, in 36 Teile geschnitten und die Spieler haben nun die Aufgabe, die Geschichten nachzuspielen. Doch natürlich nicht gemeinsam, sondern gegeneinander. Ein Wettrennen um die besten Märchen, klingt interessant, oder etwa nicht?

Spielmaterial:

Das Spielmaterial ist große Klasse. Alleine die drei bunten Miniaturen von Prinzessin, Prinz und Drache machen richtig was her und laden zum drauf losspielen ein. Die 15 Geländeplättchen sind aus dicker Pappe und schön illustriert. Letzteres gilt auch für die 36 Buchseiten-Karten, die Karten selbst könnten jedoch gerne etwas dicker sein. Neben der tollen Grafik sind im unteren Drittel der Karten zwei Texte abgebildet: Eine spielrelevante Aufgabe und der Geschichtentext. Der Geschichtentext ist in verspielter Schriftart geschrieben, das passt zwar thematisch, aber ist beim Vorlesen eher hinderlich und teils schwer zu entziffern. Aus Holz sind noch vier Magieplättchen enthalten.

Spielmechanismus:

Die Karten werden gleichmäßig unter den Spielern aufgeteilt, jeder versucht seine Karten als Erster loszuwerden. Dafür müssen die Aufgaben erledigt werden, z.B. die Prinzessin alleine im großen Wald oder der Drache und der Ritter treffen sich am Fluss. Bevor eine Karte erfüllt werden kann, muss genau eine Figur bewegt oder ein neues Geländeplättchen angelegt werden. Jede Figur hat für die Bewegung ihre eigene Regeln. Der Drache geht immer in gerader Linie bis zum letzten Ort auf einem Plättchen. Die Prinzessin bewegt sich auf ein angrenzendes Feld, kann dabei zusätzlich von Schloss zu Schloss reisen und der Ritter bewegt genau zwei Felder weiter. Alternativ kann ein Spieler auf diese Aktion verzichten und eine neue Seite aufschlagen, indem die aktuelle Karte unter den Stapel geschoben und eine neue Karte gezogen wird. Dabei wird außerdem das Magie-Plättchen auf die aktive Seite gedreht.

Fairy Tile Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Ein solches, aktives Magie-Plättchen ermöglicht es dem Spieler später einen Doppelzug auszuführen, also zwei Aktionen direkt hintereinander zu machen. Wer nach einem Zug keine Geschichte vollendet hat, beendet seinen Zug mit der alten Karte, die er auch im nächsten Zug wieder zur Aufgabe hat.

Fairy Tile Spielkarten
Spielkarten / Foto: Brettspielpoesie

Spielende:

Sobald ein Spieler seine letzte Karte abgelegt hat, endet das Spiel sofort und dieser Spieler ist der glückliche Gewinner. Sollte eine Aufgabe nicht mehr erfüllt werden können, was in seltenen Fällen durch die Zusammenstellung der Landschaft passieren kann, dann scheidet dieser Spieler aus und die anderen spielen weiter.

Spieleranzahl:

Zu zweit ist es spielerisch überhaupt nicht zu empfehlen, dabei kann sich das Spiel sogar aufhängen, wenn beide Spieler ein und dieselbe Figur immer wieder hin und her bewegen. Meist löst sich eine solche Situation erst, wenn ein Spieler aufgibt, wodurch der Gegenspieler einen Vorsprung gewinnen kann. Jedoch ergeben dann die Geschichten am Spielende noch am meisten Sinn, weil jeder die Hälfte aller Karten bekommt. Bei drei oder vier Spielern ergeben die einzelnen Sätze der Geschichte kaum noch einen verständlichen Zusammenhang. Dafür ist der Spielverlauf interessanter, wenn die Spieler sich gegenseitig behindern oder ungewollt helfen. Aber auch unberechenbarer, zwischen den einzelnen Zügen kann viel passieren und die Auslage wieder völlig anders aussehen. Besonders wenn zuvor Jemand einen Doppelzug machen konnte.

Glücksfaktor?

Die Schachtel-Rückseite verspricht ein strategisches Abenteuer-Legespiel, doch davon ist leider nicht viel zu bemerken. Ich sehe hier kaum strategische Elemente, es ist doch sehr glücksabhängig, wann ich welche Karte ziehe. Erst mit aktivem Magie-Plättchen kann ich zwei Züge direkt hintereinander ausführen und damit einen Plan verfolgen, den niemand durchkreuzen kann. Es kann sogar passieren, dass ein Spieler eine Aufgabe gar nicht mehr erfüllen kann und ausscheidet.

Fazit:

“Aussen hui, innen pfui!”, ist hier leider eine passende Redewendung. Optisch wunderschön gestaltet, mit tollem, auffordernden Material, hat das Spiel dahinter für meinen Geschmack leider zu viele Schwachstellen. Das Glück hat einen viel zu hohen Anteil am Verlauf einer Partie, die Aufgaben sind vom Schwierigkeitsgrad zu verschieden. Bei schlechter Verteilung, kann dies manche Mitspieler wirklich benachteiligen. Es ist nun mal leichter eine Figur zu einem bestimmten Ort zu führen, als zwei Figuren zusammen zu führen oder in Sichtweite aufzustellen. Aufgaben, für die der Drache bewegt werden muss, sind hinderlicher, desto größer die Landschaft sich entwickelt hat, da er eben immer bis zum Ende geht. Im Gegenzug wird die Prinzessin mobiler, umso mehr Schlösser ausliegen über die sie sich bewegen kann. Eigentlich eine spannende Knobelaufgabe mit den limitierten Bewegungsmöglichkeiten sein Ziel zu erreichen, doch bleibt es einfach ein Ärgernis, wenn ich ständig mehrere Züge zum Erfüllen brauche, während ein Mitspieler seine Aufträge ganz locker nebenbei erfüllt.

Die Geschichten im Anschluss oder auch beim Ausspielen der Karten vorzulesen, haben wir uns abgewöhnt. Dafür sind die Geschichten, wenn man alle Karten kennt, doch zu wenig unterschiedlich und teilweise auch recht konfus, wenn man nur Teile davon zusammen vorliest. Wir haben allerdings nur in reinen Erwachsenen-Gruppen gespielt, vielleicht kommt das bei Kindern anders an. Ich möchte dieses Spiel jedenfalls so gerne mögen, die Idee klang wirklich zauberhaft, aber leider ist meine Lust dieses Spiel hervor zu holen sehr gedämpft.

Wertungsnote 2/6

Verlag: iello / Vertrieb: Huch!
Autor(en): Matthew Dunstan, Brett J. Gilbert
Erscheinungsjahr: 2018
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 30 Minuten

Vielen Dank an Huch! für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

Ähnliche Artikel:

Eine Antwort auf „Fairy Tile“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert