Azul

Azul Cover
Cover / Foto: Pegasus Spiele

Auch auf diesem Blog wurde schon einiges über das Spiel des Jahres, Azul, geschrieben, doch eine Rezension gibt es hier bislang noch nicht. Das möchte ich heute gerne ändern, denn dieses Spiel als Spiel des Jahres auszuzeichnen wäre im aktuellen Jahrgang auch meine erste Wahl gewesen. Es hat auch völlig zu Recht den Beeple Award erhalten, mit dem das Beeple Netzwerk besonders herausragende und empfehlenswerte Spiele auszeichnet. Und da gehört Azul auf jeden Fall dazu. Doch was macht dieses Spiel so empfehlenswert? Lest weiter und erfährt meine Meinung dazu.

Spielmaterial:

Enthalten sind vier große Spielertableaus aus dicker Pappe mit Platz für die persönliche Fliesenablage und zur Markierung der Siegpunkte mit einem kleinen Holzklotz. Außerdem enthalten sind 100 Fliesen (20 pro Farbe) aus tollem Material, welches gut in der Hand liegt. Die neun Manufakturplättchen erinnern ein wenig an Bierdeckel. Der Startspielerstein war in der Erstauflage ein Stanzteil, das beim Auspöppeln häufig übersehen wurde. In späteren Auflagen ist er aus dem gleichen Material wie die Fliesen. Der Beutel ist gut verarbeitet und groß genug für alle enthaltenen Fliesen.

Spielmechanismus:

Runde für Runde werden zufällig Fliesen aus dem Beutel gezogen und jeweils vier davon auf die runden Manufakturplättchen gelegt. Der Startspielerstein wird zu Beginn einer jeden Runde mittig platziert. Dann darf jeder Spieler Fliesen auswählen und zwar alle einer Farbe von einem Ort, also entweder von einem Manufakturplättchen oder aus der Mitte. In die Mitte werden die übrigen Fliesen geschoben, wenn ein Spieler sich für eine Fliesenfarbe eines Plättchens entscheidet. Wer zuerst hier zugreift, muss den Startspielerstein an sich nehmen und in der eigenen Bodenreihe ablegen, wo alle Fliesen Minuspunkte einbringen. Dafür darf dieser Spieler in der Folgerunde als erstes zugreifen.

Azul Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Die Fliesen werden in eine Reihe des eigenen Tableaus gelegt, überzählige Fliesen müssen in die Bodenreihe gelegt werden. Wenn alle Fliesen aus der Mitte genommen wurden,  endet eine Runde und jeder Spieler darf eine Fliese aus jeder vollständigen Reihe auf den farblich passenden Platz in der Auslage schieben. Das wird mit Punkten belohnt, nicht nur für den soeben platzierten Stein, sondern auch für daran angrenzende Steine. Übrige Steine können im Deckel der Spielschachtel platziert werden. Sie kommen erst erneut ins Spiel, wenn das Säckchen keine Steine mehr enthält.

Azul Spielertableau
Spielertableau

Mit der Rückseite der Tableaus können die Fliesen freier platziert werden, da keine Farbvorgaben zu sehen sind. Es darf trotzdem in jeder horizontalen und vertikalen Reihe jede Farbe nur einmalig platziert werden.

Spielende:

Nach der Runde, in der es mindestens einem Spieler gelingt eine horizontale Reihe zu vervollständigen, endet das Spiel mit der Vergabe der Zusatzpunkte für komplette Reihen, Spalten und Farben. Wer anschließend die meisten Punkte hat, gewinnt die Partie.

Spieleranzahl:

Egal in welcher Spieleranzahl, Azul funktioniert einfach. Je nach Mitspielern werden einfach mehr oder weniger Manufakturplättchen ausgelegt. Bei zwei Spielern kann es passieren, dass der Beutel nicht komplett leer gespielt wird, also auch nicht alle Fliesen ins Spiel kommen. Oder nur gerade so, während im Mehrpersonenspiel mehr Steine erneut auftauchen. Zu zweit ist es planbarer, zu viert dafür etwas aufregender, ob man die gewünschten Fliesen noch bekommt, oder nicht. Bei der flotten Spielzeit ist dieses Risiko durchaus vertretbar.

Glücksfaktor?

In welcher Reihenfolge und Zusammenstellung die Fliesen aus dem Säckchen kommen, ist natürlich zufällig und kann mal besser, mal schlechter zur eigenen Auslage passen. Das ist vollkommen okay und es macht auch ein wenig des Reiz aus, dass es eben nicht genau durchplanbar ist.

Fazit:

Wie auch schon im Vorjahr bei Kingdomino, hatte ich bei Azul bereits nach der ersten Partie das Gefühl, ich könnte den kommenden Spiel des Jahres Preisträger in den Händen halten. Das Spielmaterial ist hochwertig verarbeitet, die kleinen Fliesen liegen gut in der Hand, das Material lädt einfach zum mitspielen ein. Okay, der Marker um die Punktzahl festzuhalten, kann leicht verrutschen, aber in unseren Partien war dies kein großes Problem. Und auch der Beutel ist ausreichend groß für alle Fliesen. Luxus wäre ein zweiter Beutel, für die abgelegten Steine, der das etwas lästige neu Befüllen des Beutels verhindern würde. Die Regeln sind kurz und eingängig. Lediglich bei der Wertung können Einsteiger vielleicht etwas ins Stolpern geraten, da diese nicht wirklich intuitiv ist. Doch nach wenigen Partien geht sie ins Blut über. Die Thematik ist natürlich mehr Schein als sein, es täuscht ein wenig darüber hinweg, dass es sich hierbei um ein rein abstraktes Spiel handelt.

Was Azul zum verdienten Spiel des Jahres macht, ist die unterschiedliche Ausprägung, in der eine Partie verlaufen kann. Wenigspieler können sich nur auf sich selbst konzentrieren, sie bauen etwas auf und haben Spaß an einer Partie. Erfahrene Spieler können hingegen auch “gemein” spielen und versuchen nicht nur für sich das Optimum herauszuholen, sondern auch mal zurück zu stecken, wenn dem Mitspieler damit der Plan durchkreuzt werden kann. Dann kann es auch ordentlich Minuspunkte hageln, wenn ein Spieler viele Steine einer Farbe nehmen muss, für die er gar nicht (mehr) so viel Platz hat. Es kann also recht taktisch gespielt werden, muss aber nicht. Dadurch spricht es verschiedene Spielertypen an. Das Spielmaterial bietet als einzige Abwechslung die beiden Seiten der Spielertableaus mit und ohne exakte Vorgabe zum Platzieren der Fliesen, doch der Spielverlauf an sich ist immer wieder etwas anders und daher wird jede neue Partie interessant. Ein rundum gelungenes Familienspiel, welches auch ich gerne jederzeit auf den Tisch bringe.

Wertungsnote 6/6

Verlag: Next Move Games / Vertrieb: Pegasus Spiele
Autor(en): Michael Kiesling
Erscheinungsjahr: 2017
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 30 – 45  Minuten

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5 Antworten auf „Azul“

[…] Azul ist ein besonderes Spiel, es spricht Gelegenheitsspieler und Kennerspieler zugleich an. Als Beweis dafür wurde es nicht nur zum Spiel des Jahres ausgezeichnet, sondern auch vom Publikum zum Gewinner des Deutschen Spielepreises ernannt. Besonders bei diesem Preis hatten es Familienspiele in den vergangenen Jahren eher schwer, zum Sieger gekürt wurden in den Jahren zuvor nur Kenner- und Expertenspiele. Zuletzt ist es 2009 einem Spiel gelungen beide Preise abstauben zu können, es gelang damals Dominion. Und wie es bei ausgezeichneten Spielen so oft geschieht, hat der Verlag direkt nachgelegt. Allerdings nicht mit einer Erweiterung, sondern direkt mit einer Abwandlung des Grundspiels. Was anfänglich als Azul II die Runde machte wurde nun als Azul – Die Buntglasfenster von Sintra veröffentlicht. Aus Fliesenlegern wurden nun Glaser, die geforderte Anordnung bestimmt farbiger Steine ist nach wie vor das Ziel. […]

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