Wieder sind so einige Krimi- und Rätselspiele auf unserem Tisch gelandet und wurden voller Spannung erlebt. Die Krimi-Thriller-Reihe vom Noctis-Verlag ist nun als Masters of Crime bei Kosmos untergekommen und der erste gemeinsam entstandene Titel ist Mosquito. Die Verlagsgruppe Oetinger möchte mit den interaktiven Audio-Brettspielen der Reihe Murdio Island-Reihe einen Fuß in die Welt der Brettspiele bekommen. Hidden Games setzt mit Wer hat Mr. Reed getötet? ebenfalls auf Audio-Inhalte und moses. hat ein weiteres Produkt von Prof. Puzzle ins eigene Verlagsprogramm aufgenommen: Spur des Geldes.
Masters of Crime: Mosquito

Anfangs zeichnete sich diese Reihe von Noctis dadurch aus, dass man bei diesen Kriminalfällen nicht als Ermittler unterwegs ist, sondern auf der anderen Seite des Gesetzes steht. Bei Stillleben gab es dann erstmals die Neuerung, das Spiel in zwei Phasen zu durchlaufen. In der ersten trifft man Vorbereitungen für die zweite Phase, die je nach zuvor getroffener Entscheidungen ganz unterschiedlich verläuft. Dies ist nun auch bei Mosquito wieder der Fall. Statt einen Raub zu planen, stehen die Spieler nun vor der Herausforderung eine Expedition vorzubereiten, um zu einem verborgenen Schatz im Dschungel zu gelangen, für den im der ersten Phase jemand sein Leben lassen musste. Nachdem der Mörder enttarnt ist, geht es an die Schatzsuche, für die man sich ein Team aus den zuvor näher beleuchteten Verdächtigen zusammenstellt.

Ansonsten bleibt alles beim alten: Zum Spielmaterial gehört ein dicker Kartenstapel, ein großes Faltblatt sowie ein Dutzend Umschläge mit zusätzlichem Spielmaterial. Entdeckt man einen Ort, nimmt man den zugehörigen Kartenstapel und muss meist direkt eine Entscheidung treffen. Beispielsweise ob man anklopft oder die Tür eintritt. Ja nach getroffener Entscheidung legt man bestimmte Karten weg und liest, was nun passiert. Gute Entscheidungen werden mit Sternen belohnt, die man entsprechend ausmalen darf. Komplett ins Aus spielen kann man sich durch getroffene Entscheidungen aber nicht, man bekommt immer das weitere Spielmaterial zu sehen. Zusätzlich zur Belohnung mit Sternen, kann man bei Mosquito aber auch Zeit verlieren, was ebenso auf dem Faltblatt markiert wird. Besonders der zweite Teil fühlt sich relativ frisch an, da auch mit dem Spielmaterial etwas anders umgegangen wird, als zuvor. Es gibt dann sogar einen kurzen Part, den man in Echtzeit absolvieren sollte, um die bestmögliche Wertung zu erreichen.

Bei der Masters of Crime-Reihe weiß man einfach, was man bekommt: Ein tolles Spielerlebnis und viel Liebe zum Detail bei der Umsetzung. In gut drei Stunden haben wir uns an den vielen Anspielungen auf bekannte Schatzjäger-Geschichten erfreut und haben voller Spannungen Rätsel gelöst und Entscheidungen getroffen. Für manche Rätsel benötigt man das Internet, um weitere Informationen zu erhalten. Zur Eingabe von Codes und als Hilfe steht die von dieser Reihe gewohnte Webseite zur Verfügung. Zwar ist der Einstiegspunkt nun auf der Homepage vom Kosmos-Verlag, dort wird aber nur zur Homepage von Noctis verlinkt. Die Codes können ganz unterschiedlich aussehen, die Webseite verrät aber in der Regel welches Format erwartet wird.
Leider gibt die Hilfe nur Tipps, keine konkreten Lösungen. An einer Stelle standen wir ein wenig auf dem Schlauch und wir hätten uns über einen guten Wink mit dem Zaunpfahl sehr gefreut. Wenn man das Faltblatt und den Notizzettel nicht direkt beschreibt, lässt sich das Spiel weitergeben und von einer anderen Gruppe erneut spielen. Die Perforation bei den zunächst geheimen Dokumenten ist dann zwar bereits geöffnet, das sollte den Spielspaß aber nicht einschränken.

Thematisch finde ich es ein wenig lahm, schon wieder einem verlorenen Schatz auf den Spuren zu sein. Da können die Autoren dieses Spiels nichts für, aber das Thema wurde schon bei so vielen Escape Room- bzw. Abenteuerspiel-Reihen ausgereizt, dass es mir mittlerweile nur noch ein müdes Lächeln entlockt. Dabei ist die Umsetzung an sich gelungen, aber das Thema fühlt sich einfach schon zu ausgelutscht an. Ich hoffe bei der nächsten Box wieder auf ein etwas kreativeres Thema, ansonsten darf die Qualität der Umsetzung gerne so bleiben.

Verlag: Kosmos / Noctis
Autor(en): Verena Wiechens, Markus Setzke, Martin Student
Erscheinungsjahr: 2024
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 150 – 210 Minuten
Vielen Dank an Kosmos für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Murdio Island: Die Panda-Panik

Mit Murdio Island gibt es eine neue Spielwelt im Genre der Kriminalspiele, welche durch eine interaktive Story und hochwertige Audio-Inhalte aus der Masse heraus stechen möchte. Während Autor Hans Pieper schon bei anderen Spielen dieses Genres (u.a. Schuldig!?, Cyber Crime Files) tätig wurde, ist sein Kollege Kai Dorenkamp vor allem als Texter und Musiker bekannt. Der Untertitel lautet “Das interaktive Audio-Brettspiel”. Und das beschreibt ganz gut, was man bekommt: Es ist ein Brettspiel, welches mit einem großen Spielbrett daher kommt, das sich aus zwei Teilen zu einem Koordinatensystem zusammen setzt.

Interaktiv wird es, da getroffene Entscheidungen den Spielverlauf beeinflussen. Das bezieht sich sowohl auf Dialoge, bei denen man aus möglichen Antworten wählt, als auch auf verschiedene Wege, bei denen man sich für eine Option entscheidet. Und zu guter Letzt gibt es viele hochwertig produzierte Audio-Inhalte, bei denen man gut zuhören sollte, um die richtigen Entscheidungen treffen zu können.
Kurz zur inhaltlichen Einbettung: Aus finanziellen Gründen wurde auf Murdio Island die Polizei abgeschafft, was die Insel zu einem Zentrum des Verbrechens hat verkommen lassen. Da die Polizei vom Festland nicht immer schnell genug zur Verfügung steht, muss so mancher Kriminalfall nun anderweitig gelöst werden. In diesem Fall dreht sich alles um drei Pandas, die über Nacht unbemerkt aus dem Zoo verschwunden sind.
Das Spielprinzip funktioniert gut, die App nimmt einen wirklich an die Hand. Für meinen Geschmack etwas zu sehr. An einigen Stellen haben wir uns während Audio-Inhalte noch liefen selbst überlegt, auf welcher Karte es an welcher Position weitergehen könnte, doch die App hat uns diese Information dann von sich aus geliefert. Hier wäre es leicht möglich mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden zu arbeiten, um mehr oder weniger Unterstützung zu erhalten.
Darüber hinaus gibt es jederzeit die Möglichkeit um Hilfestellung zu bitten, dies war für uns aber zu keiner Zeit notwendig. Die Rätsel waren sehr einfach, wir haben anfangs sogar etwas zu kompliziert gedacht, weil wir dachten da müsste mehr dahinter stecken. Es gibt bei Spielende keinerlei Auswertung wie gut man sich geschlagen hat, obwohl sich das ja aus der benötigten Zeit, verwendeter Hilfestellung und Falscheingaben leicht ermitteln lassen könnte. Leider hat die App auf meinem Smartphone das Problem, dass man jede Auswahl doppelt tätigen muss, das war etwas mühsam. Vielleicht ist dies aber auch nur ein Einzelfall. Wenn nicht, wird das Verhalten hoffentlich schon bald angepasst. Sämtliches Spielmaterial bleibt unversehrt, eine Weitergabe des Spiels ist daher ohne Probleme möglich.
Etwas verdutzt mussten wir hinterher feststellen, das einige der enthaltenen Karten gar nicht verwendet wird. Selbst wenn man einbezieht, dass es unterschiedliche Wege gibt, sind doch viel mehr Ortskärtchen enthalten, als benötigt werden. Es gibt die Möglichkeit in der App einen weiteren Fall hinzuzukaufen, der sich mit dem Material dieser Box lösen lassen soll. Einen Hinweis darauf findet man auf der Schachtelrückseite, es wird also seitens des Verlags mit offenen Karten gespielt. Den zusätzlichen Fall haben wir nicht ausprobiert, daher weiß ich derzeit nicht, ob sich der Erwerb lohnt.
Insgesamt hat mir der Ausflug nach Murdio Island gefallen. Wir haben die angegebenen 75 Minuten benötigt, was aber in erster Linie auch auf die Länge der Audio-Inhalte zurückzuführen ist. Thematisch haben sie mich mit der Panda-Geschichte vollkommen abgeholt, auch wenn das Verhalten der Personen, die sich auf die Suche machen uns teilweise an den Rand der Verzweiflung brachte. Allerdings habe ich das Gefühl, dass man sich besonders auf die Audio-Inhalte fokussiert hat. Ich würde mir wünschen, dass die Rätsel in weiteren Fällen kniffeliger und vielleicht auch etwas innovativer angelegt werden und man die Option bekommt, mehr Entscheidungen selbst zu treffen.

Verlag: Oetinger
Autor(en): Hans Pieper, Kai Dorenkamp
Erscheinungsjahr: 2024
Spieleranzahl: 1+ Spieler
Dauer: 60 – 75 Minuten
Vielen Dank an Oetinger für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Wer hat Mr Reed getötet?

Zuerst war Hidden Games ein Anbieter von realen Escape-Rooms, dann wurden sie für ihre gut ausgearbeiteten Ermittlerspiele rund um Kommissar Hahnke und Klein-Borstelheim berühmt. Doch ruhen sich die kreativen Köpfe nicht auf ihren Erfolgen aus, sondern bringen immer wieder neue Krimispielideen auf den Markt. Zuletzt erschien das Krimi-Brettspiel Wer hat Mr. Reed getötet?. Da kann man sich schon die Frage stellen, was dieses Spiel von den Tatort-Ermittlerspielen unterscheidet.
Dieses neue Spiel kommt zunächst einmal mit einem klassischen Spielbrett. Dieses zeigt einen Ausschnitt der Stadt Havenburg, einer amerikanischen Stadt Mitte der fünfziger Jahre. In sieben Kapiteln lernt man die Bewohner dieses beschaulichen Ortes kennen. Zu jedem dieser Kapitel gehören Personenkärtchen, Ereigniskarten, Audioschnipsel und meist auch Puzzleteile, welche man auf bestimmte Bereiche der Stadt legt, um diese zu verändern. Ein Faltblatt bietet Platz für Notizen zu den einzelnen Personen. Die Schachtel ist prall gefüllt mit dem gesamten Spielmaterial.

Anders als bei den Ermittlerspielen, gibt es hier eine Anleitung, diese passt jedoch vollständig auf ein doppelseitig bedrucktes DIN A4-Blatt. Immer in derselben Reihenfolge geht man das Spielmaterial durch: erst die Puzzleteile, um zu sehen was sich verändert, dann die Audioschnipsel zu den Personen, dann die Informationen neuer Ereigniskarten und zuletzt nummerierte Audioschnipsel, die man Personen und/oder Orten zuweisen soll. Mit diesen Informationen kann man die fünf bis acht Fragen beantworten, die zu Beginn eines jeden Kapitels gestellt sind.

Die Spielzeit erstreckt sich nicht gleichmäßig über die Spielzeit. Die ersten Kapitel dauern länger, die hinteren Kapitel gehen dann schneller von der Hand, weil man auch Informationen aus vorherigen Kapiteln verwendet und insgesamt einfach weniger neues Material erhält. So ist es auch laut Anleitung vorgesehen. Man kann zwischen den Kapiteln pausieren, die Pausen sollten meiner Meinung nach aber nicht zu lang werden, da sich die Kapitel inhaltlich aufeinander beziehen und man nicht immer alle Fragen nur anhand des Materials des aktuellen Kapitels lösen kann. Die angegebenen 3-4 Stunden haben wir nicht benötigt, sondern waren bereits nach etwa zwei Stunden mit den Ermittlungen durch.
Ein Hilfesystem existiert nicht, man beendet ein Kapitel einfach, wenn man meint, alle Fragen beantworten zu können und prüft diese dann gegen die Auflösung. Wer die ausschweifenden Erläuterungen nicht selbst lesen möchte, kommt über einen Rekorder auf der Webseite auch zur vertonten Ausgabe, bei der man sich an Kommissar Hahnke erinnert fühlen könnte. Dieser spricht eher langsam, was schon ein wenig Zeit in Anspruch nimmt, die man aber gut füllen kann, indem man das folgende Kapitel bereits vorbereitet. Sämtliches Spielmaterial bleibt unversehrt, wenn man keine dauerhaften Notizen auf dem beiliegenden Faltblatt vornimmt.

Der veränderliche Spielplan hat mich ein wenig an MicroMacro erinnert, auch wenn man hier nur zwei Zeitebenen hat, vorher und hinterher. Darüber kann man aber bereits einiges spekulieren, was sich dann durch die Informationen der Karten und der Audioschnipsel meist bestätigt. Für meinen persönlichen Spielegeschmack dürfte es inhaltlich gerne etwas knackiger und weniger offensichtlich sein. Von daher wünsche ich mir, dass es nicht bei der Frage nach dem Mörder von Mr. Reed bleibt und wir noch weitere Mordfälle auf ähnliche Art und Weise aufklären dürfen.

Verlag: Hidden Games / Vertrieb: Pegasus Spiele
Autor(en): k.A.
Erscheinungsjahr: 2024
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 180 – 240 Minuten
Vielen Dank an Hidden Games für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Spur des Geldes

Bei Spur des Geldes beginnt die Suche nach einem Mörder mit der Sichtung des Portemonnaies des Opfers, welches man bei der Leiche gefunden hat. Sonst liegt nur ein einziges Papierdokument bei. Auf einer Seite davon ist eine Karte der näheren Umgebung des Tatorts zu sehen, die andere Seite bietet Platz für Notizen.

Leider ist die Box, in der das Material verstaut ist, viel zu dick gewählt, den größten Teil der Schachtel füllt leider nur Pappe aus. Weitere Hinweise gibt es nur digital. Es wird empfohlen auf mehrere Geräten die entsprechende Webseite mit dem “Online-Ermittlungsportal” zu öffnen, allerdings gibt es keinerlei Verbindung zwischen den Geräten, sodass alle Codes auf jedem Gerät korrekt eingegeben werden müssen, um überall neues Material freizuschalten. Das ist leider etwas mühsam.

Das Portemonnaie könnte ein besonderer Aspekt dieses Spiels sein, doch leider bleibt genau dessen Umsetzung weit hinter den Erwartungen zurück. Der Geldbeutel selbst ist aus dünner Pappe, genau wie alle anderen Elemente, die sich darin befinden (z.B. EC-Karte, Fahrschein, Foto). Das ist sicherlich auf die Preisgestaltung zurückzuführen, hinterlässt aber leider auch keinen bleibenden Eindruck.

Bei den Befragungen, die man nur in online abrufbaren Dokumenten findet, hat man leider versäumt diese zu vertonen und damit etwas Abwechslung in die Ermittlung hineinzubringen. Wenn man den Notizzettel nicht für dauerhafte Notizen verwendet, lässt sich das Spiel komplett zurücksetzen und weitergeben.
Der Fall ist inhaltlich gut nachzuvollziehen, die Lösung liegt nicht direkt auf der Hand. Wir haben sogar etwas mehr als die angegeben 90 Minuten für die Lösung benötigt. Leider wirkt es durch das stufenweise Freischalten der Beweismittel sehr geführt, sodass es uns zu keiner Zeit vor Herausforderungen stellte, die Geschehnisse nachzuvollziehen. Da bevorzuge ich die Herangehensweise zu Beginn (fast) alle Beweismittel zur Verfügung zu haben und selbst sondieren zu müssen. Der grundlegende Ansatz dieses Spiels ist nicht verkehrt, mit kleineren Anpassungen und etwas mehr Sorgfalt bei der Umsetzung könnte ein weiterer Fall dieser Art vermutlich schon mehr Eindruck hinterlassen.

Verlag: moses. / Professor Puzzle
Autor(en): k.A.
Erscheinungsjahr: 2024
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: ca. 90 Minuten
Vielen Dank an moses. für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!