Mehr Spielecafés braucht das Land

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Logo / Foto: Brettspielpoesie

Sollte ich irgendwann mal im Lotto gewinnen, würde ich mir gerne den Traum von einem eigenen Brettspielcafé erfüllen. Denn in Braunschweig gibt es weder einen richtig guten Laden, in dem Spiele erworben werden können, noch eine Lokalität, wo gespielt und ausgeliehen werden kann. Ja, es gibt eine kleine Eckkneipe im Uni-Viertel, wo man zum Spielen hingehen kann und sie haben auch das ein oder andere speckige Tabu oder Wizard vorrätig. Aber es gibt keinen Ort, wo all dies zusammen kommt. Einen Ort, zu dem man gerne geht, um Leute zu treffen, Spiele zu spielen und den einen oder anderen Titel für zu Hause zu erwerben.

Codenames Duett

Codenames Duett Cover
Cover / Foto: Brettspielpoesie

Ein erfolgreiches Spiel, welches sogar diverse Preise bekommen hat, will gepflegt werden. Normalerweise kommen in den Folgejahren alle möglichen Erweiterungen auf den Markt. Das könnte beim vergangenen Spiel des Jahres Codenames schwer werden, einfach nur neue Wortkarten würden sich sicherlich nur bedingt verkaufen lassen. Doch bisher schaffen es Autor und Verlag immer wieder neue, interessante Adaptionen am Markt zu etablieren. Zuerst folgte eine Variation mit Bild- statt Wortkarten – Codenames Pictures. Dies kam unterschiedlich an, während es in unseren Gruppen schwieriger eingestuft wurde und weniger Spaß bereitet, hörte ich auch schon genau das Gegenteil. So findet jeder seine liebste Variante, im Zweifelsfall kann man beide Versionen sogar mischen. Dann erschien noch im gleichen Jahr mit Codenames Undercover eine nicht ganz jugendfreie Version, die tatsächlich einfach “nur” neue Wörter enthält, seinen Reiz jedoch durch die anzüglichen Worte erhält. Was alle gemeinsam haben: Zu zweit oder dritt lässt es sich eher nicht so toll spielen, zwei Teams aus zwei oder mehr Personen sollte man mindestens zusammen bekommen. Bis jetzt, denn Codenames Duett schafft es das Spiel für zwei Spieler perfekt anzupassen und macht aus dem erbitterten Duell zweier Agenten-Teams ein kooperatives Duett.

BONK

BONK Cover
Cover / Foto: Brettspielpoesie

2017 schaffte es das Geschicklichkeitsspiel Klask auf die Empfehlungsliste der Spiel des Jahres-Jury. Zwei Spieler können sich dabei mit ihren Figuren, die über Magnete auf der Unterseite des Spielbretts gesteuert werden, heiße Gefechte leisten. Wollen mehr Spieler daran teilnehmen, war bisher ein Turnier-Modus notwendig. Auf der diesjährigen Spiel in Essen konnte man allerdings erste Blicke auf eine runde Version von Klask für vier Spieler erhaschen. Leider habe ich es nicht geschafft, diese Version anzuspielen. Stattdessen konnte ich BONK spielen, den Nachfolger im Programm von Game Factory. Ein Geschicklichkeitsspiel, bei dem man mit kleinen Stahlkugeln versucht, die größere Holzkugel in das gegnerische Tor zu befördern. Das sorgt für kurzweiligen Spaß und möchte ich euch hier im Detail vorstellen.

Spiel mit den Löwen 2017

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Logo / Foto: Brettspielpoesie

Freitagnachmittag, kurz vor Feierabend. Ich spreche mit einer Kollegin über das bevor stehende Wochenende. Sie fragt mich “Und, was liegt bei Dir am Wochenende an?”. Vorfreudig erzähle ich ihr von einer Veranstaltung im Jungendzentrum Neustadtmühle, bei der den ganzen Tag gespielt werden kann. Verdutzt fragt sie mich: “Kannst Du das nicht jeden Samstag machen, genug Spiele hast Du doch zu Hause!?” Natürlich könnte ich das, in der Theorie. Aber da kommt immer so viel dazwischen: Einkauf, Essen kochen, Haushalt, etc. Wenn aber solch eine Veranstaltung fast vor der eigenen Haustür statt findet, geht man da natürlich hin, man möchte das liebste Hobby ja verbreiten. Und so haben wir einigen Freunden ebenfalls Bescheid gegeben, sie könnten doch mit ihren Kiddies dazu kommen. Und einige sind unserer Einladung gefolgt.

Knister

Knister Cover
Cover / Foto: Brettspielpoesie

Der Nürnberger Spielkarten-Verlag versucht dieses Jahr vor allem älteren Spielen neues Leben einzuhauchen. Dabei kam unter anderem Knister, eine Neuauflage von Würfel-Bingo, heraus. Erstmalig 2007 bei Ravensburger erschienen, schaffte es das kleine Würfelspiel im Erscheinungsjahr sogar auf die Empfehlungsliste zum Spiel des Jahres. Im verflixten siebten probierte der Verlag Schmidt Spiele eine Wiederbelebung, obendrauf gab es eine Variante mit größerem Raster. Und jetzt, 2017, versucht der NSV sein Glück. Wie ich hörte, war es auf der Spiel in Essen neben The Game – Face to Face besonders gefragt. Die Schachtel verspricht “KNISTER…zündet sofort!”, ob das auch bei uns der Fall war, erfahrt ihr in dieser Rezension.

Shephy

Shephy Cover
Cover / Foto: Brettspielpoesie

Besonders auf der Spiel in Essen halte ich Ausschau nach Spielen, in denen sich alles um Schafe dreht. Und das ist Jahr für Jahr immer einiges, auch wann man denkt, dass dieser Trend langsam abebben müsste. Bereits letztes Jahr fiel mir das Solo-Spiel Shephy auf, doch die Illustrationen sprachen mich so gar nicht an und den Preis empfand ich auch zu hoch für ein reines Solo-Spiel. Dieses Jahr entdeckte ich den Stand wieder in Halle 1. Da ich mich mittlerweile doch ganz gerne dem ein oder anderen Solo-Spiel stelle, rückte es erneut in meinen Fokus. Und auf einmal schrecken mich die Illustrationen auch gar nicht mehr so dolle ab, mittlerweile finde ich sogar gefallen an so mancher Zeichnung.

Die Legenden von Andor – Das Finale

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Logo / Foto: Brettspielpoesie

Asmodee hat es dieses Jahr groß beworben: “Great Games, amazing Stories” wollen Sie ihren Kunden bieten. Auch Ignacy Trzewik von Portal Games schreibt über “Boardgames that tell stories”. Die Trends der vergangenen Jahre bestätigen dies: Das Legacy-Prinzip, bei dem das Spiel durch die Entscheidungen der Spieler individuell angepasst wird, erfreut massenweise Spieler auf der ganzen Welt. Doch gab es vor diesem Trend bereits ein Kennerspiel, welches seine Faszination zu einem großen Teil aus der Geschichte zieht, die um das Spiel herum erdacht wurde. Gemeint ist natürlich Die Legenden von Andor. Gespielt werden unterschiedliche Kampagnen, Legenden genannt, die man kooperativ erst einmal meistern muss, bevor sich ins nächste Abenteuer gestürzt wird. Insgesamt 17 offizielle Legenden enthalten die drei großen Spiele. Dazwischen gab es immer mal wieder kleinere Schachteln mit weiteren Helden oder Legenden und einzelne Bonus-Legenden. Daneben nicht zu vergessen viele Fan-Legenden. Zum Abschluss und als Dankeschön an die Fans wurde nun noch diese Bonus-Box veröffentlicht.

Queendomino

Queendomino Cover
Cover / Foto_ Pegasus Spiele

Ein König hat ein wundervolles Königreich erbaut, doch ihm fehlt eine Dame an seiner Seite. Doch solch eine Dame kann das eigene Königreich ganz schön durcheinander bringen, wenn sie ihre Ideen umsetzt. Deswegen bekommt die Dame nun ihr eigenes Königreich. Queendomino ist nicht bloß eine Erweiterung, sondern ein komplett eigenständiges Spiel, welches ebenfalls als Erweiterung verwendet werden kann. Die Schachtel ist größer, als die des Spiel des Jahres, auch in der neuen Auflage. In der Version von Blue Orange Games ergeben die beiden Spiele eine gemeinsame Landschaft. Leider geht dies in der Pegasus-Version unter, weil der Pegasus-Rahmen das Bild auseinander zerrt. Ich kann die Hintergründe der Verwendung dieses Rahmens als Teil der Corporate Identity nachvollziehen, hier fällt es aber wieder eher unangenehm auf.

Pioneers

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Cover / Foto: Queen Games

Mittelamerika, Ende der 40er Jahre des 19. Jahrhunderts: Viele Europäer strömen nach Amerika, um dort den amerikanischen Traum zu leben. Von der Ostküste breiten sie sich aus in Richtung Westen, nehmen das unbesiedelte Land ein und lassen sich dort nieder. In den Orten werden bestimmte Berufsgruppen dringend gesucht, die sich dort ein neues Leben aufbauen können. Die anderen ziehen weiter, um ihr eigenes Glück in einer der anderen Städte zu finden. Dieses Szenario ist die Grundlage in Emanuelle Ornellas Pioneers, welches bei Queen Games erschienen ist. Natürlich hätte man das Ganze auch mit Loks, Eisenbahnstrecken und Bahnhöfen umsetzen können, aber so fühlt es sich thematisch etwas frischer an.

Wann ist ein Spiel ein Spiel?

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Logo / Foto: Brettspielpoesie

Was benötigt ein Spiel, um ein Spiel zu sein? In letzter Zeit höre ich häufiger die Frage danach, ob es sich “tatsächlich noch um ein Spiel” handelt. Zum Beispiel bei den vielen Exit/Escape Room-Umsetzungen für zu Hause, wird angezweifelt, ob es sich Spiel bezeichnen darf oder eher eine Aneinanderreihung von Rätseln mit mehr oder weniger Geschichte drum herum zu sein vermag. Ich erinnere mich daran, dass ich bei der Klask-Rezension bereits auf der Suche nach der Definition eines Brettspiels war. Auch da stand die Frage im Raum, wie viel ein Geschicklichkeitsspiel noch mit einem Brettspiel zu tun hat. Im Endeffekt sollen die Spieler Spaß haben, ich denke dabei sollte man nicht zu sehr in Schubladen denken. Wikipedia definiert ein Gesellschaftsspiel als “ein (…) von zwei oder mehr Personen unternommenen Zeitvertreib zum Zwecke des Vergnügens”. Zeitvertreib zum Vergnügen klingt passend, aber warum müssen sich dafür mindestens zwei Personen zusammen finden? Ich habe eher das Gefühl, dass Solo-Spiele immer beliebter werden. Und über eine Reihe solcher Solo-Spiele möchte ich heute gerne berichten.